Montag, 27. September 2010

With every broken heart we should become more adventurous (?)

In meiner Familie erzählt man sich ab und an noch die lustige Anekdote, dass ich als Kind immer vor lauter Mitleid weinte, wenn im Fernsehen die Wauzis-Werbung lief ("Wir sind die Wauzis, wir haben keine Mama…" Anyone? Und ja, wir hatten tatsächlich auch Westfernsehen). Ich verbrachte das vergangene Wochenende bei meinen Eltern, aß ausgesprochen gut und schlief jede Nacht um die 10 Stunden. Auf dem Weg zurück nach Berlin lief mir eine Gruppe Rehe ins Auto. Eins von ihnen stand nach der Kollision nicht mehr auf und auch der Mazda wurde ziemlich mitgenommen. Die Wauzis-Geschichte im Kopf kann man sich vielleicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Früher wurde das Problem mit dem Verweis auf echte Hunde und Katzen gelöst, die man mal umarmen könne, die seien auch viel lustiger als Plüschtiere. Heute werden derlei Situation zunächst mit einer Zigarette, die man sich mit zittrigen Händen anzündet, und einer Reihe Telefonanrufe so ähnlich wie bewältigt. Es gibt ja diese Regel, wonach ein Reiter, der vom Pferd fällt, sofort wieder aufsteigen sollte, um ein Trauma gar nicht erst zuzulassen. Mein mehr als liebenswürdiger Bruder gab mir dann seinen Wagen, mit dem ich mich doch noch – wenn auch verspätet und leicht neben der Spur – auf den Weg in die Hauptstadt machte (an dieser Stelle nochmals vielen Dank!). Unterwegs im Dauerregen stellte ich mir die Frage, ob man die Metapher vom gefallenen Reiter unter Umständen nicht auch bei Herzensdingen anwenden könnte. Vielleicht macht man das ja eh ganz automatisch – wenn man bedenkt, dass ich immer wieder über die gleichen Steine stolpere, sollte man dem Reiter aber eventuell mal ein paar alternative Lösungsansätze vorschlagen: a.) Aufs Pferd hören. Ein Pferd würde vielleicht beim nächsten Mal versuchen, das Hindernis weiträumig zu umgehen, anstatt wiederholt beim Drüberspringen zu scheitern und sich dabei irgendetwas zu brechen / brechen zu lassen. b.) Die Sportart wechseln. Wie wär‘s mit Volleyball, Halma oder (gerade jetzt auch wieder aktuell) Drachensteigen?

Montag, 20. September 2010

We can beat the sun as long as we keep moving.

Der Montag scheint mit besonders harten Bandagen kämpfen zu wollen. Mein Nacken schmerzt, scheinbar habe ich mich verlegen. Ich habe nichts zu essen dabei, und jetzt muss ich in dieses Meeting, bei dem sicher wieder alle Beteiligten davon ausgehen, dass ich für die Absurditäten sorge. Ich enttäusche mein Publikum nur ungern, weiß aber nicht, ob ich in der Lage sein werde, meiner Rolle heute gerecht zu werden. Ich fühle mich leer, gestern Abend waren wir in Mutter Courage, und so viel Krieg deprimiert. Dabei war der Morgen noch friedlich, trotz der selbstverschuldeten Kopfschmerzen beschwingt, trotz der zu erwartenden Übelkeit, die sich spätestens durch das Geruckel der Tram endgültig ihren Weg bahnte, mit einem Lächeln zu meistern. Aber jetzt ist Montag, und meine Augen wollen zu, mein Kopf auf die Tastatur fallen. Nach jedem Exzess erscheint uns der nächste Tag öde und voller Abgründe, hinter jeder Ecke, in jeder Mail lauert das Grauen. Und dabei will ich gerade gar nicht zurück ins Gedränge der Samstagnacht, möchte mich nicht durch dunkle Gänge voller Menschen und Zigaretten hin zu Tanzflächen gefüllt mit sich bewegenden Körpern zwängen, ein Teil der gesichtslosen, berauschten Masse, Atemlosigkeit, der nächste Schluck, Gelächter. Ich will eigentlich nur eine Zigarette auf der Fensterbank rauchen und dann. Halbschlaf. Decke über den Kopf. Nimm meine Hand.

Mittwoch, 15. September 2010

Counterpoint - Delphic

29. Mai 2010, Barcelona, etwa 28°, die sich aufgrund der leichte Brise, die vom Meer herüber weht etwas frischer anfühlen. Sonnenschein, Strand. Ich habe leichtes Kopfweh und frage mich, ob es daran liegt, dass ich den Tag über zu wenig Wasser, oder daran, dass ich am Abend zuvor zu viel Bier getrunken habe. Wahrscheinlich an beidem. Meine Kleidung ist der Umgebung nicht angemessen, mir ist warm, schließlich bin ich festivaltauglich und nicht strandtauglich angezogen. Soraya und Tomás scheinen zu schlafen, nachdem sie sich die letzten paar Stunden in einer Art kaltem Krieg aufgerieben haben. Ich atme tief durch, vergrabe meine Füße im Sand, drehe eine Muschel in der Hand, schaue aufs Wasser, das in der Sonne glitzert, am Horizont stößt dunkelblau auf hellblau. Ich bemühe mich, an den Punkt zu kommen, an dem ich gar nichts mehr denke, scheitere jedoch. Ich glaube, ich hatte mal ein Mantra, scheine dieses aber vergessen zu haben. Tomás schlägt die Augen auf und lächelt mich wortlos an. Wir haben seit Jahren eine seltsam innige Verbindung, der scheinbar weder Zeit noch geographische Distanzen etwas anhaben können und die wohl darauf beruht, dass wir uns vor Jahren im dunklen Tal der gebrochenen Herzen trafen. Er fragt mich, was ich von Delphic halte. Ich sage ihm, dass ich das Album zu glatt und überproduziert finde. Er schüttelt den Kopf, sagt ich solle die Rezensionen vergessen und mir meine eigene Meinung bilden. Dann setzt er mir diese riesigen Kopfhörer auf und bedeutet mir mit eine Handbewegung ich solle mich umdrehen und wieder raus aufs Meer schauen. Late at night, I'll run through the streets and empty corridors. I'll find my counterpoint, inside a red room locked behind a door. Ich finde das alles immer noch ziemlich glatt. Trotz allem nimmt es mich gefangen, ich sinke seitlich in den Sand, für die knapp 5 Minuten des Liedes passt alles zusammen. Mein Kopf wird leer. Ein neues Mantra ist gefunden: And tell me nothing's wrong, nothing's wrong, nothing's wrong today.

Donnerstag, 9. September 2010

Vermischtes

Wahrscheinlich war es noch gar keinem aufgefallen, aber im August habe ich es tatsächlich geschafft, so viele Einträge zu machen, dass die Zahl der Beiträge plötzlich genau der Zahl der Kalenderwochen entsprach. Das hat Stil, das finde ich gut. Dumm nur, dass ich mich nun in KW 36 extrem uninspiriert fühle. Ich sehe mich also gezwungen, einfach irgendetwas zu schreiben, nur um das SYSTEM nicht zu stören und um die Katastrophe abzuwenden. Irgendetwas. Wie lange gab´s jetzt keine Coupland-Quotes mehr? Und übers Joggen schrieb ich auch erst neulich, was? Wie sieht´s mit dem Wetter aus? Meistens ein dankbares Thema, derzeit aber einfach zu… buahhhhhh!!!!! Fußball! Nein nein, in WM- und EM-Jahren fühlt sich ja immer jeder Depp bemüßigt, Fußball gut zu finden, da will ich nicht mitmachen. Über die Liebe traue ich mich auch nicht mehr zu schreiben, wir verstehen uns nicht so richtig, wahrscheinlich ist das auch noch meine Schuld, vielleicht bin ich zu unsensibel?

Was bleibt also unterm Strich? Oh ja! Ich habe neue Turnschuhe! Samba – das nenne ich wahre Treue zu einem Schuh!

Erwarten Sie bitte keine große Literatur von mir – selbst wenn ich keine Fehler habe, so bin ich doch auch nur ein Mensch. Wirklich!

Mittwoch, 1. September 2010

Something filled up my heart with nothing.

Zur Zeit scheint es immer nur noch zu regnen. Der Sommer ist vorbei, ehe er richtig angefangen hat. Gestern war ich sogar schon in meiner Herbstkleidung laufen, konnte aber immerhin erleichtert feststellen, dass die Spree noch nicht zugefroren ist. Tatsächlich musste ich auf halber Strecke sogar die Jacke ausziehen. Ich kann es ja nun auch zugeben: Ich habe schreckliche Angst vor dem Winter! Erst im Juni waren die Gehwege eisfrei, erst Ende Juli die Seele, und nun soll man sich also fast schon wieder darauf einstellen, dass die T-Shirt-Zeit zu Ende ist? Mich überkommt ein unbestimmtes Gefühl der Panik, während schon wieder taubeneigroße Regentropfen gegen das Bürofenster prasseln. Man lässt den Kopf ein wenig hängen, verzettelt sich, verliert Spiele, bei denen man ursprünglich gar nicht mitmachen wollte. Ist das jetzt das Alter? Oder einfach nur Melancholie? Ein Vorgriff auf die Winterdepression? Ich frage mich manchmal, wo die Leichtigkeit sich versteckt, warte an Bushaltestellen, im Park, an Straßenkreuzungen, in der Küche und im Treppenhaus auf sie, um sie zur Rede zu stellen. Bisher erfolglos.

Die Herbstzeitlose sieht übrigens (zumindest in meinen Augen) fast genauso aus wie der Krokus. Wenn das nicht wieder eines dieser frechen Verwirrspiele der Natur ist, weiß ich auch nicht.