Ich habe angefangen, John Irvings "Eine Mittelgewichtsehe" zu lesen. Ich hatte Irving bis dato gemieden, da mich vor Jahren irgendetwas an der Verfilmung von "Garp und wie er die Welt sah" abgestoßen oder verstört hatte, wobei ich mich nicht erinnern kann, was genau es war. Die Mittelgewichtsehe nun fesselt mich von der ersten Seite an. Manchmal habe ich im Büro das Buch auf dem Schoß liegen, um während der Arbeit ein paar Seiten zu lesen und als ich heute Morgen in der S-Bahn feststellen musste, dass ich es zu Hause auf der Blumenbank habe liegen lassen, wurde der Montag gleich noch ein wenig düsterer. Zudem bringt mich Irving generell zum Nachdenken über das Schreiben. Zuvor las ich Proust, und konnte ob der Satz- und Gedankenkonstruktionen sowie des unglaublichen Stils nur ehrfürchtig staunen. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, seine Kunst mit meinem Dilettantismus in irgendeiner Form in Verbindung zu bringen, und das tue ich jetzt natürlich auch nicht. Es ist ja nicht so, dass ich mich als so etwas wie eine Schriftstellerin begreife, das wäre vermessen! Nein, darum geht es nicht, vielmehr kotze ich einfach hin und wieder Gedanken über die (nicht der) Tastatur aus. Im Rahmen dieses Prozesses berührt Irving dennoch etwas in mir. Wenn ich z.B. auf dem Weg zur Bahn bin, und mich darauf freue, dass ich gleich wieder über 6 Ringbahnstationen lang in diesem Buch versinken darf, denke ich auch darüber nach, wie es wäre, mich zu sammeln, und zu versuchen, eine Geschichte zu schreiben. Es würde sich um eine Übung handeln und nirgends hinführen, aber das Ziel ist dabei in meinen Augen sowieso zweitrangig, es geht mehr um den Versuch als solchen. Von Irving stammt in dem Zusammenhang übrigens die Aussage: "Schreiben ist wie Ringen. Man braucht Disziplin und Technik. Man muss auf eine Geschichte zugehen wie auf einen Gegner." Erstaunlich ist, dass er nicht sagt, man brauche Talent – was ich zuerst ins Feld geführt hätte, aber schon Paul Auster erklärte ja, dass man generell eine romantisierte Vorstellung vom Schreiben habe, handele es sich in Wirklichkeit doch um harte Arbeit. Disziplin also. Das kann ja nichts werden – fragen Sie meine Gitarre!
Montag, 25. Oktober 2010
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5 Kommentare:
Na endlich ist sie auch mal beim Herrn Irving angkeommen! Wurde auch Zeit.
Und wenn er dich tatsaechlich zum Ringen mit einer Geschichte bringt, dann mag ich ihn ja gleich noch mehr!
Schreiben ist sicher einfach als Gitarrespielen! Immerhin kannst du da die "Akkorde" schon. Jetzt musst du sie nur noch zu einem "Lied" zusaammensetzen.
Wobei das NUR NOCH auch wahlweise aus dem Satz zu streichen ist.
Frollein K.S. und ich sinnierten gestern auf unserer kleinen australischen Wanderung und gingen unsere gemeinsamen Freunde durch und so... als DU an der Reihe warst (Schluckauf? mh?) wurde unsererseits uebereinstimmend ueber dein unuebersehbares Talent zum Woerteraneinanderreihen gesprochen. Und angeregt, "dass man da doch mal was machen muesste". Nur was?! ;-))
Weiter so, liebe Sally!
JB & KS aus Syd am P(azifik)
Nächtlicher Schluckauf? Endlich ist auch das geklärt, somit lag es also NICHT and der Trinkerei :-D Euer Vertrauen rührt mich, Ihr Lieben, und wie Frau M.G. schon sagt, die Akkorde kann ich halbwegs, aber es hapert dann doch an der Komposition. Ach, vielleicht versuch ich´s trotzdem mal, und schenke Euch zu Weihnachten eine Geschichte!
hervorragend... die wird dann bitte direkt im anschluss an das triangelkonzert rezitiert <3
Nur wenn es im Anschluß daran auch noch Fahrrad-Ballett gibt!
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