Dienstag, 6. November 2012

Bereit sein, ist alles.



Natürlich ist es nicht von der Hand zu weisen – der Herbst ist da. Traditionell ist er gekommen, um ein Stück zu bleiben und sich dann in den unsäglichen Winter zu verwandeln. Dafür muss man jetzt nicht hellsehen können. Erfahrungswerte, mir macht der doch nichts vor, knickknack. Und ja, gut schaut er manchmal aus, mit diesen ganzen bunten Blättern, die es bei ein paar Windstößen von den Bäumen schneien lässt, dem ab und an ganz klaren Himmel, den spektakulären Sonnenuntergängen und selbst den Regenwänden am Horizont, aber natürlich kann er mich nicht täuschen, denn im Gepäck hat er das Ableben dieses Jahres – was andererseits vielleicht auch gar nicht so schlimm ist. So gesehen. Die 15Uhr-Nachmittagssonne jedenfalls (wenn sie denn sich blicken lässt) erweckt den Eindruck von Kurzvordämmerung und ein Frösteln kriecht mir regelmäßig den Rücken hoch, wenn kurz darauf die Dunkelheit über uns hereinbricht. In der Hamlet-Inszenierung an der Schaubühne gibt es zum Fechtkampf am Ende des Stückes zwischen Hamlet und Laertes eine Szene, in der Lars Eidinger als Hamlet mit einer Plastikgabel dem degenbewaffneten Laertes gegenübersteht. So fühle ich mich manchmal ob des drohenden Berliner Winters – am Ende (Achtung Spoiler!) gehen bekanntermaßen beide drauf. Vielleicht war das jetzt auch eine schlechte Metapher. Naja, sei’s drum.

Ich war jetzt binnen kürzester Zeit mehrfach indisch essen, manchmal sogar allein, was für mich einiges heißen will. Im Urlaub hatte ich von Thomas Glavinic "Das bin ja ich" gelesen, was ausgesprochen amüsant und kurzweilig war, wobei unterm Strich vor allem hängengeblieben ist, dass er ständig am Wiener Naschmarkt zum Inder essen geht und dass er (zu?) viel trinkt. Mir fehlt jetzt eigentlich nur noch der Bestseller. Und der Naschmarkt. Abgesehen davon nahm ich den wunderbaren Satz: "Ich bin ein friedfertiger Mensch, aber auch ein Knecht meiner Idiosynkrasien." mit. Sieh Dich also vor, Winter! 

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