Freitag, 27. September 2013

Eintragung ins Nichts.

Herbst! ...und das Leben hastet wieder von einem Ereignis zum nächsten - man kommt fast nicht mit. Ich weiß nicht genau, ob es eine Frage des Alters, der erlittenen Niederlagen und Rückschläge oder einfach nur des Charakters ist, jedenfalls fällt es mir besonders in den guten Momenten sehr, sehr schwer, nicht auch mit (mindestens) einem Auge misstrauisch nach der versteckten Kamera zu suchen. 

Es ist also so, dass sich ein paar Dinge wirklich gut entwickelt haben, namentlich vor allem ein neuer Job und ich habe (um es mit Andy Möller zu sagen) "vom Feeling her ein gutes Gefühl" bei der Sache, ich glaube nämlich, dass die Stelle und ich ausgesprochen gut zueinander passen. Ganz generell kann man wahrscheinlich sagen, dass sich in meinem Leben "die Dinge" oft sehr positiv fügen, nicht selten vor allem dann, wenn ich es am wenigsten erwarte. Selbst, wenn die Umstände eher schlecht sind, ist zumindest das Timing meistens ganz gut, es gibt gewissermaßen also durchaus Grund zu der Annahme, ich sei ein ziemliches Glückskind. Das Problem ist: Ich glaube es einfach nicht, vertraue auch dem Gefühl nicht richtig, weil ich immer erwarte, dass das dicke Ende sicher nur ein paar Meter entfernt sein kann, was wiederum historisch noch nicht einmal belegt ist. Kurios. Also doch eine Charakterfrage? Andererseits, was ist schon Charakter? Hunde, Weine und Käse haben Charakter. So gesehen, gehen wir mal davon aus, ich habe gar keinen.

Was bleibt also, einmal befreit von der Bürde der Annahme eines Charakters und jeder in seiner Blase sitzend? "Man muss nur die Nerven behalten, schon löst sich alles wie von selbst." Glauben Sie mir, ich mache schließlich mit bei dieser Sisyphosarbeit, nicht zu verbittern, und es stimmt - (spätestens) zuletzt findet sich immer eine Normalität, mit der man leben lernt. 

Mittwoch, 11. September 2013

So seltsam durch die Nacht.

Es war natürlich im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis ich wirklich richtig auf Gisbert zu Knyphausen kommen würde. Nun ist es also so weit: Gisbert und nebenher ein paar Seiten Miller / Herrndorf / Bukowski / Goetz. Zur Abwechslung ab und an mal Midlake hören, die neue Babyshambles oder Bon Iver. Dazu Kapuzenwetter, alles atmet bereits Ende, da muss man nicht mal genau hinschauen. Wir kennen das ja und wir wissen auch, was es bedeutet, machen wir uns keine Illusionen. Wissen Sie, welcher Gedanke mich seit geraumer Zeit umtreibt? Natürlich wissen Sie es nicht, wie auch? Also, ich kam darauf, als ich mich im letzten Winter mit Rocko Schamoni beschäftigte und mir im Rahmen dessen mehrfach dieses "Zimmer Frei" mit ihm ansah, bei dem Christine Westermann, von der ich gewöhnlich ziemlich viel halte, eben nicht schnallt, was er meint mit dieser Traurigkeit, mit dem dunklen Element, mit den schwarzen Vögeln. Fast hätte ich gesagt "Sie wissen schon?", aber vielleicht wissen Sie es (wie Christine W.) eben auch einfach nicht? Man geht immer von sich selbst aus, das ist nur natürlich, und es braucht schon eine gehörige Menge Empathie, um einen anderen Standpunkt nachvollziehen zu können. Vielleicht ist das in Gänze auch gar nicht möglich, aber allein der Versuch ist aller Ehren wert.   

Wie dem auch sei. Es wird (bzw. ist?) also Herbst und "die Dinge" sind auf eine Art und Weise in Bewegung geraten, die ich bis dato so ziemlich unter traumhaft verbuchen würde. Das alles hat nichts mit Romantik zu tun, es handelt sich also (mal) nicht um diesen Quickfix für schlichte Gemüter - wollen wir ihn einfach Liebe nennen. Selten lag in dieser Zeit, kurz vor den hochgeschlagenen Mantelkrägen, in meiner Welt mehr Hoffnung. Und all das trotz Gisbert. Ziehen Sie sich das mal rein!  

Freitag, 19. Juli 2013

Summer - the unfulfilled promise of spring?

Können Sie sich noch an Ihre Kindheit erinnern, als die Sommer unendlich und die Winter schneereich waren? Ist das eine Illusion, die man dem Zahn der Zeit zurechnen muss? Erscheint es nicht im Herbst immer so, als hätte man maximal die Hälfte der Dinge getan, die man sich noch im Frühling für den Sommer, den alten Scharlatan, vorgenommen hatte? Nun, im Augenblick will ich mich nicht beschweren, denn sie ist da und überraschend stabil: Die Zeit der lauen Sommerabende, an denen man bis ganz zum Schluss und maximal am Ende mit einem leichten Frösteln ohne Jacke draußen sitzt und im besten Fall Bier trinkt, gute Gespräche führt und Zigaretten raucht (seit der Fusion drehe ich mit meinen "krummen Pfoten" (wie mein liebenswerter älterer Bruder sagen würde) übrigens selbst und habe seitdem noch mehr(!) Spaß am Rauchen).

An einem dieser lauen Sommerabende renne ich also nach Hause, um mich ein letztes Mal in die Arme von Amory Blaine zu werfen und meinen Kopf in seiner Schulter zu bergen. Naja, das Rennen muss man vielleicht doch auch dem Umstand zuschreiben, dass ich ausgereizt habe und dringend "mal muss" (worum ich Männer in diesem Zusammenhang beneide, habe ich ja an anderer Stelle schon einmal festgehalten), aber was mich wirklich nach Hause zieht, sind Amory Blaine, mein Sofa und Midlake. Fitzgerald gelang in meinen Augen ja immer wieder das Kunststück, auf den ersten Blick wenig sympathische Charaktere so zu beschreiben und zu erklären, dass man sie nach ein paar Seiten versteht und bei Identifikation mit einigen ihrer Züge auch ins Herz schließt. Als ich meine Schlafenszeit überspanne und "This Side Of Paradise" schließlich ausgelesen habe, fühle ich mich literarisch verwaist, gleichzeitig erkannt und um einen imaginären Freund reicher.

"I'm not sentimental - I'm as romantic as you are. The idea, you know, is that the sentimental person thinks things will last - the romantic person has a desperate confidence that they won't."

Freitag, 12. Juli 2013

Love Is A Dog From Hell

Sie werden (vielleicht) lachen; ich habe mir eine Ausgabe von Charles Bukowskis Gedichtband "Love Is A Dog From Hell" gekauft und finde sie natürlich ganz wunderbar. Wahrscheinlich muss man für Bukowski irgendwann bereit sein, ich habe nicht das Gefühl, ich hätte ihn gesucht, sondern vielmehr ist er im passenden Moment zu mir gekommen. Ich kann nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist, genauso wenig wie ich sagen kann, ob dieser "passende Moment" ein Höhe- oder Tiefpunkt ist, es kann sich auch einfach nur um einen weiteren Augenblick des Transits handeln - wie meistens also. Wie scheinbar das ganze sogenannte Leben also. Und das Analysieren ist natürlich müßig bis nervtötend, aber man entscheidet sich selten bewusst dafür, dass eine Zeit des Grübelns angebrochen ist. "Love Is A Dog From Hell" hat es jedenfalls bis in mein Schlafzimmer geschafft, was kaum je einem Buch gelingt, weil ich gewöhnlich nie im Bett, sondern immer auf dem Sofa lese. Das kann einfach daran liegen, dass es sich um Gedichte handelt, von denen man auch schnell mal 2-3 liegend in den Schlafpausen der Unruhe liest, oder daran, dass die natürliche Habitat dieses Buches eben das Bett ist. Bleibt die Hoffnung, dass sie helfen im Kampf gegen diese Müdigkeit, die mich umtreibt, kurioserweise wachhält und nicht einfach mit Schlaf und The National zu besiegen ist. 

"If there are junk yards in hell, love is the dog that guards the gates."

Donnerstag, 4. Juli 2013

Emo-Kater strikes again.

John Steinbeck (Wer auch sonst? Außer vielleicht Fitzgerald oder Faulkner oder de Beauvoir oder Roth... naja, Sie wissen schon: der Scheinintellekt.) hat mal die wunderbaren Sätze aufgeschrieben: "I have always lived violently, drunk hugely, eaten too much or not at all, slept around the clock or missed two nights of sleeping, worked too hard and too long in glory, or slobbed for a time in utter laziness. I've lifted, pulled, chopped, climbed, made love with joy and taken my hangovers as a consequence, not as a punishment.", die ich immer wieder gern zitiere. Die ich immer wieder gern zitiere, und die ich mir vor allem auch ab und an selber sagen muss, um in Momenten der massiven Emo-Verkaterung nicht allzu lang über Kohlenmonoxid nachzudenken. 

Massive Emo-Verkaterung, Tag X. Wir fahren also zur Fusion. Man muss auch mal was Neues machen. Ich würde sicher nicht soweit gehen zu sagen, es gäbe ein Leben vor der Fusion und eins danach, aber es war schon anders und besonders, vor allem nämlich besonders schön. Und wenn es dann vorbei geht und man irgendwie doch froh ist, wieder zu Hause zu sein, später jedoch vor Erschöpfung nicht in den Schlaf findet, kommen einem die seltsamsten Gedanken, manche davon tröstlich, andere eher weniger. Bleiben wir bei den Guten, warum auch nicht? Vielleicht gibt es Menschen, die bis an ihre Grenzen ran und dann wissentlich darüber hinaus gehen müssen, um irgendetwas zu fühlen, sich selbst zum Beispiel. Und vielleicht bekommt man die ganz bunten Stunden nur, wenn man auch die eine oder andere (oder 96) schwarze in Kauf nimmt, und das ist es dann wahrscheinlich auch wert, wenn man nur feststellen kann, dass doch alles da und alles gut ist. Man vergisst das manchmal. Schließlich - wenn der Kater sich langsam vom Acker macht - ist es so simpel: Überleben heißt einfach nur, immer wieder von vorn anzufangen.

Donnerstag, 25. April 2013

Man muss etwas tun.

Die Angst vor dem leeren Blatt Papier. Wobei das heutzutage meistens ja nur noch im übertragenen Sinne ein solches ist. Die Angst vor dem leeren Bildschirm, die Finger zitternd auf der Tastatur eben. Ich schreibe seit jeher Dinge auf, um den Verstand nicht zu verlieren - wahrscheinlich ähnlich, wie man via Unterbewusstsein das Geschehene in Träumen verarbeitet, archiviere ich in diversen Tagebüchern, Heften, Zettlblöcken und modernerweise sogar auf dem Computer die Vorkommnise, bemühe ich mich um Einordnung, alles dem Zweck unterworfen, für mich selber den Überblick nicht zu verlieren. Ich weiß nicht, ob ich derzeit unkonzentrierter bin, oder ob einfach zu viel passiert, jedenfalls habe ich das Gefühl, nicht mehr richtig nachzukommen. Ständig sieht man sich genötigt, zu irgendeinem Thema Stellung beziehen zu müssen, dabei ist es schwer im allgemeinen Geschrei den Unterschied zwischen Meinung und Information zu erkennen. Wen es überrascht, das "Leute wie" Uli Hoeneß Steuern hinterziehen und Mario Götze das mit der "echten Liebe" dann doch nicht so ernst nimmt (was übrigens 2 ziemlich verschiedene Paar Schuhe sind), den erstaunt es auch, dass im Radsport gedopt wird. Vielleicht wäre es angenehm, wenn man zurückkehren könnte an eben diesen Punkt der Naivität, aber die Möglichkeit ist verbaut, der Verlust auch der geistigen Unschuld ist nicht umkehrbar und höchstwahrscheinlich nicht einmal wünschenswert. Und dabei ist es mindestens kurzsichtig wenn nicht fahrlässig "die Regeln des Spiels" (und ich rede nicht (nur) von Fußball) mit den wässrigen Maßstäben einer bürgerlichen Moral zu bewerten. Wenn das oberste systemische (jaja, ich weiß, dass ich nicht "System" sagen soll) Ziel die Mehrung von Profiten ist, dann kann man niemandem verübeln, wenn biegsame Regeln überspannt und umgangen werden. Brecht fasste das so schön mit "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" zusammen. Dem ist wenig hinzuzufügen. 

Was bleibt? Die Flucht ins Private ist eine Krücke, die nicht lange halten wird, aber dennoch ist es die einzige vorerst erreichbare Bastion. Dort zu Hause sind im besten Falle Fantasie und Humor, Galgenhumor vielleicht, aber das ist besser als nichts. Wir gehen in die Schaubühne und sehen "Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch" von Rodrigo García, diese herrliche Mischung aus Inhalt und Trash. Schauen Sie sich das ruhig noch an, bevor Lars Eidinger zu groß und das Stück abgesetzt ist:
 
"Man muss etwas tun! Ohne an die Konsequenzen zu denken. Beim Menschen ist die Fähigkeit vorauszudenken sowieso so schlecht entwickelt; das ist eigentlich nichts anderes als ein Berg abgelagerter Vorurteile, da könnte man glatt ne neue Wissenschaft dazu erfinden: die psychologische Geologie würde ich das nennen... Vertrauenswürdiger jedenfalls ist der Instinkt."
 
Etwas tun also. Mit Sinn und Verstand, wenn möglich, was man in unserem Fall aber nicht mit "vernünftig" verwechseln sollte.

Freitag, 19. April 2013

Time is a jet-plane.

Es wird nun also doch mal Frühling! Der freundliche Mann in der Apotheke bestätigte mir heute Morgen mit einem mitleidigen Blick, was ich eh längst wusste: "Das Heuschnupfenmittel wird Sie müde machen." Seitdem bin ich jetzt noch fertiger, als gewöhnlich, insofern das überhaupt geht. Fertig und uninspiriert. So ist das ja oft, sobald man eine (im besten Fall professionelle) Bestätigung von Außen erhält - zack - bekommt eine Sache gleich viel mehr Hand und Fuß, wird also gewissermaßen real. Gerade in der Woche, in der LSD 70 Jahre alt geworden ist, kann man sich trotzdem ruhig einmal fragen, was das überhaupt ist, diese sogenannte Realität, wahrscheinlich nämlich doch etwas eher subjektives. In der 5. Staffel von Mad Men gibt es diese wunderbare Folge, in der Roger und Jane auf Acid sind ("Far Away Places", Staffel 5, Folge 6) und Jane irgendwann verwundert fragt, wie es sein kann, dass ein paar Zahlen die ganze Zeit beinhalten. Gar keine so schlechte Frage, denn was ist schon die Zeit anderes als eine Illusion, wenn man die Vergangenheit eh nicht noch einmal erleben kann und die Zukunft stets ungewiss ist, dann bleibt uns ja doch "nur" das Jetzt. 
Und nun im Frühling wird ja bekanntermaßen auch immer ein bisschen was neu, wobei es mich allein schon erleichtert, nicht mehr permanent zu frieren, auch wenn das heißt, in der Pollenzeit ständig müde zu sein. Für zu Hause ist die 6. Mad Men Staffel angelaufen und The National kommen demnächst mit einem neuen Album um die Ecke, ich beginne mich aufs Neue für die alten Trinker F. Scott Fitzgerald und Charles Bukowski zu begeistern und Mitte dieser Woche eröffneten wir endlich die Grillsaison auf meinem Balkon. Bowle ist der neue Erdbeer-Daiquiri. Mark my words!  

Donnerstag, 28. März 2013

Fade Away.

Die Mutter eines sehr guten Freundes liegt im Sterben. Es handelt sich nur noch um Tage, vielleicht Wochen. Es war abzusehen, sie hat schon viel länger und in besserem Zustand "durchgehalten" als die Ärzte erwartet und vorhergesagt hatten. Und natürlich ist es der Lauf der Dinge, dass Menschen sterben (darüber wie furchtbar es wäre, unsterblich zu sein, habe ich mich an anderer Stelle schon einmal ausgelassen), und wenn alles seinen Gang geht, dann sind die Eltern vor den Kindern dran. Aber diese Betrachtung des Großen und Ganzen kann vielleicht später als Trost herhalten, jetzt sind es lediglich Worte und noch mehr Worte. Ich kann selbstverständlich nichts tun. Nur zuhören, wenn das überhaupt hilft. Nicht mal Schnaps kann ich anbieten ("denn wo Kummer ist, ist auch Likör"), dafür bin ich räumlich einfach viel zu weit weg. Er sagt, es sei ein seltsames Gefühl: Einerseits wolle er natürlich nicht, dass sie stirbt, andererseits wünscht er sich manchmal, es sei schon vorbei, all das Leiden und Warten. Sie ist seine Mutter, sie war schon immer da, aber die Krankheit hat sie konsumiert; sie ist wie eine batteriebetriebene Lampe, die langsam immer schwächer leuchtet und schließlich erlischt.

Und da sitzt man nun, heult ein bisschen und fühlt sich stellvertretend wie gelähmt. Dann wieder diese alten Gedanken über alle Endlichkeit. "Das Leben ist zu kurz..." heißt es immer - zu kurz wofür? Zu kurz für nicht erfüllende Jobs und Beziehungen, zu kurz für schlechte Musik, zu kurz für unterirdische Laune, zu kurz fürs Hadern, wollen und doch nicht können? Wir messen unser Unglück meistens am Glück der Anderen, doch darum geht es vielleicht gar nicht. Worum also? 

Einsehen. zum. Schluss. dass. man. weitermachen. muss. 

Montag, 11. März 2013

I had a secret meeting in the basement of my brain.

Der Winter, der nicht weichen will und The National. Eine dunkle Kombination. Seitdem ich in Berlin lebe, habe ich jedes Jahr aufs Neue das Gefühl, dass ich mir den Frühling hart und ehrlich verdient, ja geradezu erkämpft habe. So auch dieses Jahr. 

- und dann war sie kurz übermütig geworden, verführt von einer Woche schönen Wetters, einem Leuchten folgend, das sich als Irrlicht herauszustellen scheint. Same same.

Jeder tut, was er kann, whatever gets you through the night, it´s alright (ya know?). Den Kopf wieder runter, eine Unruhe im Körper; ich weiß nicht, bin ich auf der Jagd oder auf der Flucht? Diese Leere füllen mit Büchern, Freunden, Schnaps, Kippen, Bundesligakonferenz und Marx. Nicht die schlechteste Lösung, wobei das natürlich keine "Lösung" im engeren Sinne ist. Direkte Zusammenhänge zwischen Wut, Angst, Frustration und Dunkelheit werden erkannt, weil sie bekannt sind. Es ist immer das Gleiche, es handelt sich nicht um höhere Physik, dies ist kein Raumschiff, es ist nur das kleine Einmaleins der alten Verzagtheit und Unsicherheit, ein Rad also. Immer im Kreis. Sie brauchen sich nicht anzuschnallen, Sie kennen das schon.

Ich lese "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" von Rocko Schamoni und fühle mich teilweise geradezu ertappt. Wenn man sich "so" fühlt, dann kann man nicht wirklich was machen, dann hält man es eben aus und kompensiert die kleine Traurigkeit im besten Fall mit Humor. Es könnte schlimmer, aber das könnte es ja immer, nicht wahr? 


Donnerstag, 14. Februar 2013

All you need is love?

Valentinstag - hatten Sie das bemerkt? Sicherlich! Ich meine, man kommt ja nicht daran vorbei; selbst wenn man wollte, es sei denn, man lässt Internet, Fernsehen und Radio ausgeschaltet und geht mit geschlossenen Augen durch die Welt. Jedoch: Wer kann sich das schon leisten? Und natürlich ist es ein Fest des Einzelhandels, eine Hure des omnipräsenten Kommerzes, ein Teil der Schlinge um unser aller Hals; da sollte ich wütend drüber schreiben - so als (gefühlte) Abziehbildkommunistin meine ich, aber nein! Nein, weil es doch per se immer (also  i m m e r!)  gut und richtig ist, zu feiern. Und wenn es dann noch die Liebe zu feiern gilt erst recht!

Die Liebe... die Liebe, jaja. Jetzt, wo ich irgendwie doch schon so mittelalt bin, beginne ich das zu fühlen, was ich schon länger verstanden hatte, aber da gibt es ja diesen Graben zwischen Denken und Fühlen, über den hinweg man oft wenig bis gar nicht klar sieht: Die Liebe ist eine gute Sache, doch sie ist eben nicht beschränkt auf dieses gesellschaftliche Junge-trifft-Mädchen-Konstrukt der romantischen Art. Das soll nichts heißen, hoch sollen sie leben, all die glücklich Verliebten, die Tisch, Bett, Freuden, Sorgen und Küsse teilen, es ist ja auch eine ganz wunderbare Sache! Manchmal vielleicht sogar von Dauer, manchmal aber auch nicht und nicht wenige werden im Pärchenmodus sogar zu einer schwächeren Version ihrer selbst, was dann wiederum nichts mehr mit der Liebe, wie wir sie uns wünschen, zu tun hat.

Aber keine Sorge; selbst wenn man sich im emotionsärmeren Raum befindet, kann man immer noch lieben, und vor allem muss man sich zuvorderst erstmal nur um sich selbst kümmern, und damit kann man dann auch gleich anfangen: Eigenliebe - der Anfang einer endlosen Romanze. Wem das nicht genügt: Familie, Freunde, Theater, Musik, Bücher, Filme, Union Berlin, Hund, Katze, Wälder, Schnaps, Sex, gutes Essen, eine Stadt und noch eine, Sonnenunter und -aufgänge, das Meer usw. usf. (und dabei war ich jetzt noch nicht mal sonderlich einfallsreich). Was ich sagen will? Wer allein ist, muss noch lange nicht einsam sein - ganz im Gegenteil. Oft ist es ja so, dass man seinen sozialen Kontakten viel besser gerecht wird, wenn man sich nicht hauptsächlich um eine Person kümmert. Und bloß weil man nicht ins vorgefertigte Schema von Vati, Mutti, Kind passt, ist man vielleicht ein kleiner Rebell, weil man sich eben nicht geschlagen gibt und an irgendeinem Punkt die Waffen (und die Selbstachtung) streckt, nur um nicht allein zu sein, aber noch lange kein Versager!

Wie dem auch sei. Frohen Valentinstag und hoch die Tassen: AUF DIE LIEBE! ...unter Umständen nämlich doch "die größte unter ihnen."

Montag, 28. Januar 2013

You Are A Tourist.

Ich war nun knapp 3 Wochen nicht im Büro sondern in der Nasennebenhölle. Im Rahmen meiner Rückkehr "an die Stanze" fühle ich mich jetzt ein wenig wie ein Tourist. Obgleich unheimlich viel zu tun ist, habe ich den kuriosen und nicht gerade unangenehmen Eindruck, als ginge mich das alles nur sehr am Rande etwas an. Ich bin sicherlich eine wenig vorbildliche Angestellte, was dann wiederum gar nicht so schlecht in mein Selbstbild passt.

Jede Erinnerung an Fieber in meinem sogenannten Erwachsenenleben ist schemen- und albtraumhaft in meinem Gedächtnis verankert, so auch jetzt: Also liegen. Hauptsächlich liegen und ab und an aufstöhnen in einem undurchdringlichen Einheitsbrei aus Dampf- und Erkältungsbädern, Schüttelfrost und dem Verlust des Geruchs- und (damit einhergehend) Geschmacksinnes. Dazu Tee. Viel zu viel Tee, den man eh nicht schmeckt und Wick VapoRub, das man eh nicht riecht. Man (also ich) hat eine irgendwie romantisierte Vorstellung vom Kranksein; denkt, dann bliebe Zeit zum lesen, schreiben, aufräumen, nachdenken, aufholen, ausruhen. Falsch. Zunächst geht nämlich in meinem Fall wenig bis gar nichts und das ist dann noch nicht mal erholsam. Irgendwann dann fernsehen, was aber für die geistige Gesundheit nicht ganz ungefährlich ist. Da "lohnen" sich am ehesten noch die Dritten mit tagsüber irgendwie interessanten (wenn schon nicht mitreißenden) Dokumentationen über Igel, Wölfe in der Lausitz, den Böhmerwald oder die Inuit und abends... nunja, da läuft meistens irgendwo ein alter Tatort oder Sport.

So vergehen also die Tage grau und gleich, einer nach dem anderen. Konfetti im Haferbrei: Ich bekomme freundliche Krankenbesuche und denke unter dem Handtuch den Kopf im Dampfbad über Dinge wie Demut nach - das Erkennen und Akzeptieren der eigenen Winzigkeit. Ein großes Thema für einen beschränkten Geist, ich weiß. Ohne Sport nehme ich ein paar Kilo ab und nie war der alkoholfreie Januar leichter zu bewältigen als dieses Jahr, fast fühle ich mich ein bisschen, als hätte ich geschummelt. Irgendwann, als es schon besser wird, gehe ich mit J. ins DT zu "Fahr zur Hölle, Ingo Sachs!", einem Actionmusical (sie nennen das wirklich so) von Studio Braun, und es ist leicht, unterhaltsam, lustig, absurd und skurril - also genau das Richtige, um zurück ins Leben zu finden, denn wenn man nicht so richtig an eben diesem Leben teilnehmen kann, weil es einfach nicht geht, dann schätzt man es nach der Genesung umso mehr.

Was würde Henry Miller sagen? Wahrscheinlich vergisst man das einfach manchmal... 

"Develop an interest in life as you see it; the people, things, literature, music - the world is so rich, simply throbbing with rich treasures, beautiful souls and interesting people. Forget yourself."

Sonntag, 6. Januar 2013

Treat your body like a temple - once again.

So this is the new year, I don´t feel any different. Möchte man meinen, könnte man denken, aber HALT! Natürlich ändert sich zunächst einmal nichts, wenn aus einem alten Jahr ein Neues wird. Mittlerweile bin ich ja lange genug dabei, um zu wissen, dass man Vorsätze fasst, nur um sie im Anschluss über kurz oder lang in schönster (In)Konsequenz zu brechen. Im Grunde ist das aber auch nicht weiter schlimm, solange man den eigenen "Fehler" erkennt, hat man immerhin den ersten Schritt schon getan. Und irgendwie ist ja auch eine schöne Tradition, wenn man sich mal wieder aufmacht, tapfer gegen die eigenen Windmühlen zu kämpfen. Das spricht für das Stück unkaputtbaren Charakter, das da irgendwo sein muss, nicht wahr? Oder für den eigenen Irrsinn?

Man begeht den Jahreswechsel also im Kreise einiger der Liebsten und Allerbesten, was dafür sorgt, dass die Vergangenheit die Gegenwart zwar immer noch hinterrücks kurz überfällt, die Verluste aber minimal bleiben. Direkt in der KW1 schon scheint der vergangene Dezember unendlich weit weg. Es wird nun scheinbar bis März gar nicht mehr hell und im Büro... ja, im Büro. Was soll man dazu auch sagen, ohne sofort vor Langeweile einzuschlafen? "Privat" ist der Januar traditionell der Monat, in dem ich mich wieder am gesunden Leben probiere, will heißen: Kein Alkohol, was dazu führt, dass auch wenig geraucht (Gesellschaftstrinker und -raucher sind ja sowieso die Besten) und besser geschlafen wird. Darüber hinaus Sport - oder was ich dafür halte. Was soll ich sagen? Es läuft sehr gut und ist auch gar nicht so schwer. Das gibt so etwas wie Schwung für die Aufgaben, die vor mir liegen, denn dass das sogenannte Glück nicht von Außen kommt, sondern irgendwo in einem selbst wohnen muss, ist ja eine Binsenweisheit, aber die Suche danach muss man doch selbst in die Hand nehmen. Natürlich ist das für jeden etwas Anderes. Dass nicht alle Menschen gleich funktionieren, fand ich zunächst schockierend, dann wiederrum aber auch logisch, andernfalls würden wir ja alle in Berlin leben und uns für verkannte Genies halten oder 8000er erklettern, was in etwa dasselbe ist. 

Neulich dachte ich, dass die angenehmsten Menschen, die sind, die am wenigsten Anerkennung von Außen brauchen. Auch für sich selbst. Aber no man is an island, also schreibe ich die Dinge ans innere Whiteboard, von denen ich glaube, dass sie mich zufrieden machen könnten. Siehe da, es handelt sich nicht um gar so viele und die meisten sind sogar schon da. Den Rest werde ich mich bemühen, anzugehen, denn es ist sicher keine Schande, zu stolpern, eine Schande wird es dann, wenn man den Stein ins Herz schließt. In diesem Sinne: Never mind the darkness, baby, you will be saved by rock'n roll.

http://www.youtube.com/watch?v=sb8Hvz8bjas