Montag, 22. Februar 2010

A new morning, changing weather.

Ein schmaler Streifen Sonne
Und ein kleines bisschen Mut
Die Wolken blass und wässrig
Wer weiß schon, was er tut?

Ein Montag im Februar. Tauwetter. Man hat das Gefühl, es gehe bergauf. Liegt das jetzt nur daran, dass es mehr Licht gibt? Man macht die alten, bekannten Fehler, aber irgendwie erscheint das alles weniger dramatisch. Heute Morgen, als die Sonne aufgeht und sich die Häuser schwarz gegen diesen blauen Himmel voller rosafarbener Streifen absetzen, frage ich mich, ob der Hintergrund zur Feier des Tages eventuell technisch nachbearbeitet worden ist. Es war ein Technicolor-Moment. Technicolor-Momente sind nicht so häufig, aber dafür um so schöner. Erstaunlich, wenn man ganz kurzzeitig mit sich selbst versöhnt ist. Vielleicht liegt der Schlüssel einfach darin, nicht zu resignieren. Das ist zugegeben eine recht naive Herangehensweise, die dem Scheitern Tür und Tor öffnet, aber irgendwie ist alles andere doch auch nur eine schlechte Cover-Version.

Mittwoch, 17. Februar 2010

It´s getting better (man!)

Als ich am Montag auf dem Weg vom Büro zur S-Bahn bemerkte, dass es noch ein winziges bisschen hell war, hätte ich vor Freude fast geweint, denn es war das erste Mal in diesem scheinbar unendlichen Winter, dass gegen 18 Uhr noch nicht alles in tiefschwarzer Nacht versunken war. Manchmal sind es ganz kleine Anzeichen, durch die wir erkennen, dass es langsam besser wird, dass es sozusagen aufwärts geht, ja, dass nicht alles verloren ist (was auch immer "alles" nun schon wieder bedeutet). Heute scheint nun die Sonne von einem strahlenblauen Himmel, und man muss befürchten, schneeblind zu werden. Mit einer feierlichen Geste und Tränen in den Augen zog ich also heute Mittag meine Sonnenbrille auf und begab mich nach draußen. Ich war glücklich. Man muss die Erfrierungen an den Händen auch mal ignorieren können. Tatsächlich ist es doch so, dass man sich die meisten guten Momente selbst kaputt macht, indem man sich ständig Fragen wie: Wo soll das nur alles hinführen? / Ist das nicht schädlich? / Was werden die Nachbarn denken? / Ist das schon gesellschaftlicher Selbstmord? / Warum ruft der Arsch nicht an? / Was wird meine Bank dazu sagen? / Deckt meine Haftpflichtversicherung groben Unfug? / Macht das eigentlich dick? etc. stellt. Wäre das Leben eine Instantsuppe – sagen wir mal 12 Köstlichkeiten – dann ist das Meiste Brühe und Wasser, die Köstlichkeiten muss man überhaupt erstmal suchen. Und manche Leute bekommen noch nicht mal 12, sondern vielleicht nur 11 oder 10 oder 9 oder 8 (ich glaube, hiermit ist das Prinzip klar), oder sogar keine Einzige. Tragisch, oder? Was ich damit sagen will? Keine Ahnung. Vielleicht ist weniger (nachdenken) manchmal wirklich mehr.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Romantik.

Vergangenes Wochenende verbrachten wir im äußersten Süden der Republik. Ja, so weit im Süden, dass man entweder gar keinen Empfang mit dem Mobiltelefon hatte, oder dieser über einen Anbieter aus der ehemaligen k.u.k. Monarchie hergestellt werden musste. Das war aber noch nicht alles, denn auf knapp 1.800 Metern Höhe gab es keine Duschen, was im Grunde jedoch auch egal war, denn das Wasser, das aus den Leitungen kam, war sowieso eiskalt. Facebook gab es übrigens auch nicht. Wie dem auch sei. Um zu unserer Unterkunft zu gelangen, musste man zunächst einmal etwa 2 ½ Stunden bergauf durch einen nächtlichen Schneesturm laufen, was in der Folge aber mit Bier, Gelächter, gutem Essen, Mensch ärger Dich nicht, Schlittenfahren, Sinn und auch Unsinn belohnt wurde. Unterm Strich war es die Strapazen also natürlich wert, und das Wochenende als solches kann problemlos mit dem Prädikat "hervorragend" gestempelt werden. Zurück zur Natur und zurück in die Vergangenheit also: Man schlief in einem großen, kalten Bettenlager, was an Ausflüge ins Kinderferienlager erinnerte und ging nicht ohne Kissenschlacht dafür aber spätestens um Mitternacht zur Ruhe. Zudem kommt man sich im Verhältnis zu einem Maßkrug auch irgendwie sehr klein vor, kann man sich doch hinter einem solchen Gefäß prima verstecken und muss man es mit beiden Händen anheben, um halbwegs elegant daraus zu trinken.

Manchmal ist man also kurzzeitig ganz raus aus der Routine, und das ist wohl der größte Verdienst von Tagen ganz woanders. Dann kommt man zurück, die Gehwege sind immer noch vereist, Lampen hat man auch noch keine und der Job besticht weiterhin durch seine Sinnesleere. Diese Dinge hat man nach kritischer Betrachtung wohl im Verhältnis 1:2 selbst in der Hand, und das ist auch das eigentliche Problem, weil man bei der Suche nach den Schuldigen den Kopf selbst beschämt senken muss. Die Kälte scheint es langsam von draußen nach drinnen zu schaffen, was für Leute, die sich das Buch "The heart is a lonely hunter" nur wegen des Titels kaufen, nicht zu unterschätzen ist. Am Sonntagabend war ich dann doch noch bei Element of Crime, was trotz einer Wand aus Erschöpfung auf meiner Seite, ganz wunderbar, jedoch auf der Melancholieebene auch irgendwie kontraproduktiv war.

Ich reiße mich zusammen und denke fast nicht an das was war und schon gar nicht an das, was hätte sein können, wäre ich im richtigen Moment mutiger, und wärst Du im richtigen Moment kohärenter gewesen.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Dust of snow.

Man ist nur zu geneigt, dieser Tage über das Wetter zu murren. Es ist sehr kalt, ständig hat man nasse Füße, der Balkon verschwindet unter einer Schneewehe, manchmal gleitet man aus und fällt mehr oder minder spektakulär zu Boden und irgendwie hat man das Gefühl, dass das nun schon seit etwa einem halben Jahr so geht und dass einem unter Umständen nie wieder warm wird. Ich finde, übers Wetter zu reden, ist zu Unrecht verpönt, handelt es sich doch um ein dankbares Thema, zu dem jeder in der Lage sein sollte sich eine Meinung zu bilden. Außerdem zeigt die Beschäftigung damit, dass man durchaus noch fähig ist, etwas wahrzunehmen, dass außerhalb des eigenen Kopfes stattfindet.

Gestern hörte ich also 2 interessante Nachrichten dazu im Radio. 1.) Wenn´s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit! Gestern war Lichtmess und es stürmte und schneite was das Zeug hielt. Ich habe jetzt schon mal die T-Shirts bereitgelegt, es kann jeden Moment losgehen. 2.) Der letzte derart kalte Winter liegt 30 Jahre zurück, das war der Superwinter 1978/1979 (der dann zu einem sehr kinderreichen Sommer / Herbst 1979 führte, man bedenke nur, zu wie vielen 30. Geburtstagen man vergangenes Jahr eingeladen war.). Wenn wir also nun davon ausgehen, dass es bis zum nächsten ähnlich schneereichen und kalten Winter 30 Jahre dauern wird, sollten wir uns unheimlich an diesem Wetter freuen, und ein paar Fotos machen, die wir den Nachfolgegenerationen mit dem Verweis auf "Damals…" zeigen können. Und eventuell macht uns die globale Erwärmung eh einen Strich durch die 30-Jahre-Rechnung, so dass wir vielleicht gerade den letzten "richtigen" Winter erleben. Das muss man sich mal vorstellen!

Passend zum Anlass und um das Image meiner Intellektualität zu pflegen (ähem) hier Folgendes:

Dust of Snow

The way a crow
Shook down on me
The dust of snow
From a hemlock tree

Has given my heart
A change of mood
And saved some part
Of a day I had rued.

Robert Frost (1923)