Donnerstag, 27. Mai 2010

Nur wenn ich lachen muss...

Wenn mir meine Mutter sagt, ich würde immer mehr wie mein Vater, quittiere ich das neuerdings mit einem Schulterzucken, einem Grinsen und der Aussage, dass sich das in meinen Ohren mehr wie ein Kompliment denn einer Beleidigung anhört.

Am Pfingstmontag regnet es in Strömen, als ich mit nassen Füssen und einem Regenschirm in der Hand neben meinem Vater einen Hügel in meinem Heimatort hinauflaufe. Ich fühle mich - wie immer am letzten Tag im Dorf - gleichzeitig erleichtert und schwermütig. Plötzlich trifft uns ein Sonnenstrahl, und ich sage, dass wir unter Umständen das Glück haben werden, einen Regenbogen zu sehen. Anschließend springe ich beherzt über ein Rinnsal aus Dreck, welches sich aus einer benachbarten Wiese kommend den Weg quer über die Straße bahnt. Mein Vater schaut mich von der Seite an, und sagt, ich solle mich nicht verwirren lassen, das sei kein Regenbogen, sondern Schlamm. Wir lachen. Es sind eben diese Momente...

Aus aktuellem Anlass, mal wieder ein Coupland. Ich sage immer, ich möge es überrascht zu werden.

"In periods of rapid personal change, we pass through life as though we are spellcast. We speak in sentences that end before finishing. We sleep heavily because we need to ask so many questions as we dream alone. We bump into others and feel bashful at recognizing souls so similar to ourselves."

Montag, 17. Mai 2010

Hätte-Wäre-Wenn

In der Samstagnacht / am Sonntagmorgen, kurz nach der Uhrzeit zwischen nichts und gar nichts, begegnete mir in der Ringbahn mal wieder die Realität, und zwar um mir ordentlich in mein müdes Gesicht zu spucken. Wenn einem etwas Unschönes passiert, hat man ja immer mehrere Möglichkeiten, was man daraus dann gedanklich macht, wichtiger als Ideen sind aber im ersten Moment wahrscheinlich eh Taten. Meine erste Amtshandlung war dann also, die Tränen des Selbstmitleides runterzuschlucken, und die notwendigen Anrufe bei Bank, Telefongesellschaft und Polizei zu tätigen. Anschließend legte ich mich ins Bett und starrte eine Zeitlang an die Decke. An Schlaf war nur bedingt zu denken, und so döste ich zunächst ein wenig vor mich hin und verbrachte schließlich den restlichen Sonntag grübelnd auf meinem Sofa. Der Reihe nach, und dem eigenen wirren System der Priorisierung folgend, puzzelte ich mein Leben wieder zusammen, wobei ein paar Stücke immer noch fehlen, und vielleicht auch nicht wieder zurückkommen werden. Andererseits waren das dann wahrscheinlich eh zu vernachlässigende Ersatzteile, wer weiß.

"Then you're trapped in your lovely nest, and the things you used to own, now they own you." – Fight Club. Mal wieder. Ich habe also ein paar Dinge verloren, aber vielleicht sollte ich das nicht so tragisch nehmen, schließlich wurde immerhin niemand verletzt und es handelt sich – abgesehen von meiner Würde – um lauter ersetzlichen Kram. Es gibt Menschen, die sagen, dass alles aus einem Grund geschieht. So weit würde ich nicht gehen, aber da in letzter Zeit öfter über Kant und den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit gesprochen wurde, kann ich eventuell doch mehr aus dieser Sache machen, als ich zunächst gedacht hatte. Will ich selbstkritisch an das Geschehene rangehen, so muss ich mir eingestehen, dass ich sicherlich nicht allein schuld bin an dem, was da passiert ist (der, der jetzt mein Telefon hat, ist der Hauptschuldige, klar!), aber diese ganze Geschichte scheint fast symptomatisch für die letzten Monate zu sein. Was ich sagen will? Mein Leben ist eine Ansammlung von Baustellen, die alle mehr oder weniger vor sich hin rotten, und sicherlich ist es an der Zeit, ein wenig Naivität abzulegen und den Kopf doch mal wieder etwas öfter einzuschalten. Alternativ könnte ich mir aber auch einfach einen "Ausgeh-Geldbeutel" zulegen und jederzeit Pfefferspray mit mir führen. Hätte ich noch eine Münze, könnte ich die jetzt werfen. Schöner Mist!

Freitag, 7. Mai 2010

Happiness, more or less, it´s just a change in me, something in my liberty.

Heute Morgen wurde ich etwa eine halbe Stunde vor meiner eigentlichen Aufwachzeit durch einen Lärm geweckt, der mich denken ließ, in meiner Straße würde ein Schwein geschlachtet. Das konnte doch fast nicht sein. Zwar wohne ich außerhalb des S-Bahn-Rings, aber das muss ja nicht zwingend heißen, dass die Leute Bauernhöfe in ihren Vorgärten und auf ihren Balkons und Loggias unterhalten, schließlich ist es 2010 und wir sind hier auch nicht in Jena Lobeda! Also stand ich murrend auf, um der Ursache für dieses Geschrei auf den Grund zu gehen, und stellte fest, dass ein etwa vierjähriges Kind in bunter Regenjacke und Gummistiefeln als Sirene fungierte. Es wollte – wie sollte es anders sein – nicht in den Kindergarten gehen, sondern zu Hause bleiben, und schrie sich konsequenterweise die Seele aus dem Leib. Ich wollte auch zu Hause bleiben, zog mich dann aber ganz ohne Geschrei an, und machte mir einen Kaffee. Während ich den trank, dachte ich an meine wunderbare Nichte und meinen großartigen Neffen, mit denen ich neulich viel Zeit verbrachte und eine Menge faszinierender Dinge lernte, und zwar indem ich versuchte, die Welt so zu sehen, wie sie es tun. Wenn man noch sehr klein ist, dann liegen Glück und Unglück extrem nah beieinander und sind gänzlich unmittelbare Gefühle. Eis essen, Hund streicheln, Rutschen, Schaukeln, Steine ins Wasser werfen, Seifenblasen, Sandkästen und vor allem Mami und Papi sind großes Glück. Mittagsschlaf, Spinat, Regeln, Messer, Gabel, Schere, Licht, Kindergarten und besonders "Nein, das geht nicht!" sind großes Unglück. Das ist zwar im sogenannten Erwachsenendasein auch nicht viel anders, nur dass eben Wodka, Kippen und Knutschen irgendwie untergebracht werden müssen, aber Momente des Unglücks hängen einfach viel länger nach. Man kann also noch einiges von den Zwergen lernen. Und eins haben das Regenjackenkind und ich heute auf jeden Fall gemeinsam: Wir kommen nicht umhin, den Tag einem Ort zu verbringen, der uns nicht so richtig gefällt, aber Freitagnachmittag ist und bleibt großes Glück!

Montag, 3. Mai 2010

Hier regiert der FCU!

Gestern feierten wir mit Union Berlin den mathematischen Klassenerhalt, an dem wir zwar eh nicht gezweifelt hatten, aber es ist doch eine schöne Ausrede, wenn man am Sonntagabend nicht nach Hause gehen will: Nie mehr 3. Liga! Die Luft war geschwängert von Euphorie, Gesang, Bier- und Bratwurstduft, Gelächter und ja: Testosteron! Passend dazu wurde mir neulich eine ganz erstaunliche Sache bewusst: Tatsächlich beneide ich Männer nämlich so richtig nur um eins, und nein, es hat nichts mit der Menstruation zu tun, und Sex ohne Liebe ist auch keine Männerdomäne (mehr?), ha! Nach einer Reihe interessanter Studien sowohl am lebendend Objekt als auch anhand der modernen Medien und unterstützt durch den Umstand, dass ich 2 Brüder habe und seit jeher eine Menge platonischer männlicher Freundschaften pflege, ist mir deutlich geworden, dass Männern, wenn sie sich in Gruppen treffen, ganz andere Themen haben, als wir Frauen. Man muss sagen, dass Frauen in Gruppen ganz oft sehr schnell monothematisch werden, und zwar geht es in den meisten Gesprächen um Männer, dabei aber nicht hauptsächlich um "Ts, auf 3 Uhr, hast Du DEN gesehen?", sondern alles, was passiert, gern oder besonders aber auch das, was eben nicht passiert, wird analysiert, ja, geradezu seziert! Männer hingegen können in Gruppen ganz einfach so beisammen sein, und über völlig andere Themen reden, als das andere Geschlecht (abgesehen vielleicht von "WOW, hast Du DIE gesehen?"), und das finde ich sehr beeindruckend.

Naja, vielleicht stimmt es auch nicht ganz, dass ich Männer nur darum beneide. Grad an diesem Wochenende und jetzt, wo man wieder so viel Zeit im Freien verbringt, wurde mir wieder im Wortsinn schmerzlich klar, dass dieses im Stehen pinkeln können, entscheidend von Vorteil sein muss.