Nachdem wir am Montag (leider vergeblich) versucht hatten, Union in der Alten Försterei zu einem Heimsieg zu grölen, aber nebenher wenigstens ordentlich Bier getrunken, angestaute Emotionen rausgelassen und den Sektor 2 ästhetisch aufgemöbelt hatten, taten wir gestern Abend mal wieder so, als verstünden wir etwas von Kultur. Nach dem überaus erfolgreichen Goethe-Abend im Juni, hatten wir uns für den Sommer Erich Kästner vorgenommen. Dummerweise war die warme Jahreszeit schneller zu Ende, als wir gedacht hatten, so dass der vor allem durch seine Kinderbücher bekannte Dresdner bis gestern warten musste, ehe im Bauhaus ein paar seiner Gedichte vorgetragen werden konnten. Bei untenstehendem Werk wurde uns dann aber klar, dass der Herbst wahrscheinlich eh die beste Zeit für dieses Unterfangen ist, denn uns wurde innerlich mindestens so kalt, wie es draußen eh schon war:
Kleines Solo
Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weißt Bescheid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
Wünsche gehen auf die Freite.
Wünsche gehen auf die Freite.
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.
Ist nie hier. Ist immer dort.
Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Mußt erfahren,
daß es nicht die Liebe ist...
Bist sogar im Kuß alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
5 Kommentare:
Das ist aber extrem deprimierend. da ueberfaellt mich am Ende auch noch die Herbstdepression, vor der ich mich bisher sehr straeube.
Das es seit Tagen nicht hell wird, hilft da auch nicht weiter.
Schnell mal froehliche Musik suchen!
schnell, schnell ... zu spaet!
ach und herzliches Beileid an die Union!
Meine angeborene Liebe zum Drama hat mich in die Arme solcher Gedichte, des Herbstes, und ja, auch der Union getrieben. Nichts für Anfänger! Zigarette? Gin-Tonic? :-D
Okay, ihr Fortgeschrittenen...
Da muss wohl mal wieder die Tante rann:
In der Mathestunde fragt der Lehrer: "Wer weiss, wie viel zwei mal zwei ergibt?"- "Vier!" ruft Marion. Der Lehrer gibt ihr zur Belohnung vier Gummibärchen. "Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich acht gesagt!", meint darauf Marion.
Sehr schoen, danke. Und dazu sogar noch was gelernt. Freite: bisher unbekannt, ab jetzt versuch ich es mindestens einmal pro Tag in einem Gespraech, so als waere es selbstverstaendlich, unterzubringen.
Schön, wenn man ab und an was Neues lernt. z.B. nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel. So wie mit den Gummibärchen. Hm.
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