Die Stadt ist voller Male und Narben. Weißt Du noch, hier, wie Du im
Dunkeln nachts durch den Park eiltest und dachtest, Dein letztes
Stündlein hätte geschlagen. Und dann kamst Du auf der anderen Seite
raus, hysterisch lachend und froh über die letzte Zigarette im Päckchen?
Oder da, das Treffen auf dem Pier mit Sonnenuntergang und Mücken und
Rotwein und Herzklopfen? Immer einfach mal loslaufen und schauen, was
passiert, denn irgendetwas passiert immer! Den Kopf auf den Tresen legen,
Runden auf dem Flugfeld drehen, harte Türpolitik und drinnen nicht
verstehen, wie das vor sich geht. Tanzen! Immer wieder tanzen! Und
abtrinken, nachfüllen, rumstehen, schauen, wortlos verstehen. Ja, warum
denn nicht? Hat doch niemand was anderes gesagt. Nech? NECH? Weißt Du
noch dort, die Tränen an der Ampel, in der Ringbahn, unterm Couchtisch,
am Müggelsee? Dieses fortwährende Umfallen und dann immer wieder aufstehen
müssen, man stirbt ja nicht dran, nicht? Und da hinten, Einsamkeit in
Halensee, Aufwachen im Westend, die Tasche leer, die Schnauze voll. Dann schneit es Glitzer und später schwarze Federn. Oder
dort, Frisbee spielen im Treptower Park, Pathos am Ehrenmal, die Füße
in der Spree, Bier und Gelächter auf der Insel der Jugend oder einem
beliebigen Spielplatz. Schaukeln. Hüpfen. Rutschen. Und Kippen, immer
wieder Kippen mit Gesprächen über diese sogenannte Welt, die Du nicht
verstehst, aus der Du nicht raus kannst, Dich aber auch nur selten
richtig drin fühlst. Und da, durch den Wald auf die Stehplätze gehetzt,
Heimsieg, Unentschieden, Niederlage, auf ein schnelles in die
Abseitsfalle. "Ein Schnelles", das dann meistens zwei Langsame sind.
Euphorie. Anflüge von Verzweiflung. Kurz nachgeben, seufzen. Gleichgültigkeit. Tag-Nacht-Tag-Nacht. Dich ständig selber austricksen. Auf dem Balkon sitzen, die Füße auf der
Brüstung, Nutella mit dem Löffel aus dem Glas, Ketterauchen und
Greyhounds. Meistens zu viel oder eben zu wenig. Die Sache mit dem richtigen Maß, die Dich straucheln lässt.
Du hängst den Stadtplan auf und kennzeichnest Orte mit
roten, weißen, blauen, schwarzen Klebepunkten, manchmal alle am gleichen
Ort. Wer weniger fühlt, hat mehr Zeit zum Denken, das ist nicht zu
verachten. Dennoch: To be alive at all is to have scars.