"Nächste Station: Prenzlauer Allee". Ich schrecke hoch, bin wach! Automatisch geht der Griff an meine Tasche. Sie ist noch da. Automatisch geht der nächste Griff in meine Tasche: Telefon, Portemonnaie, Zigaretten, Schlüssel. Alles da. Aufatmen. Wahrscheinlich war ich gar nicht eingeschlafen und es handelt sich sowieso um eine S8, so dass ich im schlimmsten Fall lediglich in Birkenwerder gelandet wäre. Nun, vielleicht ein andermal, jetzt ist es für derlei Ausflüge zu spät und zu kalt. "Nächste Station: Prenzlauer Allee" also. Verwurzelt in der Trunkenheit einer Samstagnacht im Januar, werde ich ein wenig sentimental und weich, in etwa wie geschmolzenes Karamell. Um die Wahrheit zu sagen, werde ich wahrscheinlich sogar sehr sentimental und muss fast vor Rührung weinen, als ich denke, dass ich nun gleich zu Hause sein werde. Zu Hause. Hach! Während ich dorthin eiere und mein gefrorener Atem klirrend auf den Asphalt fällt, denke ich ein wenig über diesen seltsamen Heimatbegriff nach. Die Gedanken lösen einander fließend ab, ich kann keinen wirklich festhalten und denke zum wiederholten Male, dass ich mir für solche Augenblicke ein Diktiergerät zulegen sollte, weil ich betrunken nicht in der Lage bin zu schreiben und mich mein Gedächtnis für gewöhnlich in derartigen Momenten im Stich lässt. Wir haben erst neulich über dieses Heimatding nachgedacht, und waren uns unterm Strich nicht klar darüber, ob das Problem der Einengung schwere wiegt, als die relative Geborgenheit, die man bekommt. Als ich meine Wohnungstür hinter mir zuschließe, mir die Schuhe von den Füßen streife, alle Lichter, Musik und den Laptop anmache, meine Kleidung über die ganze Wohnung verteile, verschiedene Nahrungsmittel ausprobiere, zähneputzend durch alle Zimmer gehe, mich setze, wieder aufstehe und mich schließlich hinlege, denke ich: Alles Quatsch, home is where the heart is! Oder war´s "hurt"? Egal! Angekommen!
Montag, 31. Januar 2011
Donnerstag, 27. Januar 2011
Don´t look back into the sun.
Man vergisst im Augenblick der Aufruhr, dass man schließlich doch vergessen wird. Dass manche Erlebnisse wie eine Grippe an einem vorbeigehen, dass man nur stillhalten, ein paar Regeln beachten und ein bisschen auf sich aufpassen muss. Ruhe bewahren. Dass es grad ein wenig unangenehm ist, vielleicht auch weh tut, natürlich, aber nicht für lang. Und dann ist es rum und im Rückblick verschwimmen all die kleinen Grippen miteinander, im Rückblick kann man sie zeitlich gar nicht mehr richtig zuordnen, im Rückblick werden sie unbedeutend. Und dann gibt es chronische Bronchitis. Chronische Bronchitis, die bei Seeluft und guten Witterungsbedingungen besser, aber doch nie richtig weg ist. Chronische Bronchitis, die einen immer irgendwie beeinträchtigt, die man manchmal vielleicht kurz vergisst, aber kaum dass man sich fragt, wie das noch gleich war, hat man unbedacht den Schal vergessen und – zack! – schon ist sie zurück und wirft einen zu Boden.
Eigentlich schlimm, dass man "die Liebe" (na klar geht´s hier um die Liebe, worum denn sonst bitteschön?!) in Metaphern mit Krankheiten gleichsetzt. Man möchte meinen, dass "es" dann ja auch wirklich nichts werden kann. Wann sind wir eigentlich so zynisch geworden? Und warum tun wir viel härter als wir sind? Weil wir nicht anders können, und im Grunde kann man sich glücklich schätzen, wenn das das größte Problem ist, das man hat. Guten Donnerstagnachmittag, Berlin!
Eigentlich schlimm, dass man "die Liebe" (na klar geht´s hier um die Liebe, worum denn sonst bitteschön?!) in Metaphern mit Krankheiten gleichsetzt. Man möchte meinen, dass "es" dann ja auch wirklich nichts werden kann. Wann sind wir eigentlich so zynisch geworden? Und warum tun wir viel härter als wir sind? Weil wir nicht anders können, und im Grunde kann man sich glücklich schätzen, wenn das das größte Problem ist, das man hat. Guten Donnerstagnachmittag, Berlin!
Donnerstag, 20. Januar 2011
Treat your body like a temple - reloaded.
Ich hatte es noch gar nicht explizit erwähnt, aber – wie im vergangenen Jahr – widme ich den Januar dem Detox, will heißen, ich trinke nicht, was auch dazu führt, dass ich bedeutend weniger rauche, mehr und vor allem besser schlafe, mich sportlich betätige, jede Menge interessanter Säfte trinke und einer kulturell anspruchsvolleren Freizeitgestaltung nachgehe. Wer mich regelmäßig liest und / oder das große Glück hat mich persönlich zu kennen (*hüstel*), ahnt vielleicht, dass ich unter Umständen manchmal ein winziges bisschen marginal zu einem latenten Extremismus neigen kann und es ist eventuell sogar möglich, dass dieser Fall auch nun wieder eingetreten ist. Hauruckaktionen und Schnellschüsse, herzlich willkommen! Vielleicht werde ich aber auch wirklich langsam alt, und genieße die relative Ausgeglichenheit deswegen so sehr? Man weiß es nicht. In einem solchen Fall empfiehlt sich der Blick in die Aufzeichnungen (manchmal auch gern liebevoll aufgrund ihrer umfassenden Genauigkeit "die Stasiunterlagen" genannt) und siehe da, im vergangenen Jahr war es haar genauso! Und ich ahne natürlich, wie es ausgehen wird, aber halt! Unterscheidet es uns nicht von den Tieren, dass wir aus unseren Verfehlungen und Verirrungen lernen? An anderer Stelle kamen wir neulich drauf, weshalb uns unser eigenes Verhalten im Rückblick manchmal so absurd erscheint: Wir vergessen vielleicht oftmals nicht die Fakten, aber der Bezug zum dazugehörigen Gefühl kommt uns abhanden. Auf der Suche nach einem akzeptablen Mittelweg wurde mir erst gestern ein in meinen Augen sehr hilfreicher Tipp gegeben: Emotionaler Wahnsinn ist manchmal sicher akzeptabel und vielleicht sogar notwendig, wenn man aber bemerkt, dass es zu wirklich extremen Auswüchsen kommt, sollte man sich bemühen, einen Schritt zurückzutreten und überlegen, wie man die Situation mit einem Jahr Abstand betrachten würde, und wenn man dann sagen muss "Verdammt, wie konnte ich nur so dämlich sein!" sollte man vielleicht Alternativen in Betracht ziehen. Das ist natürlich nicht ganz einfach, aber ich versuche das jetzt mal – den gesunden Januar im Rücken sollte das ja alles kein Problem sein.
Mittwoch, 12. Januar 2011
There´s a light that never goes out.
Ich werde derzeit mit vor Staunen offenem Mund Zeugin eines kleinen Wunders. In meinem engsten Umfeld haben sich zwei Menschen scheinbar gefunden! Offensichtlich ergibt sich wirklich hin und wieder ein Zustand, in dem gegenseitige Zuneigung und Timing genau am richtigen Ort aufeinandertreffen, und ab und an wische ich mir jetzt verschämt ein Tränchen der Rührung aus den Augen, wenn ich die zwei zusammen sehe. Ich habe nun ausgerechnet, dass – wenn wir in diesem Tempo so weitermachen – der gesamte Freundeskreis gegen 2025 unter der Haube ist. Diese Zahl vor Augen will man dem berlinisierten Klientel zurufen, dass man damit anfangen solle, diese bescheuerte Bindungsangst abzulegen, bis einem das komische Glashaus wieder einfällt. Was bleibt uns also? "…wachen, lesen, lange Briefe schreiben… in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben"? Ja, auch das. Das Schöne ist, dass man nun getrost nachts in eine Decke gewickelt aus dem Fenster schauen und The National hören kann, ohne der winterlichen Verzweiflung gänzlich anheim zu fallen. Die Gehwege sind größtenteils auch wieder eisfrei und was die Herzen betrifft, bin ich besserer Hoffnung! Danke und Glückwunsch J&J!
Mittwoch, 5. Januar 2011
This is the new year.
Der Januar ist mit Abstand der schlimmste Monat des Jahres! Ich weiß gar nicht, was die Novemberhasser immer alle haben, kurzdrauf ist Weihnachten, da kann man bequem rauchen und bechern wie ein Stadtsoldat, auf der Arbeit bummeln, keinen Sport treiben, zu viel und ungesund essen, alle Fünfe grade sein lassen etc. pp, das macht man ja zu Jahresende hin eh alles, also kann man auch schon etwas früher anfangen und ein wenig üben. Aber Januar… brrrrrrr!!! Januar! Es ist dunkel und kalt, das Konto ist leer, die nächsten Feiertage sind endlos weit weg, das Berliner Konzertpanorama lässt zu wünschen übrig, die guten Vorsätze, an denen man spätestens Mitte des Monats emotional zerschellen wird, zeichnen sich schon in KW1 durch ihre praxisferne aus, man ist unzufrieden und hoffnungslos, schließlich erwartet man immer, im neuen Jahr würde irgendetwas anders und besser werden, doch dann hat man leider versäumt, selbst Änderungen einzuleiten und so bleibt einfach alles nur wie immer und es geht weiter wie bisher - nur ohne erlösendem Jahresende in Sichtweite. Ich habe in letzter Zeit (will heißen seit Montag) das Gefühl, jeder einzelne Tag sei die Eiger Nordwand, die ich mühevoll immer wieder aufs neue bezwingen muss. Stichwort Sisyphos. Stichwort Überdramatisierung des Alltags. Stichwort Fortbestand der Vollmeise. Frohes Neues!
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