Mittwoch, 10. Februar 2010

Romantik.

Vergangenes Wochenende verbrachten wir im äußersten Süden der Republik. Ja, so weit im Süden, dass man entweder gar keinen Empfang mit dem Mobiltelefon hatte, oder dieser über einen Anbieter aus der ehemaligen k.u.k. Monarchie hergestellt werden musste. Das war aber noch nicht alles, denn auf knapp 1.800 Metern Höhe gab es keine Duschen, was im Grunde jedoch auch egal war, denn das Wasser, das aus den Leitungen kam, war sowieso eiskalt. Facebook gab es übrigens auch nicht. Wie dem auch sei. Um zu unserer Unterkunft zu gelangen, musste man zunächst einmal etwa 2 ½ Stunden bergauf durch einen nächtlichen Schneesturm laufen, was in der Folge aber mit Bier, Gelächter, gutem Essen, Mensch ärger Dich nicht, Schlittenfahren, Sinn und auch Unsinn belohnt wurde. Unterm Strich war es die Strapazen also natürlich wert, und das Wochenende als solches kann problemlos mit dem Prädikat "hervorragend" gestempelt werden. Zurück zur Natur und zurück in die Vergangenheit also: Man schlief in einem großen, kalten Bettenlager, was an Ausflüge ins Kinderferienlager erinnerte und ging nicht ohne Kissenschlacht dafür aber spätestens um Mitternacht zur Ruhe. Zudem kommt man sich im Verhältnis zu einem Maßkrug auch irgendwie sehr klein vor, kann man sich doch hinter einem solchen Gefäß prima verstecken und muss man es mit beiden Händen anheben, um halbwegs elegant daraus zu trinken.

Manchmal ist man also kurzzeitig ganz raus aus der Routine, und das ist wohl der größte Verdienst von Tagen ganz woanders. Dann kommt man zurück, die Gehwege sind immer noch vereist, Lampen hat man auch noch keine und der Job besticht weiterhin durch seine Sinnesleere. Diese Dinge hat man nach kritischer Betrachtung wohl im Verhältnis 1:2 selbst in der Hand, und das ist auch das eigentliche Problem, weil man bei der Suche nach den Schuldigen den Kopf selbst beschämt senken muss. Die Kälte scheint es langsam von draußen nach drinnen zu schaffen, was für Leute, die sich das Buch "The heart is a lonely hunter" nur wegen des Titels kaufen, nicht zu unterschätzen ist. Am Sonntagabend war ich dann doch noch bei Element of Crime, was trotz einer Wand aus Erschöpfung auf meiner Seite, ganz wunderbar, jedoch auf der Melancholieebene auch irgendwie kontraproduktiv war.

Ich reiße mich zusammen und denke fast nicht an das was war und schon gar nicht an das, was hätte sein können, wäre ich im richtigen Moment mutiger, und wärst Du im richtigen Moment kohärenter gewesen.

Keine Kommentare: