Übergangsjackenwetter ist das beste Wetter, das es gibt. Nachdem der Oktober zum Ende hin so kalt war, erfreue ich mich dieser Tage mit meiner dunkelblauen Kapuzenjacke an einem aprilgleichen November. Ich habe ein neues Hobby: Ich gehe jetzt oftmals in meiner Mittagspause musikhörend schnellen Schrittes spazieren. Da ich multitaskingfähig bin, denke ich gleichzeitig über alles, was mich so beschäftigt intensiv nach, oder ich tanze ein wenig den Weg entlang, je nach Stimmung und Publikum. Mit dem Laufen ist das übrigens so eine Sache, anders als viele andere Dinge nutzt es sich irgendwie nicht ab, nein, es wird mit der Zeit sogar immer besser. Heute lief ich nun also beschwingten Schrittes und recht leichten Herzens die Spree entlang und mir kam ein Gedanke, der mir teilenswert erscheint: Die Momente des wirklichen Glücks sind manchmal recht dünn gesät (wahrscheinlich ist das gut so), besonders wenn man sich in Kleinigkeiten verliert und im Unmöglichen verrennt. Zum Ausgleich dafür gibt es aber ein Gefühl, dass in seiner Schönheit fast noch großartiger ist: Der Augenblick, wenn man merkt, dass der Schmerz endlich nachlassen will und einem eine selbstauferlegte Last von den Schultern fällt. Das ist so wundervoll, wie die Herbstsonne, die einem den den Rücken wärmt oder Sonnenuntergänge vom Bürofenster aus betrachten. So wie jetzt. Genau in diesem Moment!
Donnerstag, 26. November 2009
Donnerstag, 19. November 2009
Bunte Blätter
Die Wege die ich immer gehe, sehen neuerdings jeden Tag anders aus. Von den Trauerweiden und Birken schneit es gelbe Blätter auf den frisch gesäuberten Pfad. Ich folge schnellen Schrittes den Fährten meiner eigenen Augen, immer die Spree rechts oder links von mir. Je schneller ich laufe, desto wärmer wird mir, desto besser scheint es mir zu gehen. Ich knöpfe die Jacke bis ganz oben hin zu, stecke die Hände in die Taschen, ziehe die Schultern hoch, bemerke, dass der Wind mir schon wieder 5-6 Knoten ins Haar gemacht hat und schaue den jungen Schwänen bei ihren Flugübungen zu. Manchmal sieht es gar nicht so aus, als flögen sie, sondern eher, als liefen sie über das Wasser. Meine Befindlichkeit bekommt neuerdings Risse, die ich abends notdürftig versuche mit Ablenkungen und Amüsement zu kitten, was mir mal besser, mal schlechter gelingt. Ich lese Romeo und Julia, Sätze wie gedrechselt und höre Element of Crime, Sätze wie aus Ton geformt. Oft bin ich müde und kann dann doch nur unruhig schlafen, träume wirres Zeug, stehe am Fenster, Herzrasen. Ich glaube, zu wissen was ich will. Und doch. Traue. Ich mich. Oder. Ich mir. Nicht. Wirklich. Selbst. Über den Weg. Vielleicht ist ein Teil von mir auch immer 14 Jahre alt geblieben. Ein mehr als tröstlicher Gedanke.
Dienstag, 17. November 2009
Pärchen
Im Herbst ist man ja nicht mehr so oft draußen. Bei meinen Ausflügen der letzten Tage kamen mir hin und wieder ganz schreckliche Varianten der menschlichen Spezies Pärchen unter, ja, jene, die jedes "ich" durch ein "wir" ersetzen, gehemnisvoll tuscheln und einen vom Bürgersteig drängen, wenn man ihnen entgegen kommt. Widerlich. Hier meine aktuelle Auflistung der Top 5 Orte, an denen Pärchen am aller-lästigsten sind:
- im Kino (!)
- beim Friseur (!!)
- in öffentlichen Verkehrsmitteln (!!!)
- in Ausstellungen (!!!!)
- im Schwimmbad (!!!!!)
Ich hoffe ja immer noch drauf, dass ich in eine Art Winterschlaf falle, und erst Mitte März wieder zu mir komme.
- im Kino (!)
- beim Friseur (!!)
- in öffentlichen Verkehrsmitteln (!!!)
- in Ausstellungen (!!!!)
- im Schwimmbad (!!!!!)
Ich hoffe ja immer noch drauf, dass ich in eine Art Winterschlaf falle, und erst Mitte März wieder zu mir komme.
Freitag, 13. November 2009
Wir schulden dem Leben das Leuchten in unseren Augen.
Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.
Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He is Dead.
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.
He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.
The stars are not wanted now; put out every one,
Pack up the moon and dismantle the sun,
Pour away the ocean and sweep up the woods;
For nothing now can ever come to any good.
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.
Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He is Dead.
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.
He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.
The stars are not wanted now; put out every one,
Pack up the moon and dismantle the sun,
Pour away the ocean and sweep up the woods;
For nothing now can ever come to any good.
W.H. Auden
Meiner Seelenschwester J.D., die mich trotz allem gelehrt hat und immer wieder mit bewundernswerter Kraft und Ausdauer überzeugend belegt, dass wir dem Leben nichts schulden, außer dem Leuchten in unseren Augen.
Meiner Seelenschwester J.D., die mich trotz allem gelehrt hat und immer wieder mit bewundernswerter Kraft und Ausdauer überzeugend belegt, dass wir dem Leben nichts schulden, außer dem Leuchten in unseren Augen.
Mittwoch, 11. November 2009
When it´s all good keep things close at hand - reloaded.
Gestern Abend ereilte auch mich die Nachricht, dass sich Robert Enke das Leben genommen hat. Ich war und bin schockiert. Immer wenn ein Mensch stirbt, behilft man sich mit Allgemeinplätzen und Phrasendrescherei, was das ganze dann auch immer ein Stück weit banalisiert und / oder erträglicher macht. Ich finde, dass erstaunlicherweise Franz Beckenbauer das Ganze am besten auf den Punkt gebracht hat (hört, hört!): "Wenn man eine solche Nachricht bekommt, werden alle anderen Probleme ganz klein."
Natürlich kann man argumentieren, dass täglich tausende von Menschen unter den dramatischsten Umständen ihr Leben verlieren, aber es tut dabei für mich nichts zur Sache, dass Robert Enke in diesem Sinne lediglich einer von Vielen war, und er den Moment und die Art seines Sterbens sogar selbst gewählt hat. Ich bin fassungslos und erschüttert. Das ist einer dieser Momente, in denen man mal eine Zeit lang etwas klarer sieht, und sich fragt, weshalb man eigentlich nicht öfter einfach mal glücklich ist. Traurigerweise bedarf es fast immer eines tragischen Ereignisses von Außen, um festzustellen, dass man sich viel zu oft viel zu sehr nur um sich selbst dreht und mit Kleinigkeiten beschäftigt, die morgen wahrscheinlich schon keinerlei Gewicht mehr haben, uns bis hier hin aber erstmal den Tag versauen. Ständig ist man von irgendetwas genervt: Der Schlange im Supermarkt, den Kollegen mit ihrem sinnentleerten Geschwätz, dem öffentlichen Nahverkehr, einer Liebesbeziehung, die aufgrund von Einseitigkeit entweder keine ist, oder die ihren Glanz durch Gleichgültigkeit bereits verloren hat, dem Fernsehprogramm und dem Wetter natürlich!
Heute ist für mich alles ein wenig anders, denn hin und wieder schaffe ich es dann doch manchmal ein Stück weit raus aus mir selbst und meiner ewigen Egozentrik, und stelle fest, dass das Leben so wie es ist, und mit allem, was dann immer wieder mal dagegen spricht, alles andere als schlecht ist. Wochenaufgabe: Diesen Gedanken festhalten und glücklicher sein.
Natürlich kann man argumentieren, dass täglich tausende von Menschen unter den dramatischsten Umständen ihr Leben verlieren, aber es tut dabei für mich nichts zur Sache, dass Robert Enke in diesem Sinne lediglich einer von Vielen war, und er den Moment und die Art seines Sterbens sogar selbst gewählt hat. Ich bin fassungslos und erschüttert. Das ist einer dieser Momente, in denen man mal eine Zeit lang etwas klarer sieht, und sich fragt, weshalb man eigentlich nicht öfter einfach mal glücklich ist. Traurigerweise bedarf es fast immer eines tragischen Ereignisses von Außen, um festzustellen, dass man sich viel zu oft viel zu sehr nur um sich selbst dreht und mit Kleinigkeiten beschäftigt, die morgen wahrscheinlich schon keinerlei Gewicht mehr haben, uns bis hier hin aber erstmal den Tag versauen. Ständig ist man von irgendetwas genervt: Der Schlange im Supermarkt, den Kollegen mit ihrem sinnentleerten Geschwätz, dem öffentlichen Nahverkehr, einer Liebesbeziehung, die aufgrund von Einseitigkeit entweder keine ist, oder die ihren Glanz durch Gleichgültigkeit bereits verloren hat, dem Fernsehprogramm und dem Wetter natürlich!
Heute ist für mich alles ein wenig anders, denn hin und wieder schaffe ich es dann doch manchmal ein Stück weit raus aus mir selbst und meiner ewigen Egozentrik, und stelle fest, dass das Leben so wie es ist, und mit allem, was dann immer wieder mal dagegen spricht, alles andere als schlecht ist. Wochenaufgabe: Diesen Gedanken festhalten und glücklicher sein.
Freitag, 6. November 2009
Somewhere over the rainbow.
Ich bin ja der festen Grundüberzeugung, dass sich allzu frühes Aufstehen nur in den seltensten Fällen wirklich lohnt. Heute Morgen war es mal wieder so weit! Als ich nach dem Frühstück den Schritt ins Freie – will heißen auf den Balkon tat, sah ich über dem Prenzlauer Berg einen nahezu perfekten Regenbogen. Ob seiner anmutigen Schönheit verschlug es mir einen Moment den Atem (ja, ich bin durchaus einfach zu begeistern), und ich dachte bei mir: Es ist Zeit für einen heiteren Eintrag in meinem virtuellen Tagebuch! Andererseits wäre das dann nicht mehr wirklich ich, denn wie ich als etwa 15jährige mal im Sportunterricht vom Schwebebalken fiel, so fällt es mir bis heute schwer, den Exzess zu meiden und die Balance zu halten.
In der dunklen Jahreszeit wird mir gern ein wenig schwer ums Herz, wenn ich all die beleuchteten Fenster sehe. Dahinter spielt sich also das Leben der anderen Menschen ab. Soso. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, mit irgendwem zu tauschen. Ich stellte mir das als Kind schon oft vor, um dann beim bloßen Gedanken daran Panik zu bekommen. Was wenn es hinter all diesen Fenstern schlimmer war, als bei mir? Was wenn ich – einmal drinnen – nicht mehr dort rauskäme, und meine Eltern und Geschwister, die Freunde, den Hund und die Katzen niemals wieder sähe? Wenn ich sie nie gekannt hätte, würde ich sie wahrscheinlich nicht vermissen, klar, aber trotzdem müsste ich doch so etwas wie Leere empfinden, oder?
Dieses Jahr trifft mich der Herbst mit seiner bittersüßen Schwere besonders heftig. Erst war ich ein wenig verwundert darüber, dass mir die Melancholie mittlerweile scheinbar wirklich überall hin folgt, doch dann wurde mir bewusst, dass die Erklärung eine ganz Simple ist: Das hier ist mein erster "deutscher Herbst" seit 5 Jahren. Der Herbst in Spanien ist ziemlich anders: Vor allem kürzer. Später. Wärmer. Auch weniger nass. Mehr Licht. Es fehlt dafür ein wenig an Bäumen, und damit an den bunten Blättern auf dem Gehweg, durch die man so wundervoll hindurchrascheln kann. Dachte ich bis dato, dass der Frühling meine liebste Jahreszeit sei, so wurde ich doch in den letzten Wochen immer mehr ein Fan des Herbstes, und nach diesem morgendlichen Regenbogen werde ich mich nun um Aufnahme in den Herbstclub bemühen. Mein Tipp für dieses Wochenende? Waldspaziergang! Thermoskanne mit Glühwein nicht vergessen!
In der dunklen Jahreszeit wird mir gern ein wenig schwer ums Herz, wenn ich all die beleuchteten Fenster sehe. Dahinter spielt sich also das Leben der anderen Menschen ab. Soso. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, mit irgendwem zu tauschen. Ich stellte mir das als Kind schon oft vor, um dann beim bloßen Gedanken daran Panik zu bekommen. Was wenn es hinter all diesen Fenstern schlimmer war, als bei mir? Was wenn ich – einmal drinnen – nicht mehr dort rauskäme, und meine Eltern und Geschwister, die Freunde, den Hund und die Katzen niemals wieder sähe? Wenn ich sie nie gekannt hätte, würde ich sie wahrscheinlich nicht vermissen, klar, aber trotzdem müsste ich doch so etwas wie Leere empfinden, oder?
Dieses Jahr trifft mich der Herbst mit seiner bittersüßen Schwere besonders heftig. Erst war ich ein wenig verwundert darüber, dass mir die Melancholie mittlerweile scheinbar wirklich überall hin folgt, doch dann wurde mir bewusst, dass die Erklärung eine ganz Simple ist: Das hier ist mein erster "deutscher Herbst" seit 5 Jahren. Der Herbst in Spanien ist ziemlich anders: Vor allem kürzer. Später. Wärmer. Auch weniger nass. Mehr Licht. Es fehlt dafür ein wenig an Bäumen, und damit an den bunten Blättern auf dem Gehweg, durch die man so wundervoll hindurchrascheln kann. Dachte ich bis dato, dass der Frühling meine liebste Jahreszeit sei, so wurde ich doch in den letzten Wochen immer mehr ein Fan des Herbstes, und nach diesem morgendlichen Regenbogen werde ich mich nun um Aufnahme in den Herbstclub bemühen. Mein Tipp für dieses Wochenende? Waldspaziergang! Thermoskanne mit Glühwein nicht vergessen!
Dienstag, 3. November 2009
Finger weg von meiner Paranoia!
Vergangenen Freitag jährte sich meine Geburt mal wieder. Oft graut mir ein wenig vor meinem Geburtstag. Natürlich stehe ich gern im Mittelpunkt, schließlich bin ich ein Star, aber doch bitte nicht so offensichtlich! Zudem finde ich es ganz schrecklich, von jemand Wichtigem an diesem Tag vergessen zu werden, aber das geht wohl jedem so. Meine Erinnerungen sind in diesem Jahr nun besonders verschwommen, was mit dem bloßen Alter oder der Tatsache, dass es sich dieses Jahr um einen Freitag handelte, zusammenhängen mag und ich das lange Wochenende standesgemäß zwischen einem Heimsieg der Union, Young and Lost, Stadtrallye und Singstar im Wodka verbrachte. Ein paar gute Freunde, die mich schon recht lange kennen, schenkten mir dann auch eine qualitativ hochwertige Flasche dieses edlen Getränkes, über die ich mich sehr freute, was dann Anlass zu einer sehr interessanten Aussage gab, die ich als Kompliment auffasste: "Du bist das einzige Mädchen (sie sagten tatsächlich Mädchen! Das an sich lässt mich schon erröten, but then again…), dem man Schnaps zum Geburtstag schenken kann und das sich dann sogar ehrlich darüber freut." Und das ist tatsächlich so! Fraglich ist nur, ob das auch wirklich als Kompliment gemeint war...
Zur inneren Reinigung begaben wir uns der neuen Tradition der Herbstswanderungen folgend am Sonntag noch in den scheinbar zu jeder Jahreszeit ganz wundervollen Treptower Park. (Ein wenig handelte es sich dabei auch um eine etwas misslungene Geisteraustreibung, aber das nur nebenbei.) In der Stunde der Abenddämmerung kamen wir schließlich frierend am ehemaligen Kulturpark Plänterwald vorbei, während in der Ferne der Fernsehturm im Dunst verschwand. Das zusehends verwahrlosende Gelände des einstigen Freizeitparks mit seinen zugewachsenen Attraktionen, halbverfallenen Häusern, verblassenden Blütenträumen, nachhallendem Kinderlachen und dem gespenstisch in den Himmel ragenden Riesenrad lies uns das Grauen langsam den Rücken hinaufkriechen. Hätte uns eine Hexe Lebkuchen und Glühwein angeboten, wären Alligatoren aus der Spree gekrochen, wäre uns der Clown Pennywise begegent oder hätten die Dinosaurier an den verrosteten Zaun kommend die Geräusche des gegenüberliegenden Kraftwerks nachgeahmt, wir wären vielleicht noch nicht einmal allzu verwundert gewesen. So waren wir dann auch ganz froh, als wir mit von der Kälte roten Nasen im Baumschulenweg in die S8 steigen konnten, um den Restsonntag mit Leonardo DiCaprio und Pfefferminztee auf dem Sofa zu verbringen.
Gestern Morgen traf ich nun meinen Restverstand in der Beusselstraße Ecke Turmstraße. Er bedachte mich mit einem Blick zwischen Verachtung und Bitterkeit. Ich konnte ihm jedoch nicht lange direkt in die Augen schauen, und fixierte stattdessen einen Punkt in der Nähe seines Schlüsselbeins. Hinter dem Container für Altglas kam dann am frühen Abend auch noch meine Selbstachtung hervor, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und zu sagen, sie sei stolz auf mich. Ich lächelte kurz verlegen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden die Blätter der Ahornbäume im Fallen leise kichern und wispern "Noch nie was von Ironie gehört, wie?"
Zur inneren Reinigung begaben wir uns der neuen Tradition der Herbstswanderungen folgend am Sonntag noch in den scheinbar zu jeder Jahreszeit ganz wundervollen Treptower Park. (Ein wenig handelte es sich dabei auch um eine etwas misslungene Geisteraustreibung, aber das nur nebenbei.) In der Stunde der Abenddämmerung kamen wir schließlich frierend am ehemaligen Kulturpark Plänterwald vorbei, während in der Ferne der Fernsehturm im Dunst verschwand. Das zusehends verwahrlosende Gelände des einstigen Freizeitparks mit seinen zugewachsenen Attraktionen, halbverfallenen Häusern, verblassenden Blütenträumen, nachhallendem Kinderlachen und dem gespenstisch in den Himmel ragenden Riesenrad lies uns das Grauen langsam den Rücken hinaufkriechen. Hätte uns eine Hexe Lebkuchen und Glühwein angeboten, wären Alligatoren aus der Spree gekrochen, wäre uns der Clown Pennywise begegent oder hätten die Dinosaurier an den verrosteten Zaun kommend die Geräusche des gegenüberliegenden Kraftwerks nachgeahmt, wir wären vielleicht noch nicht einmal allzu verwundert gewesen. So waren wir dann auch ganz froh, als wir mit von der Kälte roten Nasen im Baumschulenweg in die S8 steigen konnten, um den Restsonntag mit Leonardo DiCaprio und Pfefferminztee auf dem Sofa zu verbringen.
Gestern Morgen traf ich nun meinen Restverstand in der Beusselstraße Ecke Turmstraße. Er bedachte mich mit einem Blick zwischen Verachtung und Bitterkeit. Ich konnte ihm jedoch nicht lange direkt in die Augen schauen, und fixierte stattdessen einen Punkt in der Nähe seines Schlüsselbeins. Hinter dem Container für Altglas kam dann am frühen Abend auch noch meine Selbstachtung hervor, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und zu sagen, sie sei stolz auf mich. Ich lächelte kurz verlegen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden die Blätter der Ahornbäume im Fallen leise kichern und wispern "Noch nie was von Ironie gehört, wie?"
Abonnieren
Posts (Atom)