August, dieser melancholische Monat. Wer aufmerksam
ist, bemerkt schon seit Wochen, wie alles Ende atmet. Die Tage sind nun merklich
kürzer, die ersten Bäume verlieren ihre Blätter, wenn man aufs oder durchs Land
fährt, riecht es nach Ernte und sieht auch so aus. Überall Strohballen. Das
Licht fällt in einem schrägeren Winkel durch die Balkontür nach drinnen und
malt fast vergessene Schatten an die Wand und für die Morgenzigarette setze
ich mir nun manchmal die Kapuze auf. Ich dachte, ich würde mich immer im August
so erschöpft fühlen, aber tatsächlich fühle ich mich dieses Jahr schon die
ganze Zeit erschöpft.
Am Sonntag waren wir in Hamburg. Hamburg, bekannt
von wegen Hamburg meine Perle, oder auch gefürchtet aufgrund des verdammten Hamburger
Fluches. Hängt davon ab, von welcher Seite aus man drauf schaut, zugegeben. Am
Sonntag jedenfalls kein Hauch von Fluch. Schön! Am Montag nahmen wir dann den
ersten Zug zurück nach Berlin. Der geht fahrplanmäßig um 7:06, was ziemlich
zeitig ist. Vorausschauend und realistisch, wie ich mittlerweile bin, hatte ich mir den
gestrigen Tag freigenommen. Für mich gibt es fast nichts Schöneres auf der
Welt, als mich vormittags oder mittags ins Bett zu legen – vor allem, wenn ich erschöpft
aber nüchtern und nicht allzu durcheinander bin. Das kommt mir sehr
anarchistisch vor, als würde ich endlich einmal der Zeit und den damit
zusammenhängenden bürgerlichen Regeln und Gepflogenheiten ein Schnippchen
schlagen. So krabbelte ich also unter die Decke und seufzte (da ich keine Katze
bin, konnte ich nicht schnurren, was aber durchaus angemessen gewesen wäre), ehe ich
für 3-4 Stunden in einen sanften, traumlosen Schlaf hinüberglitt. Den restlichen
Tag verbrachte ich in Zeitlupe und mit dem Gefühl, meine Beine konstant dazu
überreden zu müssen, einen Schritt vor den anderen zu tun. Das war jedoch nicht
weiter schlimm, denn eine seltsame Süße lag über dem Tag wie Zuckerguss, und
ich könnte nicht mal sagen, wo die so plötzlich hergekommen war. Vielleicht lag
es daran, dass Hamburg so durch und durch gut zu mir gewesen war, parallel zu diesem
komischen (komisch im Sinne von seltsam, nicht im Sinne von lustig) Jahr, das
so hervorragend losging, um dann so massiv nachzulassen, einzubrechen, mir ins Gesicht
zu spucken. Scheinbar ist nun alles doch wieder irgendwie an seinem Platz, oder
vielleicht doch nur so wie bei Kettcar:
Man sollte vielleicht aufhören zu hoffen
Das Dach ist dicht, das Bier ist kalt
Das Herz ist längst gebrochen.
Das Dach ist dicht, das Bier ist kalt
Das Herz ist längst gebrochen.
Nächste Haltestelle: Altweibersommer
(hoffentlich)!
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