Freitag, 19. Juli 2013

Summer - the unfulfilled promise of spring?

Können Sie sich noch an Ihre Kindheit erinnern, als die Sommer unendlich und die Winter schneereich waren? Ist das eine Illusion, die man dem Zahn der Zeit zurechnen muss? Erscheint es nicht im Herbst immer so, als hätte man maximal die Hälfte der Dinge getan, die man sich noch im Frühling für den Sommer, den alten Scharlatan, vorgenommen hatte? Nun, im Augenblick will ich mich nicht beschweren, denn sie ist da und überraschend stabil: Die Zeit der lauen Sommerabende, an denen man bis ganz zum Schluss und maximal am Ende mit einem leichten Frösteln ohne Jacke draußen sitzt und im besten Fall Bier trinkt, gute Gespräche führt und Zigaretten raucht (seit der Fusion drehe ich mit meinen "krummen Pfoten" (wie mein liebenswerter älterer Bruder sagen würde) übrigens selbst und habe seitdem noch mehr(!) Spaß am Rauchen).

An einem dieser lauen Sommerabende renne ich also nach Hause, um mich ein letztes Mal in die Arme von Amory Blaine zu werfen und meinen Kopf in seiner Schulter zu bergen. Naja, das Rennen muss man vielleicht doch auch dem Umstand zuschreiben, dass ich ausgereizt habe und dringend "mal muss" (worum ich Männer in diesem Zusammenhang beneide, habe ich ja an anderer Stelle schon einmal festgehalten), aber was mich wirklich nach Hause zieht, sind Amory Blaine, mein Sofa und Midlake. Fitzgerald gelang in meinen Augen ja immer wieder das Kunststück, auf den ersten Blick wenig sympathische Charaktere so zu beschreiben und zu erklären, dass man sie nach ein paar Seiten versteht und bei Identifikation mit einigen ihrer Züge auch ins Herz schließt. Als ich meine Schlafenszeit überspanne und "This Side Of Paradise" schließlich ausgelesen habe, fühle ich mich literarisch verwaist, gleichzeitig erkannt und um einen imaginären Freund reicher.

"I'm not sentimental - I'm as romantic as you are. The idea, you know, is that the sentimental person thinks things will last - the romantic person has a desperate confidence that they won't."

Freitag, 12. Juli 2013

Love Is A Dog From Hell

Sie werden (vielleicht) lachen; ich habe mir eine Ausgabe von Charles Bukowskis Gedichtband "Love Is A Dog From Hell" gekauft und finde sie natürlich ganz wunderbar. Wahrscheinlich muss man für Bukowski irgendwann bereit sein, ich habe nicht das Gefühl, ich hätte ihn gesucht, sondern vielmehr ist er im passenden Moment zu mir gekommen. Ich kann nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist, genauso wenig wie ich sagen kann, ob dieser "passende Moment" ein Höhe- oder Tiefpunkt ist, es kann sich auch einfach nur um einen weiteren Augenblick des Transits handeln - wie meistens also. Wie scheinbar das ganze sogenannte Leben also. Und das Analysieren ist natürlich müßig bis nervtötend, aber man entscheidet sich selten bewusst dafür, dass eine Zeit des Grübelns angebrochen ist. "Love Is A Dog From Hell" hat es jedenfalls bis in mein Schlafzimmer geschafft, was kaum je einem Buch gelingt, weil ich gewöhnlich nie im Bett, sondern immer auf dem Sofa lese. Das kann einfach daran liegen, dass es sich um Gedichte handelt, von denen man auch schnell mal 2-3 liegend in den Schlafpausen der Unruhe liest, oder daran, dass die natürliche Habitat dieses Buches eben das Bett ist. Bleibt die Hoffnung, dass sie helfen im Kampf gegen diese Müdigkeit, die mich umtreibt, kurioserweise wachhält und nicht einfach mit Schlaf und The National zu besiegen ist. 

"If there are junk yards in hell, love is the dog that guards the gates."

Donnerstag, 4. Juli 2013

Emo-Kater strikes again.

John Steinbeck (Wer auch sonst? Außer vielleicht Fitzgerald oder Faulkner oder de Beauvoir oder Roth... naja, Sie wissen schon: der Scheinintellekt.) hat mal die wunderbaren Sätze aufgeschrieben: "I have always lived violently, drunk hugely, eaten too much or not at all, slept around the clock or missed two nights of sleeping, worked too hard and too long in glory, or slobbed for a time in utter laziness. I've lifted, pulled, chopped, climbed, made love with joy and taken my hangovers as a consequence, not as a punishment.", die ich immer wieder gern zitiere. Die ich immer wieder gern zitiere, und die ich mir vor allem auch ab und an selber sagen muss, um in Momenten der massiven Emo-Verkaterung nicht allzu lang über Kohlenmonoxid nachzudenken. 

Massive Emo-Verkaterung, Tag X. Wir fahren also zur Fusion. Man muss auch mal was Neues machen. Ich würde sicher nicht soweit gehen zu sagen, es gäbe ein Leben vor der Fusion und eins danach, aber es war schon anders und besonders, vor allem nämlich besonders schön. Und wenn es dann vorbei geht und man irgendwie doch froh ist, wieder zu Hause zu sein, später jedoch vor Erschöpfung nicht in den Schlaf findet, kommen einem die seltsamsten Gedanken, manche davon tröstlich, andere eher weniger. Bleiben wir bei den Guten, warum auch nicht? Vielleicht gibt es Menschen, die bis an ihre Grenzen ran und dann wissentlich darüber hinaus gehen müssen, um irgendetwas zu fühlen, sich selbst zum Beispiel. Und vielleicht bekommt man die ganz bunten Stunden nur, wenn man auch die eine oder andere (oder 96) schwarze in Kauf nimmt, und das ist es dann wahrscheinlich auch wert, wenn man nur feststellen kann, dass doch alles da und alles gut ist. Man vergisst das manchmal. Schließlich - wenn der Kater sich langsam vom Acker macht - ist es so simpel: Überleben heißt einfach nur, immer wieder von vorn anzufangen.