Dienstag, 14. Januar 2014

Keep Yourself Warm.

Die Stadt ist voller Male und Narben. Weißt Du noch, hier, wie Du im Dunkeln nachts durch den Park eiltest und dachtest, Dein letztes Stündlein hätte geschlagen. Und dann kamst Du auf der anderen Seite raus, hysterisch lachend und froh über die letzte Zigarette im Päckchen? Oder da, das Treffen auf dem Pier mit Sonnenuntergang und Mücken und Rotwein und Herzklopfen? Immer einfach mal loslaufen und schauen, was passiert, denn irgendetwas passiert immer! Den Kopf auf den Tresen legen, Runden auf dem Flugfeld drehen, harte Türpolitik und drinnen nicht verstehen, wie das vor sich geht. Tanzen! Immer wieder tanzen! Und abtrinken, nachfüllen, rumstehen, schauen, wortlos verstehen. Ja, warum denn nicht? Hat doch niemand was anderes gesagt. Nech? NECH? Weißt Du noch dort, die Tränen an der Ampel, in der Ringbahn, unterm Couchtisch, am Müggelsee? Dieses fortwährende Umfallen und dann immer wieder aufstehen müssen, man stirbt ja nicht dran, nicht? Und da hinten, Einsamkeit in Halensee, Aufwachen im Westend, die Tasche leer, die Schnauze voll. Dann schneit es Glitzer und später schwarze Federn. Oder dort, Frisbee spielen im Treptower Park, Pathos am Ehrenmal, die Füße in der Spree, Bier und Gelächter auf der Insel der Jugend oder einem beliebigen Spielplatz. Schaukeln. Hüpfen. Rutschen. Und Kippen, immer wieder Kippen mit Gesprächen über diese sogenannte Welt, die Du nicht verstehst, aus der Du nicht raus kannst, Dich aber auch nur selten richtig drin fühlst. Und da, durch den Wald auf die Stehplätze gehetzt, Heimsieg, Unentschieden, Niederlage, auf ein schnelles in die Abseitsfalle. "Ein Schnelles", das dann meistens zwei Langsame sind. Euphorie. Anflüge von Verzweiflung. Kurz nachgeben, seufzen. Gleichgültigkeit. Tag-Nacht-Tag-Nacht. Dich ständig selber austricksen. Auf dem Balkon sitzen, die Füße auf der Brüstung, Nutella mit dem Löffel aus dem Glas, Ketterauchen und Greyhounds. Meistens zu viel oder eben zu wenig. Die Sache mit dem richtigen Maß, die Dich straucheln lässt.

Du hängst den Stadtplan auf und kennzeichnest Orte mit roten, weißen, blauen, schwarzen Klebepunkten, manchmal alle am gleichen Ort. Wer weniger fühlt, hat mehr Zeit zum Denken, das ist nicht zu verachten. Dennoch: To be alive at all is to have scars.