Donnerstag, 28. April 2011

Der Rest ist Schweigen.

Ich glaube, ich muss etwa 8 Jahre alt gewesen sein, als ich das erste Mal den Satz: "Bei ihm (oder ihr) wird der Knoten schon noch platzen." hörte. Sicherlich ging es um irgendein nicht ganz dummes, aber vielleicht faules oder etwas schwerfälliges Kind und der Knoten sollte beim Rechnen oder Lesen platzen. Bis heute habe ich den Satz in unterschiedlichen Zusammenhängen… na… bestimmt 250 mal gehört, meine Mutter denkt ihn vielleicht manchmal still vor sich hin, wenn sie mich betrachtet, und ich will sie ja auch nicht enttäuschen. Nein, das nun wirklich nicht! Seit der 3. Klasse etwa warte ich also darauf, dass der Knoten auch endlich bei mir mal platzt. Es sorgt mich in dem Zusammenhang ein wenig, dass ich bis zur 10. Klasse in Mathematik eher mittelmäßig war und dann im Abitur plötzlich immer so um die 13-14 Punkte abräumte, kann also sein, dass mein ganz persönlicher Knoten bereits geplatzt ist. Hoffentlich nicht! Denn wenn dem tatsächlich so war, ging das leider fast unbemerkt an mir vorüber und hat auch keine tiefgreifende Bedeutung für mich gehabt, in jedem Fall nehme ich nämlich immer noch die Finger zu Hilfe, wenn ich Kopfrechnen muss.

Wie dem auch sei. Mittlerweile gehe ich fast öfter ins Theater, als in irgendein Konzert. Ich befürchte, ich befinde mich in einer Art third-life-crisis, in deren Zuge ich nun doch erwachsen werden muss. Oder sowas. Unter Umständen ist es recht kurzsichtig von mir, zu hoffen, der Knoten möge doch nun endlich platzen. Vielleicht handelt es sich gar nicht um einen erhebenden Moment, wenn das passiert? Was würde wohl Hamlet dazu sagen? Sein oder Nichtsein?, Schwachheit, dein Nam‘ ist Weib! Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.

Oder doch einfach:


Hamlet (ungehalten, anschließend ab): Welcher verdammte Knoten eigentlich?

Mittwoch, 20. April 2011

Sentimentalitäten.

Mittwochnachmittag, aufgrund der Osterwoche aber schon Donnerstag. Frühling in seinem schönsten Kleid. Seit Tagen oder Wochen ein Gefühl genereller Unzulänglichkeit – übrigens ein schönes Wort, und auch so treffend! Irgendwie ist zudem spanische Woche. Mehr Kontakt mit alten Freunden aus dem Süden. Heute Abend Finale der Copa del Rey, was – warum auch immer – im 2. deutschen Fernsehen gezeigt wird. Ich bin sehr froh über diesen Umstand, denn so muss ich nicht rausgehen und irgendwelche FC Barcelona Fans ertragen, denn es ist ja so einfach Barça (oder wie wir sagen: "Farsa") zu mögen. Zudem bin ich Anfang dieser Woche auf eine ganz großartige Seite gelangt, die zu besuchen aber nur Sinn macht, wenn man Spanisch spricht und am besten auch noch länger in Spanien gelebt hat. Ich für meinen Teil komme jedenfalls seit Montag aus dem Lachen über El Mundo Today (http://www.elmundotoday.com/) nicht mehr raus. Fantastisch!

Und jetzt gerade stoße ich auf ein ganz kurzes Gedicht, welches mich veranlasste, die Bürotür für einen Moment zu schließen und tief durchzuatmen, weil mir zum Weinen ist. Ich fand es auf der Facebookseite eines spanischen Freundes, mit dem und dessen Freundin ich in Madrid viel zu tun hatte. Jedenfalls war das eines dieser Paare, bei dem man dachte, die würden sich niemals trennen. Alle, aber nicht die zwei! Im letzten November war es aus, und vielleicht geht es in dem Gedicht gar nicht um die Trennung, aber im Kopfkino wird derzeit sowieso an 7 Tagen die Woche im Dreischichtbetrieb gearbeitet, so dass ich schrecklich traurig wurde bei:

Cuando ya creía que me quería me preguntó:
- ¿Qué será la muerte?
- La muerte, es mirar y no verte.

Als ich schon dachte, dass sie mich liebte, fragte sie mich:
- Was wohl der Tod ist?
- Der Tod ist zu schauen, und dich nicht zu sehen.

Freitag, 15. April 2011

Delivery.

Wenn man immer mit Musik auf den Ohren durch die Gegend läuft, versaut man sich seine ganze Berlin-Experience. Heute Morgen ließ ich die Musik zu Hause liegen, also war ich in der Mittagspause ohne Wunschbeschallung Besorgungen machen und mit Blick auf die Spree eine Zigarette rauchen, nur um festzustellen, dass einem eine Menge entgeht, wenn man nicht (zu)hört. Scheinbar Verwirrte brabbeln vor sich hin, Jungs reden über Mädchen, Mädchen reden über Jungs, Erwachsene unterhalten sich übers Büro (und niemanden interessiert es), Mütter zerren ihre Kinder schimpfend hinter sich her, hier wird gehupt, dort flucht ein Radfahrer, nachdem ihn ein Rechtsabbieger fast umgefahren hat und so weiter… Tatsächlich macht mir vieles aber auch Angst, was ich so höre – gut, das mag dran liegen, dass ich einerseits tagsüber in Moabit bin und andererseits als eher ängstlich gelten kann. Gestern auf dem Weg ins DT las ich an einer Mauer "2011 gehört den Mutigen" – Mist, wieder ein Jahr, das nicht mir gehört! Welches Jahr gehört denn endlich mal den Melancholischen? Vielleicht brauchen wir aber auch gar kein ganz Jahr, manchmal reicht auch schon ein Abend. Wegzehrung oder so. Am Montag sahen wir Peter Doherty im Postbahnhof. Es war großartig. Und wenn die neue Woche anfängt, nehme ich die Musik wieder mit und vielleicht singe ich sogar leise vor mich hin "Happy endings, they still don´t bore me…"

Freitag, 8. April 2011

Push barman to open old wounds.

Fast schon Mitte April! Gestern schoss mir, ob der sich plötzlich überall entfaltenden Blütenpracht, das Wort "obszön" durch den Kopf. Vor wenigen Augenblicken sah man sich um und alles war grau und karg und auf einmal ist da alles bunt. Overload! Mich erschlägt das fast, aber vielleicht liegt es auch daran, dass draußen jetzt schneller schön geworden ist als drinnen und ich emotional noch nicht aus dem Winterschlaf zurück bin. Ich gehe jetzt mittags manchmal im Tiergarten spazieren und schaue mir diese selten hässlichen Hyänen im Zoo an. Ich finde die irgendwie gut und es passt auch ganz wunderbar zum Zelebrieren der eigenen Seltsamkeit, wenn man, die Arme hinterm Rücken verschränkt, vor dem Hyänenkäfig stehenbleibt und sich fragt, was einem die Katze da schon wieder vor die Tür gelegt hat.

Am Mittwoch war es mal was Gutes, nämlich das Belle and Sebastian Konzert. Brave Miez! Vor fast genau 10 Jahren hatten wir die Band das erste Mal gesehen. Seinerzeit entschieden wir uns, eine Prüfung zu schieben und stattdessen nach London zu fliegen und B&S in der Royal Albert Hall zu sehen. Wenn ich mich an diesen Ausflug erinnere, ist das immer so, als schaue ich zu lang belichtete, alte Fotos mit einem eingebauten Glücks-Stich an. Das war die Zeit, als man noch alles hätte werden können. Sehr unpraktisch übrigens, wenn man gar nicht weiß, was man eigentlich werden will, so kommt man nie irgendwohin und wird unter Umständen…nichts. Wenn das der Fall ist, sollte man sich schnell ablenken und so wurden am Mittwoch einige meiner allerliebsten Lieder gespielt und dabei sogar das, mit den vielleicht allerschönsten Textzeilen, die es überhaupt gibt auf der ganzen Welt. Achtung!

"We know you are soft because we've all seen you dancing We know you are hard because we all saw you drinking From noon until noon again."

Ist das schön? Ja! Und nun: Wochenende! Wo ist der Ausschaltknopf fürs Kopfkino?