Gestern Abend war ich mit Jens beim Pet Shop Boys Konzert im Tempodrom. Heute morgen finde ich mit Hilfe des ZDF Morgenmagazins heraus, dass Michael Jackson gestorben ist. Aus den naheliegenden Gründen denke ich nun also über das Peter Pan Syndrom nach. Ich habe mich vergangene Woche aufgrund einer Reihe interessanter und zum Teil recht witzig geschriebener Beiträge wieder mit dem Spiegel versöhnt (da wurde in Hamburg aber mal hörbar erleichtert aufgeatmet!). Im Leitartikel ging es um "unsere Generation" – die Generation Praktikum / Latte Macchiato / Krise / Egomanie / Facebook / Biogemüse / Neon, die neue Trümmergeneration, oder wie man sie eben nennen will. Das Besondere an dieser Generation sei, dass "wir" erstens Mal keine wirkliche Generation sind, weil "uns" außer dem Alter nichts wirklich verbindet, und dass es "uns" nicht um eine Veränderung der Zustände, sondern um die Beibehaltung des Status Quo geht. Obwohl das in dem Artikel alles ein wenig schwarzmalerisch daher kam, kann ich nicht richtig erkennen, wo dabei das Problem liegen soll, und frage mich: Ist das jetzt schon das Sommerloch? Ich bin der festen Ansicht, dass wir uns gerade in einer Quasi-Wiederholung des Biedermeier befinden, der sich seinerseits durch einen Rückzug ins Private auszeichnete. Nachdem wir mit einem sicheren Blick in die nähere Vergangenheit festgestellt haben, dass gewisse gesellschaftspolitische und soziale Veränderungen nicht möglich sind (man schaue sich nur mal die Grünen an, die haben als Partei herausgefunden, dass politische Macht auch ganz schön ist, und an die Stelle der Veränderung unserer Gesellschaft, ist die Neuorientierung der Partei getreten, damit diese in eben jene Gesellschaft reinpasst. Oder anders: wer ist konservativer als ein Grünen-Wähler aus der Kastanienallee? Eben!), und man offene Türen nicht einrennen muss, haben wir uns darauf verlegt, den Boden, der von hier bis zum Ende unseres kleingeistigen Horizontes reicht, zu verteidigen. Und wer will es uns verübeln? Wie wir alle wissen (tun wir doch, oder?), gab es mit dem Vormärz und parallel zum Biedermeier eine entgegengesetzte revolutionärere Strömung, die literarische Schwergewichtler wie Bettina von Arnim, Georg Büchner und nicht zuletzt Heinrich Heine hervorbrachte, und gern als einer der ausschlaggebenden Gründe für den Ausbruch der bürgerlichen Revolution von 1848 angeführt wird. Folgende Fragen werden nun aufgeworfen: Gibt es auch jetzt eine Gegenbewegung? Wenn ja, wer ist das und wo halten sie sich versteckt? Wird es auch dieses Mal eine Revolution geben? Und schließlich: Worauf will ich eigentlich hinaus, und wie bekomme ich jetzt die Kurve zu den Pet Shop Boys, Michael Jackson und Peter Pan? Für die Erfüllung von Wünschen verweise ich gern weiterhin nach Lourdes oder an den Weihnachtsmann, aber die letzte Frage kann ich problemlos beantworten: Das ist mein Blog, und da muss ich die Kurve nicht kriegen. Kohärenz im täglichen Leben ist ja gut und schön, aber hier hat sie nichts zu suchen. Das mit Michael Jackson tut mir irgendwie leid, andererseits lässt es mich gleichzeitig seltsam kalt, man hatte das Gefühl, er sei schon vor Jahren gestorben. Peter Pan sind fast wir alle, das muss als Erklärung reichen. Und die Pet Shop Boys waren ganz großartig, aber das sind sie ja immer schon gewesen. Man schaue sich nur die Texte an, die zum Teil dann wieder ganz gut auf unsere Nicht-Generation passen (Kurve doch gekriegt!):
I came across a cache of old photos
And invitations to teenage parties
"Dress in white" one said, with quotations
From someone's wife, a famous writer
In the nineteen-twenties
When you're young you find inspiration
In anyone who's ever gone
And opened up a closing door
She said: "We were never feeling bored"
'Cause we were never being boring
We had too much time to find for ourselves
And we were never being boring
We dressed up and fought, then thought make amends
And we were never holding back or worried that
Time would come to an end
When I went I left from the station
With a haversack and some trepidation
Someone said: "If you're not careful
You'll have nothing left and nothing to care for
In the nineteen-seventies"
But I sat back and looking forward
My shoes were high and I had scored
I'd bolted through a closing door
I would never find myself feeling bored
'Cause we were never being boring
We had too much time to find for ourselves
And we were never being boring
We dressed up and fought, then thought make amends
And we were never holding back or worried that
Time would come to an end
We were always hoping that, looking back
You could always rely on a friend
Now I sit with different faces
In rented rooms and foreign places
All the people I was kissing
Some are here and some are missing
In the nineteen-nineties
I never dreamt that I would get to be
The creature that I always meant to be
But I thought in spite of dreams
You'd be sitting somewhere here with me
(…)
I came across a cache of old photos
And invitations to teenage parties
"Dress in white" one said, with quotations
From someone's wife, a famous writer
In the nineteen-twenties
When you're young you find inspiration
In anyone who's ever gone
And opened up a closing door
She said: "We were never feeling bored"
'Cause we were never being boring
We had too much time to find for ourselves
And we were never being boring
We dressed up and fought, then thought make amends
And we were never holding back or worried that
Time would come to an end
When I went I left from the station
With a haversack and some trepidation
Someone said: "If you're not careful
You'll have nothing left and nothing to care for
In the nineteen-seventies"
But I sat back and looking forward
My shoes were high and I had scored
I'd bolted through a closing door
I would never find myself feeling bored
'Cause we were never being boring
We had too much time to find for ourselves
And we were never being boring
We dressed up and fought, then thought make amends
And we were never holding back or worried that
Time would come to an end
We were always hoping that, looking back
You could always rely on a friend
Now I sit with different faces
In rented rooms and foreign places
All the people I was kissing
Some are here and some are missing
In the nineteen-nineties
I never dreamt that I would get to be
The creature that I always meant to be
But I thought in spite of dreams
You'd be sitting somewhere here with me
(…)
1 Kommentar:
domingo 16 de agosto estadio olimpico de berlin!!
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