J. berichtet mir von einer Studie der TU, die
sich mit Frauen zwischen 30 und 40 und dem, was man gemeinhin "Karriere" nennt,
befasst. Mit einem leichten Schrecken wird mir bewusst, dass ich ja auch eine "Frau zwischen 30 und 40" bin, wobei das was ich tue wohl nur mit viel gutem
Willen und einiger Nachsicht als "Karriere" bezeichnet werden kann. Man kennt
das ja; viele Dinge werden einem erst klar, wenn man sie formuliert. Obgleich
ich im Grunde keine Probleme mit dem Älterwerden habe, dachte ich doch früher immer,
dieses Leben würde irgendwann damit aufhören, sich ständig so provisorisch
anzufühlen.
Eine Anekdote, denn tatsächlich hält man mich oft
für deutlich jünger als ich bin. Erst kürzlich wurde ich beim Zigarettenkauf
nach meinem Ausweis gefragt, wobei das – zugegeben – an einer Tankstelle geschah,
an der ich auch den vollen Tank bezahlen wollte und wo die Frage "Haben Sie die
Zeit?" nach einer erstaunlich langen Denkpause fast mit "19:47" beantwortet
wurde, was nahelegt, die Tankstellenangestellte vielleicht nicht ganz für voll
zu nehmen. Außerdem ist die Außenmeinung in diesem Fall Tand, man kann Andere
vielleicht mit klarer Haut narren, selbst weiß man jedoch (meistens), welches
Geburtsjahr im Ausweis steht. Auf dem Ohr, wo die biologische Uhr tickt,
scheine ich glücklicherweise ziemlich schwerhörig zu sein, nichtsdestoweniger macht
der Hedonismus manchmal Pause und dann fragt man sich schon, ob ein wenig Ernsthaftigkeit
hin und wieder nicht doch angebracht wäre. Für die Frage nach dem Sinn gibt es
ja eine Menge möglicher Antworten. Die bereits angesprochene Biologie hat da
wahrscheinlich ein paar einleuchtende Argumente auf Tasche, aber ich halte es
für eine Ausrede und für zu kurz gedacht, dass der Mensch des Menschen Wolf sei,
und will auch nicht recht daran glauben. Es kann helfen, (oder auch nicht), Simone
de Beauvoir zu lesen (hier jetzt auch der Bogen zu Frauen und Karriere, falls
Sie sich bereits fragten, was das nun wieder soll). Seit der Lektüre einer
Doppelbiographie zu ihr und Jean-Paul Sartre verehre ich Simone de Beauvoir
tief. Sie hat neben Romanen und Schriften zum Feminismus auch in 5 Bänden ihre
Memoiren veröffentlicht und ich lese gerade "Alles in allem", was der vorletzte
Band ist und ihre Jahre von 1962 – 1972 beschreibt und in dem es auch hin und
wieder um diese komischen Sinn geht. Ich halte es ja gern mit Miller, der
meinte, der Grund, dass wir dem Leben ständig einen Sinn geben müssen, ist dass
es offensichtlich keinen hat. Wenn der Hedonismus Pause macht, gehe ich ab
jetzt vielleicht aber doch mit Simone, die zusammengefasst meint, dass alles,
was uns schön, wichtig und rein erscheint als Sinn herhalten kann, Boshaftigkeit
wird reduziert auf ein Fehlen von Phantasie.
"Während wir hier sitzen, angeln manche
Leute." dachte Henri. Er machte sich nichts aus Angeln, aber die anderen,
die es liebten: Was hatten die für ein Glück.