Manchmal kommt man in eine Stadt, in der man ein Stück von sich selbst wiederfindet. Schon vor der eigentlichen Ankunft weiß man, dass man diesen Ort mögen wird: Ein Tagesausflug nach Brighton.
Mein zweites (besseres) Ich M. und ich besteigen am Dienstagvormittag in Victoria Station den Zug in Richtung Süden. Nach nur einer Stunde Fahrt, die mit lautem Geschnatter beginnt, welches dann durch das Geruckel der Waggons in dösiges Tagträumen umkippt, kommen wir in Brighton an. M. sagt mit unglaublicher Präzesion das Wetter voraus - die ursprüngliche Idee, Meterologie zu studieren, war vielleicht doch nicht ganz so unsinnig, immerhin scheint Sie über ein natürliches Talent zu verfügen, oder sie besitzt sogar die Gabe der Vorhersehung. Brighton ist ein liebliches Städtchen, in dem man wohl soetwas wie Vergangenheit atmet, im Vergleich zu London geschieht zumindest alles in Zeitlupe. Der Glanz längst vergangener, besserer Tage scheint irgendwie abzublättern, und heute prügeln sich wohl auch eher selten Mods mit Rockern in den Straßen. Gegenüber des Brighton Pier kann man für nur 30 Pfund im Hotel Albion übernachten, ich halte nach Pete Doherty Ausschau, kann ihn aber nirgends sehen - auch nicht auf einem der Karusells aus dem vorletzten Jahrhundert oder im Pub des Albion, wo ich ihn noch am ehesten vermutet hätte. Nach einem kurzen Schauer, den wir mit Fish & Chips überbrücken, wird der Nachmittag am Strand sonnig und cider. Wir blicken aufs Meer mit dem abgebrannten, alten Pier, welches ein Gefühl der Wehmut ob der Macht aller Vergänglichkeit in uns auslöst, hinaus. Seufzen. Über uns kreischen die Möwen, wenige Meter entfernt braust die Nordsee, in die sich unverzagte Briten ohne jede Scheu hineinwagen, während ich froh über meine Kapuzenjacke und die geschlossenen Schuhe bin. Glück. Ein Steinstrand hat eine Menge Vorteile, besonders, wenn man leere Plastikbecher zur Verfügung hat. Lachen. Die Zeit vergeht wie im Flug, und irgendwann müssen wir dann doch aufbrechen und in die Gegenwart zurückreisen.
Ein Tag am Meer mit einer Seelenverwandten. Es kann so einfach sein.
3 Kommentare:
Ich habe den Titel dieses Eintrages nachträglich geändert. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.
ach so? wie hiess er denn nur vorher frage ich mich!
so ein schoener tag war das. es sollte aerztlich verordnet werden, dies mindestens einmal pro woche zu tun. am liebsten gerne auch an einem montag.
danke fuer die blumen, aber ich finde ja, in unserem gemeinsamen ich gibt es kein besser/schlechter. das ergaenzt sich einfach insgesamt sehr gut.
und gemeinsam scheinen wir sowieso sowohl besser als auch schlechter zu sein. je nachdem, um was es gerade geht.
ich freu mich auf jeden fall schon auf den naechsten tag am meer dann in marbella. leider ohne steine und mit sand in den schuhen, aber da muss man dann auch mal flexibel sein.
Er hieß "Gin in tea cups", aber das war ja gelogen, und ich schwindel doch so schlecht! Könnten wir für Marbella spontan geplant mal mit auf die Liste setzen! Welche Liste? Und Plastikbecher! Ich denke, das Spiel könnte auch mit Sand funktionieren, ich werde das am Wochenende heimlich im Sandkasten üben - insofern Mia mich mitspielen lässt...
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