Donnerstag, 17. Dezember 2009

Happy endings, they never bored me.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und ich übe mich in schriftlicher Schweigsamkeit. Vielleicht sollte ich mich ab und an auch in mündlicher Schweigsamkeit üben, denn mit schöner Regelmäßigkeit fallen Worte zwischen meinen Zähnen raus, die dann niemand mehr fassen kann und über die ich zunächst eventuell hätte intensiver nachdenken sollen. Zu spät. Ein Jahr konsequenter Inkonsequenz geht in Linie zu Ende, und ich habe alle Hoffnungen auf Besserung für 2010 schon jetzt begraben, weil es sich dann doch unter Umständen um eine meiner hervorstechenden Charaktereigenschaften handeln könnte, einer dieser Hunde zu sein, die viel bellen, aber niemals beißen. Eine ebenso liebenswerte Eigenart wir meine mich manchmal selbst erschreckende Großfressigkeit würde ich sagen.

Zum Endjahresfazitieren ist es wahrscheinlich noch zu früh, aber so viel sei gesagt: Sollte mich nicht in den nächsten Tagen noch das gleiche Schicksal ereilen wie beispielsweise Antoni Gaudí , dann schlägt 2009 trotz einiger Widrigkeiten 2008 UM LÄNGEN!! Zudem, was wäre das Leben ohne seine Widrigkeiten? Wäre das dann nicht langweilig? Nein! Wahrscheinlich wäre es einfach schön, und man könnte jeden Morgen mit einem Lächeln zu großartiger Musik aufstehen und wieder zur Ruhe gehen. Zwischendurch würde man von einem unverschämt gutaussehenden Menschen, der verrückt nach einem ist, und bei dem das mit der emotionalen, intellektuellen und humoristischen Augenhöhe geklappt hat, auf Händen getragen. Zudem würde man ständig ärmeren Menschen helfen, Vögel füttern, Schlitten fahren, Drachen steigen lassen, Powerpoint Präsentationen ohne Bugs und Ende verschicken, bitte und danke sagen, Bahnenglück, reine Haut, einen BMI von 20, immer schöne Haare, niemals einen Kater oder Grippe haben und zu jedem Zeitpunkt von einer hellblauleichtvioletten Aura de Coolness umgeben sein. Aber so wie es ist, ist es doch auch ganz fantastisch. Is this the thrill of the chase? How can I keep up the pace?

Montag, 7. Dezember 2009

If you´ve lost your faith in love and music, then the end won´t be long.

Man hält sich eben an dem fest, was gerade da ist. Manche Menschen suchen Ihre Kaffeetasse in den Büros ihrer Kollegen, und all das bekommt nur allzu leicht einen manisch verzweifelten Anstrich, was dann ein gewisses Kontingent an irrationalem Mitleid in mir freisetzt. In meiner Lieblingsserie Mad Men (das macht mich eindeutig interessanter, als zu behaupten, meine Lieblingsserie sei Gossip Girl oder Grey`s Anatomy, richtig?) rauchen die Charaktere eigentlich die ganze Zeit. Ja, die schönen alten 60er, als Rauchen noch zum guten Ton gehörte. Dabei sieht es immer so aus, als hielten sie sich mehr an ihren Zigaretten fest als dass sie diese rauchten, was dann wiederrum den dringend Wunsch nach einer Lucky Strike (It‘s Toasted) in mir auslöst und gleich anschließend die Frage aufwirft: Wo ist der Gott, der uns liebt, ist der Mensch, der uns traut, ist die Flasche, die uns wärmt? (– und ja, ich befinde mich immer noch in einer verlängerten Element of Crime Phase und komme bei meinem Umfeld langsam an eine Grenze, wo stille Belustigung in offene Ungeduld umschlagen will.). Am vergangenen Mittwoch war ich zur Abwechslung beim Konzert von Peter Doherty. Ich wette, dass 90% aller Männer im Publikum wenigstens ab und an gern so wären wie er (vielleicht ohne die ganz harten Drogen) und 95% aller Frauen im Publikum ein Helfersyndrom haben. Wir Mädels schauten dem guten Peter dann auch mit glänzenden Augen dabei zu, wie er auf der Bühne umher stolperte und wankte, wobei sicher fast jede von uns dachte "Er braucht nur die richtige Frau, ich würde ihn genug lieben, um ihn retten zu können.". Als ob man irgendjemanden retten könnte.

Gestern versuchte ich mal wieder einen alten Traum von mir wahrzumachen, und den ganzen Tag im Schlafanzug zwischen Sofa und Bett zu verbringen, doch leider kamen mir dann ein Heißhunger auf Grießbrei (jaja) und der Mangel an Milch dazwischen, so dass ich doch kurz vor die Tür musste. Vor der Tür war es dann sehr kalt und dunkel, außerdem hatte ich ganz allgemein das Gefühl sehr schlecht zu sehen (nicht auszusehen, Achtung!). Auf meinem Spaziergang (a.k.a. das neue Hobby) geriet ich kurz ins Weihnachtsoratorium von Herrn Bach und abgesehen von ein paar (z.T. wirklich ganz wunderbaren) Telefonaten sprach ich den ganzen Tag über mit keinem Mensch auch nur ein Wort von Angesicht zu Angesicht und kurz fühlte ich mich gänzlich von allem entkoppelt. Das war gleichzeitig ein angenehmes, dann aber doch auch ein etwas beängstigendes Gefühl. Ich frage mich nun, ob man selbst überhaupt merkt, ab wann man wirklich wunderlich wird. Ist die Tatsache, dass man auf einem Holzfußboden mit ziemlich vielen Menschen um einen herum einschläft in diesem Sinn dann eigentlich schon ein erstes Indiz für den unaufhaltsamen Verfall der sozialen Sitten? Ich weiß es nicht. Zudem erschließt sich nicht mal mir selbst der Sinn des heutigen Beitrags. Aber muss denn wirklich immer alles einen Sinn haben?

Dienstag, 1. Dezember 2009

Don´t look back in anger.

Wenn ich erst Geburtstag hatte, ist das Jahr immer so gut wie rum. So auch jetzt. Plötzlich ist der 01. Dezember, und ich fange an, darüber nachzudenken, wer sich dieses Weihnachten eine Karte für den unsichtbaren Kamin verdient hat. Wenn ich fertig bin mit überlegen, ist meistens schon Silvester und damit auch Zeit zurückzublicken – was ja im Grunde eh mein liebstes Hobby ist. Stand up beside the fireplace take that look from off your face, you ain´t ever gonna burn my heart out….

Rückblick. Erstaunlich, dass ich mir tatsächlich den ersten Tag mit Schnee ausgesucht habe, um mein in Kisten verpacktes Leben einmal quer durch Europa zu kutschieren. Ich bin körperlich ausgelaugt und seelisch am Ende, als ich irgendwo mitten in Frankreich auf einem Parkplatz stehe, und dem kleineren der beiden Hunde dabei zusehe, wie sie erbärmlich vor Kälte zittert. Ich fühle mich in etwa so wie sie (die bezeichnenderweise Juni heißt) gerade aussieht: Hilflos. Verloren. Durcheinander. Überfordert.

Zeitsprung. Der Frühling legt sich in diesem Jahr richtig ins Zeug, der Himmel ist von einem blau, das man fast schon mediterran nennen möchte, die Kulisse gibt sich Mühe, den Anschein von Perfektion zu erwecken. Ich lebe prekär ohne Möbel aber mit einem riesigen Flachbildfernseher und jeder Menge Flaschen in einer Wohnung, die Weltkulturerbe ist – wie ich nicht müde werde, immer wieder zu betonen. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Die winzigen Zahnrädchen, die mein Leben in Bewegung halten, greifen seit einigen Monaten wie von Zauberhand ineinander, alles gelingt, obwohl ich nicht schwindelfrei bin, falle ich nicht ein einziges Mal von dem Drahtseil, das die Verbindung vom alten zum neuen Leben darstellt. Auch wenn ich dem Frieden nicht traue, erfreue ich mich daran.

Im Jetzt. Ist. Alles. Gut. Ein paarmal vom Drahtseil gefallen, aber der Anfang ist ja jetzt auch rum und man ändert sich wahrscheinlich nicht, lernt aber, mit den eigenen Schwächen umzugehen. Zumindest rede ich mir das gerade ein. Die allesverschlingende Besinnlichkeit wird mich wohl eingelullt und milde gemacht haben. Danke 2009.