Vergangenen Freitag jährte sich meine Geburt mal wieder. Oft graut mir ein wenig vor meinem Geburtstag. Natürlich stehe ich gern im Mittelpunkt, schließlich bin ich ein Star, aber doch bitte nicht so offensichtlich! Zudem finde ich es ganz schrecklich, von jemand Wichtigem an diesem Tag vergessen zu werden, aber das geht wohl jedem so. Meine Erinnerungen sind in diesem Jahr nun besonders verschwommen, was mit dem bloßen Alter oder der Tatsache, dass es sich dieses Jahr um einen Freitag handelte, zusammenhängen mag und ich das lange Wochenende standesgemäß zwischen einem Heimsieg der Union, Young and Lost, Stadtrallye und Singstar im Wodka verbrachte. Ein paar gute Freunde, die mich schon recht lange kennen, schenkten mir dann auch eine qualitativ hochwertige Flasche dieses edlen Getränkes, über die ich mich sehr freute, was dann Anlass zu einer sehr interessanten Aussage gab, die ich als Kompliment auffasste: "Du bist das einzige Mädchen (sie sagten tatsächlich Mädchen! Das an sich lässt mich schon erröten, but then again…), dem man Schnaps zum Geburtstag schenken kann und das sich dann sogar ehrlich darüber freut." Und das ist tatsächlich so! Fraglich ist nur, ob das auch wirklich als Kompliment gemeint war...
Zur inneren Reinigung begaben wir uns der neuen Tradition der Herbstswanderungen folgend am Sonntag noch in den scheinbar zu jeder Jahreszeit ganz wundervollen Treptower Park. (Ein wenig handelte es sich dabei auch um eine etwas misslungene Geisteraustreibung, aber das nur nebenbei.) In der Stunde der Abenddämmerung kamen wir schließlich frierend am ehemaligen Kulturpark Plänterwald vorbei, während in der Ferne der Fernsehturm im Dunst verschwand. Das zusehends verwahrlosende Gelände des einstigen Freizeitparks mit seinen zugewachsenen Attraktionen, halbverfallenen Häusern, verblassenden Blütenträumen, nachhallendem Kinderlachen und dem gespenstisch in den Himmel ragenden Riesenrad lies uns das Grauen langsam den Rücken hinaufkriechen. Hätte uns eine Hexe Lebkuchen und Glühwein angeboten, wären Alligatoren aus der Spree gekrochen, wäre uns der Clown Pennywise begegent oder hätten die Dinosaurier an den verrosteten Zaun kommend die Geräusche des gegenüberliegenden Kraftwerks nachgeahmt, wir wären vielleicht noch nicht einmal allzu verwundert gewesen. So waren wir dann auch ganz froh, als wir mit von der Kälte roten Nasen im Baumschulenweg in die S8 steigen konnten, um den Restsonntag mit Leonardo DiCaprio und Pfefferminztee auf dem Sofa zu verbringen.
Gestern Morgen traf ich nun meinen Restverstand in der Beusselstraße Ecke Turmstraße. Er bedachte mich mit einem Blick zwischen Verachtung und Bitterkeit. Ich konnte ihm jedoch nicht lange direkt in die Augen schauen, und fixierte stattdessen einen Punkt in der Nähe seines Schlüsselbeins. Hinter dem Container für Altglas kam dann am frühen Abend auch noch meine Selbstachtung hervor, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und zu sagen, sie sei stolz auf mich. Ich lächelte kurz verlegen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden die Blätter der Ahornbäume im Fallen leise kichern und wispern "Noch nie was von Ironie gehört, wie?"
Zur inneren Reinigung begaben wir uns der neuen Tradition der Herbstswanderungen folgend am Sonntag noch in den scheinbar zu jeder Jahreszeit ganz wundervollen Treptower Park. (Ein wenig handelte es sich dabei auch um eine etwas misslungene Geisteraustreibung, aber das nur nebenbei.) In der Stunde der Abenddämmerung kamen wir schließlich frierend am ehemaligen Kulturpark Plänterwald vorbei, während in der Ferne der Fernsehturm im Dunst verschwand. Das zusehends verwahrlosende Gelände des einstigen Freizeitparks mit seinen zugewachsenen Attraktionen, halbverfallenen Häusern, verblassenden Blütenträumen, nachhallendem Kinderlachen und dem gespenstisch in den Himmel ragenden Riesenrad lies uns das Grauen langsam den Rücken hinaufkriechen. Hätte uns eine Hexe Lebkuchen und Glühwein angeboten, wären Alligatoren aus der Spree gekrochen, wäre uns der Clown Pennywise begegent oder hätten die Dinosaurier an den verrosteten Zaun kommend die Geräusche des gegenüberliegenden Kraftwerks nachgeahmt, wir wären vielleicht noch nicht einmal allzu verwundert gewesen. So waren wir dann auch ganz froh, als wir mit von der Kälte roten Nasen im Baumschulenweg in die S8 steigen konnten, um den Restsonntag mit Leonardo DiCaprio und Pfefferminztee auf dem Sofa zu verbringen.
Gestern Morgen traf ich nun meinen Restverstand in der Beusselstraße Ecke Turmstraße. Er bedachte mich mit einem Blick zwischen Verachtung und Bitterkeit. Ich konnte ihm jedoch nicht lange direkt in die Augen schauen, und fixierte stattdessen einen Punkt in der Nähe seines Schlüsselbeins. Hinter dem Container für Altglas kam dann am frühen Abend auch noch meine Selbstachtung hervor, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und zu sagen, sie sei stolz auf mich. Ich lächelte kurz verlegen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden die Blätter der Ahornbäume im Fallen leise kichern und wispern "Noch nie was von Ironie gehört, wie?"
3 Kommentare:
die mädchensolidarität schafft es also doch !
… wenn „die“ Vernunft gratuliert, so gratuliert SIE
auch zu einem geruhsamen Sonntag – ist doch schön so.
… wenn „der“ Restverstand das mädchen bitter verachtet
dann ist das reine eifersucht nach leben – lass ihn quatschen.
nur wie soll das im nächsten jahr werden ?
ich glaube, die herbstmelancholie hat sich am montag einen üblen scherz erlaubt. auch mich suchte sie heim und gaukelte mir einen bitteren restverstand und ironische selbstachtung vor.
ganz schlau kam sie daher und beinahe hätte ich den fiesen betrug auch gar nicht bemerkt. aber sie hat sich verraten! ha! ich selbst hätte sonst niemals beim film gucken geweint. sowas schafft nur das baby melancholie...
mach das licht aus, wenn du gehst...
Ich glaube, wir haben noch etwa 46 Wanderwege rund um Berlin offen; dazu ein paar Ausflüge an die Ostsee und nach Madrid; so sollten wir der Melancholie ein Schnippchen schlagen können, und auch problemlos die Klippen der kommenden Geburtstage umschiffen.
...insofern wir das wollen; denn wer spätnachts in Bademantel und Decke gehüllt, Element of Crime hörend, eine Lucky Strike rauchend bei Kerzenschein dem Regen beim Fallen zuschaut; der sucht auch hinterm Altglascontainer und im Lebkuchenhaus nach dem alten Freund dem Selbstmitleid!
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