Ich fahre den alten Audi A4 meines Bruders durch die verregnete Freitagnacht. Man könnte meinen, dass es im Grunde nichts zur Sache tut, um welches Fahrzeugmodell es sich handelt, aber das tut es sehr wohl, denn der A4 ist um ein Vielfaches schwerer als mein kleiner, hässlicher Mazda, so dass sich das Fahren nicht nur aufgrund der Witterungsverhältnisse schwieriger gestaltet als unter normalen Umständen. Ich habe Erik gerade bei Freunden abgeliefert, und fahre durch eines dieser ostdeutschen Dörfer, in denen man von Haus zu Haus gehen will, um den Menschen mitzuteilen, dass der Krieg zu Ende ist. Ich bin hunderte Male mit dem Bus durch diesen Ort gefahren, und zwar, als ich noch Buskind war, und nach Eisenberg aufs Gymnasium ging. Es legt sich mir wieder eine gewisse Schwere in die Nähe des Herzens, die ich versuche abzuschütteln, als ich fast einen - man kann es nicht richtig erkennen - Dachs, Fuchs oder Waschbären (heutzutage muss man auf diesen Landstraßen wirklich mit jedem seltsamen Vieh rechnen, wundert mich, dass man noch keine Wölfe in Thüringen gesichtet hat, aber wahrscheinlich sind die alle in Brandenburg) überfahre, und an die Zeichentrickserie "Als die Tiere den Wald verließen" denken muss, was mich kurz zum Lachen bringt. Wobei es sich natürlich um eine nicht ganz tragikfreie Sendung handelte, ich erinnere mich mit Schrecken an die Folge, in der das sympathische Igelpärchen überfahren wird.
Noch 2km bis zu dem Platz, den ich einst "zu Hause" nannte, wobei ich das manchmal immer noch tue. Vielleicht ist dieses Coupland-Lesen auf Dauer nicht förderlich für meine geistige Gesundheit und Ausgeglichenheit, ich frage mich nämlich, welchen Unterschied es eigentlich machen würde, wenn man nicht ständig über "das Leben" und den Sinn desselben nachdenken würde. Wahrscheinlich gar keinen. Am Ende wird jedenfalls gestorben, und wenn das in der Nähe geschieht, haut es einen dann doch regelmässig um.
In diesem Sinne:
"Time ticks by; we grow older. Before we know it, too much time has passed and we've missed the chance to have had other people hurt us. To a younger me this sounded like luck; to an older me this sounds like a quiet tragedy."
- Douglas Coupland, Life After God
In diesem Sinne:
"Time ticks by; we grow older. Before we know it, too much time has passed and we've missed the chance to have had other people hurt us. To a younger me this sounded like luck; to an older me this sounds like a quiet tragedy."
- Douglas Coupland, Life After God