Freitag, 28. August 2009

Going missing

Es ist soweit: Der Urlaub steht vor der Tür! Und ich bin bestens vorbereitet, habe ich doch in den letzten Wochen und Monaten fleißig am Schlafdefizit und der emotionalen Erschöpfung gearbeitet, zu viel getrunken und geraucht, ungesund gegessen und mich widersprüchlich genug verhalten, um zeitweise an meiner eigenen Komplexität (hört, hört!) zu scheitern, nur um jetzt einfach mal eine Woche abzuhauen. Ich habe mir das offensichtlich redlich verdient. Mal raus aus der Stadt, aus dem Büro, aus mir selbst. Mallorca, es könnte glamouröser sein, ich weiß, aber für meine Zwecke ist es perfekt. Ich habe mir nämlich gar nichts vorgenommen. Nur lesen. Schlafen. Unsinn reden. Seltsame Dinge aus dem Meer essen. Baden. Mich bräunen. Kopf ausschalten. Vielleicht schreiben. Nicht grübeln. Es wird wundervoll.

Und wenn ich zurückkomme, ist bestimmt auch der Herbst schon da, und dann wird wieder ohne Ende Maximo Park gehört. Deswegen (und wegen allem anderen):

I sleep with my hands across my chest,
And I dream of you with someone else,
I feed my body with things that I don't need,
Until I sink to the bottom,
Don't act like it came as a surprise,
Don't believe me even look into these eyes

This can’t go on so I should just,
Regret it, regret it, regret it,
And even though I lead you on I'll,
Forget it, forget it, forget it

I'm going missing for a while,
I've got nothing left to lose,
Oh I'll listen to anything

Passt auf Euch auf. Manche sagen, alles hätte immer einen tieferen Sinn. Ich glaube das nicht, vieles ist einfach so flach, wie es aussieht. Aber alles - ALLES wird immer gut. Bestimmt!

Mittwoch, 26. August 2009

Zum Einschlafen zu sagen

Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke, 14.11.1900, Berlin-Schmargendorf


Knapp 109 Jahre her - für mich könnte es genauso gut gestern gewesen sein.

(übrigens Seite 27 in meinem Rilke Gedichtband.
Und natürlich wie immer DANKE Heidi fürs Gedankenzuspielen.)

Dienstag, 25. August 2009

Feeling Oblivion.

Manchmal sehe ich mich im Spiegel an und bin überrascht. Oft genug kann ich nämlich nicht glauben, dass ich wirklich dort drinnen wohne. Es ist sicherlich nicht die schlechteste Behausung, aber irgendwie passt außen hin und wieder nicht so recht zu innen: ein Gaudí-Haus voller IKEA Möbel. Oder umgekehrt?

Gestern Abend besprachen Kathleen und ich (und Heidi per Konferenz) den Zustand der Welt. Vor allem den Zustand der Gefühlswelt. Natürlich drehen wir uns im Kreis, und kommen der Lösung nicht wirklich näher, und die Frage: "Wann wird es eigentlich endlich besser?" steht immer drängender im Raum. Wann es normal wird, trauen wir uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr zu fragen. Parallel entdeckte ich dann für mich selbst die Turin Brakes wieder. Schön und traurig zugleich war das. Fast konnte ich nicht zu Bett gehen.

Jetzt wollte ich hier den Text von "Feeling Oblivion" hinstellen, aber Johannes schickte mir etwas, das der Katze würdiger wäre, deswegen:

Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt,
so fällt er auf den Fuß dir prompt!
So ist es nun mal auf der Welt:
Ein Kummer geht, ein Kummer kommt...

Samstag, 22. August 2009

Grandios scheitern.

Wenn ich in Zukunft einmal gefragt werde, was mein Hobby ist, werde ich endlich eine spektakulärere Antwort vorbringen können, als dieses ewige "Hm... Lesen vielleicht?". In letzter Zeit versuche ich hin und wieder genau das Abwegigste und Dümmste zu tun, was man in der einen oder anderen Situation tun könnte, und ich muss ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass mir das immer besser gelingt. Wie ich stets gern betone, ist das Scheitern als solches für die spätere Verfilmung meiner Autobiographie natürlich auch viel interessanter als eine gewisse durchdachte Gradlinigkeit im Vorgehen, welche ich in der Praxis derzeit ein wenig vermissen lasse. Ich sehe mich momentan selbst als die sympathische Antiheldin von nebenan, und für Charlize Theron ist die Rolle ihres Lebens und vielleicht sogar ein Oscar drin.

Ich bin dafür, dass man sich bei den Mobiltelefonentwicklern langsam mal einen Kopf macht, und das Handy mit integriertem Alkoholtester schnellstmöglich auf den Markt wirft. In mir fände man eine dankbare Käuferin, und nach einer verdeckten Umfrage im Freundeskreis könnte das der große Renner werden. Für die Übergangszeit suche ich mir vielleicht auch einfach eine Selbsthilfegruppe. Vielleicht könnte ich in dem Rahmen auch gleich etwas gegen meine Ungeduld tun, verbringe ich doch gerade den Tag mit Nichte und Neffe und das ist für den erst neulich entdeckten Mutterinstinkt ein herber Rückschlag. Das liegt aber nicht an den Gören selbst - natürlich nicht! Wunderbare Kinder! - sondern am Kater (passend zur Katze), und der Tatsache, dass meine Geduld heute Vormittag schon kurz vor Bitterfeld (Wo auch sonst? Wer die Zeichen nicht sieht, muss blind sein!) auf eine harte Probe gestellt wurde. Wie dem auch sei, es ist Samstag, deswegen darf das Fußballzitat nun natürlich nicht fehlen:

"Das Gegentor fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt. Aber man muss an dieser Stelle auch einmal die Frage stellen, ob es Gegentore gibt, die zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt fallen."

Donnerstag, 20. August 2009

Die ersten 90 Minuten sind die schwersten.

Fußballerisch läuft es in meiner kleinen, kunterbunten Welt gerade ja mal wieder BLENDEND! Real Madrid fegt in einem Freundschaftsspiel die Borussia aus dem Westfalenstadion, Real Zaragoza ist zurück in der Primera División und die Union hat ihre ersten beiden Ligaspiele gewonnen und belegt damit den 2. Platz in der 2. Bundesliga.

Infantilerweise ziehe ich seit Jahren Parallelen zwischen meinem Leben und der Situation der Königlichen aus Madrid. Demnach könnte ich mich jetzt zurücklehnen und zusehen, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Dummerweise sind Vorsaisonergebnisse lediglich Augenwischerei, denn die Jungs machen sich momentan nur für den Ligaalltag warm. Um das Niveau dieses Eintrages ein wenig zu heben und meinem Intellekt gerechter zu werden, sage ich es mit Sartre: "Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft." Vielleicht sollte ich mich doch lieber aufs Spiele wie Halma verlegen? Weniger anmaßend wäre es allemal.

Dienstag, 18. August 2009

Geklaut!

Ich finde den untenstehenden Text ganz wundervoll und sehr treffend. Alle weiteren Worte von meiner Seite sind deswegen auch überflüssig.
…außer, dass ich jetzt gleich große Lust auf Ryan Adams' Heartbreaker habe *seufz*

"Oh My Sweet Carolina" by Ryan Adams
- Nick Hornby Songbook -

A long time ago, when I was still teaching English to foreign students in a London language school, I gave private conversation lessons to an unhappy man who called himself Edward, even though that wasn't his name. Edward was an African living in Rome, where he was a foreign correspondent for his home-town newspaper, and he was unhappy because he was going through a divorce. But he was lucid in his unhappiness: he talked with regret, of course, but also with insight, and enormous intelligence, and his melancholy took him off to all sorts of interesting conversational places — places I never normally got to visit in the normal run of things. I remember the concentration our talks required, and the stillness and intensity they engendered; I knew that he was in pain, but when our fifty minutes were over I felt invigorated and inspired. When it was time for him to return to Rome, he asked me to go and stay with him, and I accepted the invitation.

But when I got there, a few weeks later, he wasn't unhappy any more. He was revelling in his status as a single man, a status that, apparently, required very little self-reflection or intelligence: on the night I arrived, I found that he'd fixed us up with a couple of call-girls. I copped out, in my prissy English way, but he disappeared for forty-eight hours (leaving me with sole use of a beautiful apartment in the centre of Rome); when he came back, he told me he was engaged.

Some people are at their best when they're miserable. Ryan Adams's beautiful Heartbreaker album is, I suspect, the product of a great deal of pain, and "Oh My Sweet Carolina" is its perfect, still centre, its faint heartbeat, a song so quiet that you don't want to breathe throughout its duration. (It helps that Adams got Emmylou Harris, the best harmony vocalist in the history of pop music, to sing with him on it.) On Adams's next album, Gold, he seems to have cheered up, and though that's good news for him, it's bad news for me, just as it was when Edward stopped being miserable. His upbeat songs are fine, but they sound a lot like other people's upbeat songs (you can hear the cheeriest incarnations of the Stones, Dylan and Van Morrison all over Gold); his blues gave him distinction.

What rights do we have here? Are we entitled to ask other people to be unhappy for our benefit? After all, there are loads of us, and only one of them. And how can you be happy, really, if you are only ordinary in your happiness, but extraordinary in your grief? Is it really worth it? It sounds harsh, I know, but if you are currently romantically involved with someone with a real talent — especially a talent for songwriting — then do us all a favour and dump them. There might be a Heartbreaker — or a Blood On The Tracks or a Layla — in it for all of us. Thanks.

Montag, 17. August 2009

Sport frei!

Ich habe mich verliebt. "Schon wieder?" könnte man fragen. Ja, schon wieder, und zwar wie meistens wider besseren Wissens, tragisch, Hals über Kopf und natürlich mit Ansage!

"FC Union; Unsere Liebe, unsere Mannschaft, unser Stolz, unser Verein, Union Berlin!"

Ich habe das Gefühl sehr viel angekommener zu sein, seitdem ich nun ganz sicher bin, auch meine fußballerische Heimat in Berlin gefunden zu haben. Düstere, kalte Nachmittage, Haare raufen, Unzufriedenheit, Enttäuschungen, sinnloses vor sich hin Starren, nachmittägliche Trunkenheit, ja sogar Tränen sind natürlich fest eingeplant, aber das ist egal, solange man nur davon überzeugt ist, dass es das wert ist – also ganz wie im richtigen Leben! (Wie bitte?) Auch und immer wieder übrigens im Sinne des gloriosen und bisher an allen Fronten spektakulär befolgten Jahresmottos: I´d rather drown than not dive in.

Hinzu kommt, dass ich mir seit meinem Ausflug ins Olympiastadion am gestrigen Abend eine sehr interessante Frage stelle, und zwar nicht: "Ob er wohl gedopt ist?" oder "Wann fällt die 9,50?", nein! Ich frage mich ernsthaft (!), wie wohl der Tagesablauf einer Kugelstoßerin aussieht – ganz abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wie man überhaupt zu einer solchen Sportart gelangt, wo es doch so abwechslungsreiche Dinge wie Siebenkampf oder Hürdenlauf gibt. Ich stelle mir das jedenfalls so vor: Man wacht gegen 9 Uhr morgens auf, uns beißt erstmal herzhaft in den Marsriegel, der neben dem Bett bereitliegt. Dann dreht man sich 5-6 mal um die eigene Achse und wirbelt so in die Küche, nimmt dabei im Flur eine Orange aus dem Fruchtkorb, welche man mit viel Geschick in Richtung Spüle stößt. Trifft man, gibt es 4 Spiegeleier mit Speck zum Frühstück, trifft man nicht, gibt es keinen Speck. Meine Fantasie gibt zu dem Thema aber dann leider nicht viel mehr her. Klar, man bewegt sich fort, indem man sich irgendwie dreht, statt Dinge von A nach B zu tragen, wirft bzw. stößt man sie und nebenher nimmt man um die 4000 Kalorien jeden Tag zu sich. Aber ist das auf Dauer nicht alles ein wenig eintönig? Naja, immerhin muss man nicht auf die Linie achten, was ja auch seine Vorteile hat – wobei man dann natürlich sagen muss, nicht alle stars of track and field are beautiful people. Wie dem auch sei, trotz allem Herzlichen Glückwunsch, Nadine Kleinert aus Magdeburg!

Behandelt Dr. Müller Wohlfahrt eigentlich auch psychische Beeinträchtigungen?

Donnerstag, 13. August 2009

Die Katze

…hat es vielleicht noch nicht gesagt, aber ich bin mir sicher, sie denkt: "Das Leben ist ein Marathon". Ein Marathon mit zu wenig Schlaf. Dafür Sternschnuppen. Und Becks - wenn man Glück hat. Das Schicksal macht im August wohl Überstunden wie mir scheint. Mehr davon! Miau.

Dienstag, 11. August 2009

I never said I was clever.

Grad fühlte ich mich wie Galadriel, die Elfenkönigin: The world is changed. I feel it in the water. I feel it in the earth. I smell it in the air. Die Sonne kämpft sich mühsam durch die Wolken und taucht den Nachmittag in ein verstörendes milchiges Licht. Durch das offene Fenster höre ich die Weiße Flotte, wie sie die Spree erst rauf und dann wieder runter tuckert. Vom Spielplatz gegenüber dringt das Quietschen einer Schaukel an mein Ohr, außerdem Kinderlachen, die Geräusche eines Fußballs, wie er hin und her gekickt wird. Ein Mann sitzt auf einer Parkbank und spielt Klarinette. Melancholie macht sich in mir breit und trifft dort auf Lustlosigkeit, Müdigkeit, ein wenig Leere, die sich gern auch mal in Panik verwandelt, wenn man nicht aufpasst (schade, dass wir im Deutschen das Wort "saudade" nicht gebrauchen, und auch nicht richtig übersetzen können). Das ist normal, sage ich mir, nach einem von Aktivitäten, Freunden, Alkohol, Musik, Gelächter, Absurdem und Emotionalem übervollen Wochenende stellt sich immer irgendwann so etwas wie ein seelischer Hangover ein. Die Realität ist zurück, das seriöse Leben beharrt auf seinen Raum in meinem Dasein und ich spüre die ersten Anzeichen des Herbstes. Ich freue mich auf Letzteren, bedeutet sein Beginn doch: Den Besuchsmarathon hinter mich bringen, kurz mal innehalten, Gedanken ordnen, die blaue Jacke anziehen und die Kapuze aufsetzen, auf dem Balkon Patxaran trinken, in den Regen schauen, Sonntagnachmittage mit Decke, Buch, Tee auf dem Sofa verbringen, den Sommer vermissen, durch herabgefallene Blätter rascheln, in Pfützen springen, Drachen steigen lassen, vertanen Gelegenheiten nachtrauern, Rilke lesen, Eintöpfe kochen. Ich bin im Oktober geboren. Offensichtlich.

Montag, 10. August 2009

I never said I was deep.

Ein gemeinschaftliches erleichtertes AUFATMEN wird durch die Republik gehen: Wider Erwarten haben Jarvis Cocker und ich nun doch nicht am vergangenen Samstag geheiratet. Es mangelte jedoch weder an gegenseitiger Anziehungskraft noch an ehrlichem Gefühl, nein, die Umstände haben einfach nicht gepasst, wobei man die Tatsache nicht außer acht lassen sollte, dass wir selbst unserer Liebe wohlmöglich nicht gewachsen gewesen wären. Man verbrennt sich doch nur allzu leicht die Finger, besonders dann, wenn zwei solch außergewöhnlichen Charaktere wie die unseren aufeinandertreffen. Tragisch! (Einsicht: 17 Punkte aufs Erwachsenenkonto).

Weitere bemerkenswerte Vorfälle nahmen während dieses langen Wochenendes jedoch trotzdem Ihren Lauf. Ich wurde endlich auf dem Einwohnermeldeamt vorstellig, fand in einem Laden in der Raumerstraße meinen im Vorfeld als inexistent erklärten Mutterinstinkt auf der Treppe sitzen (ich selbst bin mindestens so verstört davon, wie das Kind, das ich mir ausgesucht habe), wir machten uns als Gruppe in der Schwalbe Feinde unter den Anhängern des 1. FC Köln – Fußballfeindschaften sind doch die schönsten und halten oft ein Leben lang! Zudem verliebte ich mich in eine blaue Jacke und nahm sie mit zu mir nach Hause, finde Pete(r) Doherty trotz aller anderslautender Aussagen aus meinem Umfeld toll, schlief zu wenig und trank zu viel, sprang hochmotiviert und enorm erfolgreich zwischen 3 Sprachen hin und her, erfreute mich am Wiedersehen mit Menschen, denen ich eine Weile nicht begegnet war, und als ich heute Morgen an meinen Schreibtisch kam, hatte ich das Gefühl, seit Wochen nicht hier gewesen zu sein. Ich musste sogar einen kurzen Moment lang nachdenken, um auf die Namen einiger meiner Kollegen zu kommen. Eine dünne Katze, die nicht im Pornogeschäft tätig ist, sagte mir neulich: "Man steckt halt nicht drin." Jeden Tag glaube ich ihr ein wenig mehr.

Donnerstag, 6. August 2009

Hamsterrad-Weisheiten

Wahrscheinlich liegt es am Sommerloch, aber sogar meine Vorgesetzten sparen derzeit nicht mit Lebensweisheiten, die sie exklusiv für mich in mein kleines, feines Spreeseitenbüro hineintragen. Nachdem ich gestern lernte, dass man erst ab um die 40 merkt, dass man tatsächlich alt wird – was ich jedoch wortreich anzweifeln musste, wird mir doch fast jeden Samstag- und Sonntagvormittag erschreckend deutlich, dass ich keine 21 mehr bin – so hieß es heute: Shit is part of the deal! Großartig, und auf nahezu alle Lebenslagen anwendbar! Das Leben als solches macht ja oft genug ziemlich viel falsch, aber manchmal macht es auch ziemlich viel richtig, das sollte man sich zwingend ab und an vor Augen führen, besonders dann, wenn man sich fühlt wie Hannover 96 und in der ersten Runde des DFB Pokals grandios an einem viertklassigen Verein scheitert. Natürlich kann Real Madrid das egal sein, speziell heute, da uns ein langes Wochenende bevorsteht, und dennoch ist Vorsicht geboten, denn die Wahrheit liegt immer noch auf dem Platz!

Dienstag, 4. August 2009

Zeichen und Wunder

Man sagt ja, dass einen das Leben dann überrascht, wenn man es am wenigsten erwartet. Manchmal muss man aber selber doch ein wenig nachhelfen. Nach monatelanger Prokrastination ging ich am gestrigen Tag wie angekündigt die gefühlt unmögliche Aufgabe an, meine Waschmaschine anzuschließen. "Selbst ist die Frau" ist eine Aussage, die ich in einem solchen Moment mit einem müden Lächeln quittiere, also setzte ich mich mit einem eingetragenen Fachbetrieb in Verbindung, um das scheinbare Problem schnell und sauber lösen zu lassen. Die freundliche Angestellte wies mich am Telefon darauf hin, dass eine solche Arbeit 50€ kostet, ich das aber mit sehr wenig technischem Verständnis auch selbst erledigen könne, und dafür maximal einen Dichtungsring und eine Klemmschelle benötige. Na super – als ob ich eine Ahnung davon hätte, was das nun wieder ist! Wer mich näher kennt, weiß, dass man mir im hausfraulichen Sektor nur schwer etwas vormachen kann, aber sobald es um eher handwerkliche Tätigkeiten geht, sehe ich ganz schnell ziemlich alt aus.

Kaum war ich aus dem Hamsterrad gesprungen und nach Hause gefahren, googlte ich "Waschmaschine anschließen" und warf einen Blick hinter das Gerät und unter die Spüle – wie meine Mutter es prophezeit hatte, schien tatsächlich alles Nötige vorhanden zu sein: sowohl die verschiedensten Schläuche (na gut, genauer gesagt zwei Schläuche), einer raus, einer rein, als auch den Netzstecker erkannte ich auf Anhieb. Einen kurzen Telefonanruf später, um abzuklären, dass das Wasser nicht einfach so durch die Maschine durchfließen würde, sondern vorher anhielte, und zwar genau so lange, bis ich das Programm wählen und anstellen würde, ging ich aufs Ganze, und siehe da: Sofort lief das Wasser in den Schlauch aber eben auch daneben heraus. Selbstverständlich! Hier käme also nun der Dichtungsring ins Spiel, den ich natürlich nicht besorgt hatte, und nun war es auch nach 8, also alles aussichtslos, denn bei Kaisers kann man vielleicht den guten Landmanngrill besorgen, aber Dichtungsringe haben sie dann doch nicht im Sortiment. Nun kam erstaunlicherweise aber das oft als negativ verschriene Messie-Syndrom zum tragen: Irgendwann hatte ich so eine Art kleines Sieb auf einem Gummiteil auf dem Boden gefunden, und natürlich nicht weggeworfen. Das kombiniert mit meinem analytischen Verständnis brachte mich in die Lage, Schlauch, Wasserhahn und Gummiteil mit Sieb so zusammenzusetzen, dass das Wasser schließlich doch fröhlich gurgelnd in Richtung Maschine lief, ohne für Probleme mit den Unternachbarn zu sorgen. Konsequenterweise verlegte ich meine Abendgestaltung in die Küche, denn wo Wasser rein fließt, muss es ja auch irgendwann wieder raus fließen, und das wollte beaufsichtigt sein. Zu meiner eigenen Überraschung lief alles wie am Schnürchen, keine Wasserschäden, dafür aber saubere Kleidung, ohne dafür Jens behelligen zu müssen. Ich war begeistert und drauf und dran mit stolzgeschwellter Brust meine Mutter anzurufen, bis mir einfiel, dass sie es vielleicht nicht so bemerkenswert fände, dass ich für das Anschließen der Maschine knapp 3 Monate gebraucht hatte. Nichtsdestotrotz möchte ich auf dem Erwachsenenkonto heute gern 45 Punkte verbuchen. Sobald Heidi mir nun hilft, Vorhänge und Lampen anzubringen (das wird so aussehen, dass Heidi das macht, und ich zuarbeite, wobei ich jetzt schon bemerken möchte, dass sich das Wort "Lüsterklemme" nach etwas Schmutzigem anhört), bin ich dann auch vollends in meiner Wohnung angekommen. Ich gebe mir mal noch ein halbes Jahr, ein gutes Pferd springt nämlich immer nur so hoch, wie es eben grade nötig ist.

Montag, 3. August 2009

Berufsjugend von heute

Wankelmut muss nicht zwingend eine Charakterschwäche sein, denke ich heute morgen in der Ringbahn, als ich für mich selbst festlege, dass die Tage des Erwachsenenlebens fürs Erste gezählt sind; man kann ihn nämlich auch einfach als Flexibilität auslegen. Wer mit einer so kurzen Aufmerksamkeitsspanne geschlagen ist wie ich, der braucht wöchentlich ein neues Konzept, dem er sich verschreiben kann. Diese Woche: Wir fahren Achterbahn mit nassen Haaren. Ich habe fest vor in absehbarer Zukunft meine Waschmaschine und – wenn alles nach Plan läuft – sogar meine Spülmaschine anschließen zu lassen. Demnächst werde ich vielleicht sogar eine private Rentenversicherung abschließen, wer weiß? Und dann heißt es Konzentration und voller Einsatz, um bei den Berufsjugendpunkten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Man hat´s gar nicht so leicht, wenn man außer der eigenen Egozentrik keine anderen Probleme kennt.