Ich verbringe den Nachmittag damit, alte
Blogeinträge von Alberto González Vázquez zu lesen, den ich schon immer für ein
eigenwilliges Genie gehalten habe. "Schon immer" bedeutet wahrscheinlich seit
etwa 2002, als wir uns in irgendeinem Madrider Kellerloch kennenlernten und
eines betrunkenen Sonntagmorgens die frisch geputzten Gehwege der Gran Vía
hinunter huschelten. Sein Zynismus ist oft hart an der Grenze, zugegeben, aber
wahrscheinlich macht genau das den Reiz seiner Arbeiten aus. Das Lachen bleibt
mir ein paarmal im Halse stecken, es handelt sich also um genau den richtigen
Humor für mich, und das mittlerweile seit 10 Jahren.
Kennen Sie das, wenn Sie das Gefühl haben,
alles werde langsam ein bisschen viel? Ich habe mir eigentlich abgewöhnt, die
Nachrichten zu schauen, weil mich selbige nur noch beunruhigen und ich manchmal
danach nicht in den Schlaf finde und wenn doch, von Steinbeck inspirierte
Albträume von der fortschreitenden Verelendung auch nicht viel besser sind, als
Schlaflosigkeit. Unterm Strich ist doch klar, dass man nicht viel mehr machen
kann, als den Müll zu trennen, dass Makro irgendwann auf Mikro durchschlägt und
letzteres, ein Fähnchen im Wind, auf kurz oder lang davon geblasen wird. Oder
wissen Sie (ohne nachzuschauen!) wie viele Nullen die Zahl hat, die den
Eurorettungsschirm bildet? Eben! Kürzlich stehe ich mit J. angetrunken in der
Stargarder Straße und sage ihr, dass wir uns noch nach den Zeiten sehnen
werden, als kryptische Nachrichten seltsamer Männer unsere größten Probleme
waren. Diese Aussage büßt auch nüchtern nicht an Wahrheit ein, und ja, nennen
Sie mich ruhig einen Pessimisten. Mit einem Eimer Sand ausgestattet stehen wir also
da und harren der Springflut. Das kann ja heiter werden. Bis es soweit ist,
bleibt uns Amusement, aber selbst das bröckelt. Nichts hält mehr vor, es
mangelt nicht an Vergnüglichkeiten, das nun wirklich nicht, aber kaum erlebt,
fließen sie auch schon ab und davon. Was wir tun können? Schauen Sie sich doch
mal die Kurzfilme von Alberto González Vázquez an.
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