Dienstag, 28. August 2012

....und einsehen zum Schluss, dass man weiter machen muss.


August, dieser melancholische Monat. Wer aufmerksam ist, bemerkt schon seit Wochen, wie alles Ende atmet. Die Tage sind nun merklich kürzer, die ersten Bäume verlieren ihre Blätter, wenn man aufs oder durchs Land fährt, riecht es nach Ernte und sieht auch so aus. Überall Strohballen. Das Licht fällt in einem schrägeren Winkel durch die Balkontür nach drinnen und malt fast vergessene Schatten an die Wand und für die Morgenzigarette setze ich mir nun manchmal die Kapuze auf. Ich dachte, ich würde mich immer im August so erschöpft fühlen, aber tatsächlich fühle ich mich dieses Jahr schon die ganze Zeit erschöpft.

Am Sonntag waren wir in Hamburg. Hamburg, bekannt von wegen Hamburg meine Perle, oder auch gefürchtet aufgrund des verdammten Hamburger Fluches. Hängt davon ab, von welcher Seite aus man drauf schaut, zugegeben. Am Sonntag jedenfalls kein Hauch von Fluch. Schön! Am Montag nahmen wir dann den ersten Zug zurück nach Berlin. Der geht fahrplanmäßig um 7:06, was ziemlich zeitig ist. Vorausschauend und realistisch, wie ich mittlerweile bin, hatte ich mir den gestrigen Tag freigenommen. Für mich gibt es fast nichts Schöneres auf der Welt, als mich vormittags oder mittags ins Bett zu legen – vor allem, wenn ich erschöpft aber nüchtern und nicht allzu durcheinander bin. Das kommt mir sehr anarchistisch vor, als würde ich endlich einmal der Zeit und den damit zusammenhängenden bürgerlichen Regeln und Gepflogenheiten ein Schnippchen schlagen. So krabbelte ich also unter die Decke und seufzte (da ich keine Katze bin, konnte ich nicht schnurren, was aber durchaus angemessen gewesen wäre), ehe ich für 3-4 Stunden in einen sanften, traumlosen Schlaf hinüberglitt. Den restlichen Tag verbrachte ich in Zeitlupe und mit dem Gefühl, meine Beine konstant dazu überreden zu müssen, einen Schritt vor den anderen zu tun. Das war jedoch nicht weiter schlimm, denn eine seltsame Süße lag über dem Tag wie Zuckerguss, und ich könnte nicht mal sagen, wo die so plötzlich hergekommen war. Vielleicht lag es daran, dass Hamburg so durch und durch gut zu mir gewesen war, parallel zu diesem komischen (komisch im Sinne von seltsam, nicht im Sinne von lustig) Jahr, das so hervorragend losging, um dann so massiv nachzulassen, einzubrechen, mir ins Gesicht zu spucken. Scheinbar ist nun alles doch wieder irgendwie an seinem Platz, oder vielleicht doch nur so wie bei Kettcar:

Man sollte vielleicht aufhören zu hoffen
Das Dach ist dicht, das Bier ist kalt
Das Herz ist längst gebrochen.

Nächste Haltestelle: Altweibersommer (hoffentlich)!

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