Donnerstag, 17. Dezember 2009

Happy endings, they never bored me.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und ich übe mich in schriftlicher Schweigsamkeit. Vielleicht sollte ich mich ab und an auch in mündlicher Schweigsamkeit üben, denn mit schöner Regelmäßigkeit fallen Worte zwischen meinen Zähnen raus, die dann niemand mehr fassen kann und über die ich zunächst eventuell hätte intensiver nachdenken sollen. Zu spät. Ein Jahr konsequenter Inkonsequenz geht in Linie zu Ende, und ich habe alle Hoffnungen auf Besserung für 2010 schon jetzt begraben, weil es sich dann doch unter Umständen um eine meiner hervorstechenden Charaktereigenschaften handeln könnte, einer dieser Hunde zu sein, die viel bellen, aber niemals beißen. Eine ebenso liebenswerte Eigenart wir meine mich manchmal selbst erschreckende Großfressigkeit würde ich sagen.

Zum Endjahresfazitieren ist es wahrscheinlich noch zu früh, aber so viel sei gesagt: Sollte mich nicht in den nächsten Tagen noch das gleiche Schicksal ereilen wie beispielsweise Antoni Gaudí , dann schlägt 2009 trotz einiger Widrigkeiten 2008 UM LÄNGEN!! Zudem, was wäre das Leben ohne seine Widrigkeiten? Wäre das dann nicht langweilig? Nein! Wahrscheinlich wäre es einfach schön, und man könnte jeden Morgen mit einem Lächeln zu großartiger Musik aufstehen und wieder zur Ruhe gehen. Zwischendurch würde man von einem unverschämt gutaussehenden Menschen, der verrückt nach einem ist, und bei dem das mit der emotionalen, intellektuellen und humoristischen Augenhöhe geklappt hat, auf Händen getragen. Zudem würde man ständig ärmeren Menschen helfen, Vögel füttern, Schlitten fahren, Drachen steigen lassen, Powerpoint Präsentationen ohne Bugs und Ende verschicken, bitte und danke sagen, Bahnenglück, reine Haut, einen BMI von 20, immer schöne Haare, niemals einen Kater oder Grippe haben und zu jedem Zeitpunkt von einer hellblauleichtvioletten Aura de Coolness umgeben sein. Aber so wie es ist, ist es doch auch ganz fantastisch. Is this the thrill of the chase? How can I keep up the pace?

Montag, 7. Dezember 2009

If you´ve lost your faith in love and music, then the end won´t be long.

Man hält sich eben an dem fest, was gerade da ist. Manche Menschen suchen Ihre Kaffeetasse in den Büros ihrer Kollegen, und all das bekommt nur allzu leicht einen manisch verzweifelten Anstrich, was dann ein gewisses Kontingent an irrationalem Mitleid in mir freisetzt. In meiner Lieblingsserie Mad Men (das macht mich eindeutig interessanter, als zu behaupten, meine Lieblingsserie sei Gossip Girl oder Grey`s Anatomy, richtig?) rauchen die Charaktere eigentlich die ganze Zeit. Ja, die schönen alten 60er, als Rauchen noch zum guten Ton gehörte. Dabei sieht es immer so aus, als hielten sie sich mehr an ihren Zigaretten fest als dass sie diese rauchten, was dann wiederrum den dringend Wunsch nach einer Lucky Strike (It‘s Toasted) in mir auslöst und gleich anschließend die Frage aufwirft: Wo ist der Gott, der uns liebt, ist der Mensch, der uns traut, ist die Flasche, die uns wärmt? (– und ja, ich befinde mich immer noch in einer verlängerten Element of Crime Phase und komme bei meinem Umfeld langsam an eine Grenze, wo stille Belustigung in offene Ungeduld umschlagen will.). Am vergangenen Mittwoch war ich zur Abwechslung beim Konzert von Peter Doherty. Ich wette, dass 90% aller Männer im Publikum wenigstens ab und an gern so wären wie er (vielleicht ohne die ganz harten Drogen) und 95% aller Frauen im Publikum ein Helfersyndrom haben. Wir Mädels schauten dem guten Peter dann auch mit glänzenden Augen dabei zu, wie er auf der Bühne umher stolperte und wankte, wobei sicher fast jede von uns dachte "Er braucht nur die richtige Frau, ich würde ihn genug lieben, um ihn retten zu können.". Als ob man irgendjemanden retten könnte.

Gestern versuchte ich mal wieder einen alten Traum von mir wahrzumachen, und den ganzen Tag im Schlafanzug zwischen Sofa und Bett zu verbringen, doch leider kamen mir dann ein Heißhunger auf Grießbrei (jaja) und der Mangel an Milch dazwischen, so dass ich doch kurz vor die Tür musste. Vor der Tür war es dann sehr kalt und dunkel, außerdem hatte ich ganz allgemein das Gefühl sehr schlecht zu sehen (nicht auszusehen, Achtung!). Auf meinem Spaziergang (a.k.a. das neue Hobby) geriet ich kurz ins Weihnachtsoratorium von Herrn Bach und abgesehen von ein paar (z.T. wirklich ganz wunderbaren) Telefonaten sprach ich den ganzen Tag über mit keinem Mensch auch nur ein Wort von Angesicht zu Angesicht und kurz fühlte ich mich gänzlich von allem entkoppelt. Das war gleichzeitig ein angenehmes, dann aber doch auch ein etwas beängstigendes Gefühl. Ich frage mich nun, ob man selbst überhaupt merkt, ab wann man wirklich wunderlich wird. Ist die Tatsache, dass man auf einem Holzfußboden mit ziemlich vielen Menschen um einen herum einschläft in diesem Sinn dann eigentlich schon ein erstes Indiz für den unaufhaltsamen Verfall der sozialen Sitten? Ich weiß es nicht. Zudem erschließt sich nicht mal mir selbst der Sinn des heutigen Beitrags. Aber muss denn wirklich immer alles einen Sinn haben?

Dienstag, 1. Dezember 2009

Don´t look back in anger.

Wenn ich erst Geburtstag hatte, ist das Jahr immer so gut wie rum. So auch jetzt. Plötzlich ist der 01. Dezember, und ich fange an, darüber nachzudenken, wer sich dieses Weihnachten eine Karte für den unsichtbaren Kamin verdient hat. Wenn ich fertig bin mit überlegen, ist meistens schon Silvester und damit auch Zeit zurückzublicken – was ja im Grunde eh mein liebstes Hobby ist. Stand up beside the fireplace take that look from off your face, you ain´t ever gonna burn my heart out….

Rückblick. Erstaunlich, dass ich mir tatsächlich den ersten Tag mit Schnee ausgesucht habe, um mein in Kisten verpacktes Leben einmal quer durch Europa zu kutschieren. Ich bin körperlich ausgelaugt und seelisch am Ende, als ich irgendwo mitten in Frankreich auf einem Parkplatz stehe, und dem kleineren der beiden Hunde dabei zusehe, wie sie erbärmlich vor Kälte zittert. Ich fühle mich in etwa so wie sie (die bezeichnenderweise Juni heißt) gerade aussieht: Hilflos. Verloren. Durcheinander. Überfordert.

Zeitsprung. Der Frühling legt sich in diesem Jahr richtig ins Zeug, der Himmel ist von einem blau, das man fast schon mediterran nennen möchte, die Kulisse gibt sich Mühe, den Anschein von Perfektion zu erwecken. Ich lebe prekär ohne Möbel aber mit einem riesigen Flachbildfernseher und jeder Menge Flaschen in einer Wohnung, die Weltkulturerbe ist – wie ich nicht müde werde, immer wieder zu betonen. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Die winzigen Zahnrädchen, die mein Leben in Bewegung halten, greifen seit einigen Monaten wie von Zauberhand ineinander, alles gelingt, obwohl ich nicht schwindelfrei bin, falle ich nicht ein einziges Mal von dem Drahtseil, das die Verbindung vom alten zum neuen Leben darstellt. Auch wenn ich dem Frieden nicht traue, erfreue ich mich daran.

Im Jetzt. Ist. Alles. Gut. Ein paarmal vom Drahtseil gefallen, aber der Anfang ist ja jetzt auch rum und man ändert sich wahrscheinlich nicht, lernt aber, mit den eigenen Schwächen umzugehen. Zumindest rede ich mir das gerade ein. Die allesverschlingende Besinnlichkeit wird mich wohl eingelullt und milde gemacht haben. Danke 2009.

Donnerstag, 26. November 2009

A new morning - changing weather.

Übergangsjackenwetter ist das beste Wetter, das es gibt. Nachdem der Oktober zum Ende hin so kalt war, erfreue ich mich dieser Tage mit meiner dunkelblauen Kapuzenjacke an einem aprilgleichen November. Ich habe ein neues Hobby: Ich gehe jetzt oftmals in meiner Mittagspause musikhörend schnellen Schrittes spazieren. Da ich multitaskingfähig bin, denke ich gleichzeitig über alles, was mich so beschäftigt intensiv nach, oder ich tanze ein wenig den Weg entlang, je nach Stimmung und Publikum. Mit dem Laufen ist das übrigens so eine Sache, anders als viele andere Dinge nutzt es sich irgendwie nicht ab, nein, es wird mit der Zeit sogar immer besser. Heute lief ich nun also beschwingten Schrittes und recht leichten Herzens die Spree entlang und mir kam ein Gedanke, der mir teilenswert erscheint: Die Momente des wirklichen Glücks sind manchmal recht dünn gesät (wahrscheinlich ist das gut so), besonders wenn man sich in Kleinigkeiten verliert und im Unmöglichen verrennt. Zum Ausgleich dafür gibt es aber ein Gefühl, dass in seiner Schönheit fast noch großartiger ist: Der Augenblick, wenn man merkt, dass der Schmerz endlich nachlassen will und einem eine selbstauferlegte Last von den Schultern fällt. Das ist so wundervoll, wie die Herbstsonne, die einem den den Rücken wärmt oder Sonnenuntergänge vom Bürofenster aus betrachten. So wie jetzt. Genau in diesem Moment!

Donnerstag, 19. November 2009

Bunte Blätter

Die Wege die ich immer gehe, sehen neuerdings jeden Tag anders aus. Von den Trauerweiden und Birken schneit es gelbe Blätter auf den frisch gesäuberten Pfad. Ich folge schnellen Schrittes den Fährten meiner eigenen Augen, immer die Spree rechts oder links von mir. Je schneller ich laufe, desto wärmer wird mir, desto besser scheint es mir zu gehen. Ich knöpfe die Jacke bis ganz oben hin zu, stecke die Hände in die Taschen, ziehe die Schultern hoch, bemerke, dass der Wind mir schon wieder 5-6 Knoten ins Haar gemacht hat und schaue den jungen Schwänen bei ihren Flugübungen zu. Manchmal sieht es gar nicht so aus, als flögen sie, sondern eher, als liefen sie über das Wasser. Meine Befindlichkeit bekommt neuerdings Risse, die ich abends notdürftig versuche mit Ablenkungen und Amüsement zu kitten, was mir mal besser, mal schlechter gelingt. Ich lese Romeo und Julia, Sätze wie gedrechselt und höre Element of Crime, Sätze wie aus Ton geformt. Oft bin ich müde und kann dann doch nur unruhig schlafen, träume wirres Zeug, stehe am Fenster, Herzrasen. Ich glaube, zu wissen was ich will. Und doch. Traue. Ich mich. Oder. Ich mir. Nicht. Wirklich. Selbst. Über den Weg. Vielleicht ist ein Teil von mir auch immer 14 Jahre alt geblieben. Ein mehr als tröstlicher Gedanke.

Dienstag, 17. November 2009

Pärchen

Im Herbst ist man ja nicht mehr so oft draußen. Bei meinen Ausflügen der letzten Tage kamen mir hin und wieder ganz schreckliche Varianten der menschlichen Spezies Pärchen unter, ja, jene, die jedes "ich" durch ein "wir" ersetzen, gehemnisvoll tuscheln und einen vom Bürgersteig drängen, wenn man ihnen entgegen kommt. Widerlich. Hier meine aktuelle Auflistung der Top 5 Orte, an denen Pärchen am aller-lästigsten sind:

- im Kino (!)
- beim Friseur (!!)
- in öffentlichen Verkehrsmitteln (!!!)
- in Ausstellungen (!!!!)
- im Schwimmbad (!!!!!)

Ich hoffe ja immer noch drauf, dass ich in eine Art Winterschlaf falle, und erst Mitte März wieder zu mir komme.

Freitag, 13. November 2009

Wir schulden dem Leben das Leuchten in unseren Augen.

Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.

Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He is Dead.
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.

He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.

The stars are not wanted now; put out every one,
Pack up the moon and dismantle the sun,
Pour away the ocean and sweep up the woods;
For nothing now can ever come to any good.

W.H. Auden

Meiner Seelenschwester J.D., die mich trotz allem gelehrt hat und immer wieder mit bewundernswerter Kraft und Ausdauer überzeugend belegt, dass wir dem Leben nichts schulden, außer dem Leuchten in unseren Augen.

Mittwoch, 11. November 2009

When it´s all good keep things close at hand - reloaded.

Gestern Abend ereilte auch mich die Nachricht, dass sich Robert Enke das Leben genommen hat. Ich war und bin schockiert. Immer wenn ein Mensch stirbt, behilft man sich mit Allgemeinplätzen und Phrasendrescherei, was das ganze dann auch immer ein Stück weit banalisiert und / oder erträglicher macht. Ich finde, dass erstaunlicherweise Franz Beckenbauer das Ganze am besten auf den Punkt gebracht hat (hört, hört!): "Wenn man eine solche Nachricht bekommt, werden alle anderen Probleme ganz klein."

Natürlich kann man argumentieren, dass täglich tausende von Menschen unter den dramatischsten Umständen ihr Leben verlieren, aber es tut dabei für mich nichts zur Sache, dass Robert Enke in diesem Sinne lediglich einer von Vielen war, und er den Moment und die Art seines Sterbens sogar selbst gewählt hat. Ich bin fassungslos und erschüttert. Das ist einer dieser Momente, in denen man mal eine Zeit lang etwas klarer sieht, und sich fragt, weshalb man eigentlich nicht öfter einfach mal glücklich ist. Traurigerweise bedarf es fast immer eines tragischen Ereignisses von Außen, um festzustellen, dass man sich viel zu oft viel zu sehr nur um sich selbst dreht und mit Kleinigkeiten beschäftigt, die morgen wahrscheinlich schon keinerlei Gewicht mehr haben, uns bis hier hin aber erstmal den Tag versauen. Ständig ist man von irgendetwas genervt: Der Schlange im Supermarkt, den Kollegen mit ihrem sinnentleerten Geschwätz, dem öffentlichen Nahverkehr, einer Liebesbeziehung, die aufgrund von Einseitigkeit entweder keine ist, oder die ihren Glanz durch Gleichgültigkeit bereits verloren hat, dem Fernsehprogramm und dem Wetter natürlich!

Heute ist für mich alles ein wenig anders, denn hin und wieder schaffe ich es dann doch manchmal ein Stück weit raus aus mir selbst und meiner ewigen Egozentrik, und stelle fest, dass das Leben so wie es ist, und mit allem, was dann immer wieder mal dagegen spricht, alles andere als schlecht ist. Wochenaufgabe: Diesen Gedanken festhalten und glücklicher sein.

Freitag, 6. November 2009

Somewhere over the rainbow.

Ich bin ja der festen Grundüberzeugung, dass sich allzu frühes Aufstehen nur in den seltensten Fällen wirklich lohnt. Heute Morgen war es mal wieder so weit! Als ich nach dem Frühstück den Schritt ins Freie – will heißen auf den Balkon tat, sah ich über dem Prenzlauer Berg einen nahezu perfekten Regenbogen. Ob seiner anmutigen Schönheit verschlug es mir einen Moment den Atem (ja, ich bin durchaus einfach zu begeistern), und ich dachte bei mir: Es ist Zeit für einen heiteren Eintrag in meinem virtuellen Tagebuch! Andererseits wäre das dann nicht mehr wirklich ich, denn wie ich als etwa 15jährige mal im Sportunterricht vom Schwebebalken fiel, so fällt es mir bis heute schwer, den Exzess zu meiden und die Balance zu halten.

In der dunklen Jahreszeit wird mir gern ein wenig schwer ums Herz, wenn ich all die beleuchteten Fenster sehe. Dahinter spielt sich also das Leben der anderen Menschen ab. Soso. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, mit irgendwem zu tauschen. Ich stellte mir das als Kind schon oft vor, um dann beim bloßen Gedanken daran Panik zu bekommen. Was wenn es hinter all diesen Fenstern schlimmer war, als bei mir? Was wenn ich – einmal drinnen – nicht mehr dort rauskäme, und meine Eltern und Geschwister, die Freunde, den Hund und die Katzen niemals wieder sähe? Wenn ich sie nie gekannt hätte, würde ich sie wahrscheinlich nicht vermissen, klar, aber trotzdem müsste ich doch so etwas wie Leere empfinden, oder?

Dieses Jahr trifft mich der Herbst mit seiner bittersüßen Schwere besonders heftig. Erst war ich ein wenig verwundert darüber, dass mir die Melancholie mittlerweile scheinbar wirklich überall hin folgt, doch dann wurde mir bewusst, dass die Erklärung eine ganz Simple ist: Das hier ist mein erster "deutscher Herbst" seit 5 Jahren. Der Herbst in Spanien ist ziemlich anders: Vor allem kürzer. Später. Wärmer. Auch weniger nass. Mehr Licht. Es fehlt dafür ein wenig an Bäumen, und damit an den bunten Blättern auf dem Gehweg, durch die man so wundervoll hindurchrascheln kann. Dachte ich bis dato, dass der Frühling meine liebste Jahreszeit sei, so wurde ich doch in den letzten Wochen immer mehr ein Fan des Herbstes, und nach diesem morgendlichen Regenbogen werde ich mich nun um Aufnahme in den Herbstclub bemühen. Mein Tipp für dieses Wochenende? Waldspaziergang! Thermoskanne mit Glühwein nicht vergessen!

Dienstag, 3. November 2009

Finger weg von meiner Paranoia!

Vergangenen Freitag jährte sich meine Geburt mal wieder. Oft graut mir ein wenig vor meinem Geburtstag. Natürlich stehe ich gern im Mittelpunkt, schließlich bin ich ein Star, aber doch bitte nicht so offensichtlich! Zudem finde ich es ganz schrecklich, von jemand Wichtigem an diesem Tag vergessen zu werden, aber das geht wohl jedem so. Meine Erinnerungen sind in diesem Jahr nun besonders verschwommen, was mit dem bloßen Alter oder der Tatsache, dass es sich dieses Jahr um einen Freitag handelte, zusammenhängen mag und ich das lange Wochenende standesgemäß zwischen einem Heimsieg der Union, Young and Lost, Stadtrallye und Singstar im Wodka verbrachte. Ein paar gute Freunde, die mich schon recht lange kennen, schenkten mir dann auch eine qualitativ hochwertige Flasche dieses edlen Getränkes, über die ich mich sehr freute, was dann Anlass zu einer sehr interessanten Aussage gab, die ich als Kompliment auffasste: "Du bist das einzige Mädchen (sie sagten tatsächlich Mädchen! Das an sich lässt mich schon erröten, but then again…), dem man Schnaps zum Geburtstag schenken kann und das sich dann sogar ehrlich darüber freut." Und das ist tatsächlich so! Fraglich ist nur, ob das auch wirklich als Kompliment gemeint war...

Zur inneren Reinigung begaben wir uns der neuen Tradition der Herbstswanderungen folgend am Sonntag noch in den scheinbar zu jeder Jahreszeit ganz wundervollen Treptower Park. (Ein wenig handelte es sich dabei auch um eine etwas misslungene Geisteraustreibung, aber das nur nebenbei.) In der Stunde der Abenddämmerung kamen wir schließlich frierend am ehemaligen Kulturpark Plänterwald vorbei, während in der Ferne der Fernsehturm im Dunst verschwand. Das zusehends verwahrlosende Gelände des einstigen Freizeitparks mit seinen zugewachsenen Attraktionen, halbverfallenen Häusern, verblassenden Blütenträumen, nachhallendem Kinderlachen und dem gespenstisch in den Himmel ragenden Riesenrad lies uns das Grauen langsam den Rücken hinaufkriechen. Hätte uns eine Hexe Lebkuchen und Glühwein angeboten, wären Alligatoren aus der Spree gekrochen, wäre uns der Clown Pennywise begegent oder hätten die Dinosaurier an den verrosteten Zaun kommend die Geräusche des gegenüberliegenden Kraftwerks nachgeahmt, wir wären vielleicht noch nicht einmal allzu verwundert gewesen. So waren wir dann auch ganz froh, als wir mit von der Kälte roten Nasen im Baumschulenweg in die S8 steigen konnten, um den Restsonntag mit Leonardo DiCaprio und Pfefferminztee auf dem Sofa zu verbringen.

Gestern Morgen traf ich nun meinen Restverstand in der Beusselstraße Ecke Turmstraße. Er bedachte mich mit einem Blick zwischen Verachtung und Bitterkeit. Ich konnte ihm jedoch nicht lange direkt in die Augen schauen, und fixierte stattdessen einen Punkt in der Nähe seines Schlüsselbeins. Hinter dem Container für Altglas kam dann am frühen Abend auch noch meine Selbstachtung hervor, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und zu sagen, sie sei stolz auf mich. Ich lächelte kurz verlegen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würden die Blätter der Ahornbäume im Fallen leise kichern und wispern "Noch nie was von Ironie gehört, wie?"

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Here comes the fear again.

Was wenn keine Fußballmetapher? Real Madrid verlor gestern Abend mit 0:4 in der Copa del Rey gegen Alcorcón aus der Segunda B, was das spanische Äquivalent zu unserer 3. Liga ist. Das Kartenhaus, das mein aktuelles Leben darstellt, schwankte parallel dazu am gestrigen Tag auch recht bedenklich, und es ist wohl bei uns beiden noch nicht ganz klar, ob das nur ein kurzer Blick ins Dunkle unter der Oberfläche war, oder ob wir tatsächlich schweren, hässlichen Zeiten entgegen gehen.

Es ist erstaunlich, wie Menschen in Krisenmomenten oder bei Gefahr reagieren. Manche wachsen über sich hinaus, andere brechen zusammen, und ich bin das typische Kaninchen vor der Schlange - im ersten Moment wie gelähmt. Interessant ist in dem Zusammenhang die zweite Reaktion – also die nach der Schockstarre. Tränen sind als dramatisches Accessoire sicherlich nicht das Schlechteste, aber mir persönlich sind sie gern auch ein wenig peinlich, besonders, da mir ein dezentes Weinen nie vergönnt war. Ich gehöre eher zum Typ Rotz und Wasser, was natürlich gerade in der Öffentlichkeit eher unangenehm ist. Ich glaube, es sagt viel über den eigenen Charakter aus, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Oder eben nicht umgeht; Ignorieren verschafft Zeit, so viel Zeit, bis es zu spät ist.

Real Madrid bekommt eine 2. Chance; anders als im deutschen DFB Pokal gibt es nämlich in der Copa del Rey ein Rückspiel, in diesem Fall wird das im Santiago Bernabéu ausgetragen, was helfen kann, aber nicht muss. Andererseits ist die eigene Geschundenheit, sind die 3-4 Narben, die man mit sich rumschleppt, oft doch nur bloßes Dekorum, manchmal ist man nämlich leider doch nicht ganz so groß, wie die eigene Legende einen glauben macht. I don´t deserve a soul, yet I still have one. I know because it hurts.

Montag, 26. Oktober 2009

If I could wake up in a different place, at a different time, could I wake up as a different person?

Meine Lieblingsstelle bei Fight Club (in der Filmversion) ist, wenn der Erzähler (Edward Norton) den Einkaufswagen mit seinem Computer und dem ganzen Kram vor sich herschiebt, nachdem er sich selbst im Büro seines Chefs zusammengeschlagen hat. Dabei sieht er körperlich ganz schön mitgenommen aus, aber aus seinen Augen spricht der pure Triumph. Mein Lieblingssatz aus dem gleichen Film ist ganz am Ende, wenn der Erzähler zu Marla Singer sagt "You met me at a very strange time in my life.", während diese ganzen Bürogebäude in die Luft fliegen.

Anne sagte neulich, dass es Opfer und Täter gibt, und dass diese einander auf der Straße erkennen und sich quasi gegenseitig anziehen. Ich fand das einen ganz unglaublichen, verstörenden Satz, der mich aufgrund verschiedenster aktueller Ereignisse schon fast eine Woche nicht mehr loslässt. Ich denke, abgesehen von Opfern und Tätern gibt es sicher noch die graue Masse, die weder das Eine noch das Andere so richtig ist, dennoch komme ich nicht umhin, mich zu fragen, ob ich eher Opfer oder eher Täter bin. (Ich finde es übrigens fantastisch, mit dieser Art Frage zu arbeiten, das hört sich immer total Carry Bradshaw an… Wie dem auch sei.) Es gibt auch noch eine Menge anderer Punkte, die mich zu diesem Thema beschäftigen: Woran erkennen sie sich? An einem Blick? Chemie? Biologie? Biochemie vielleicht? Psychologie? Unsinn? Keine Ahnung, aber eine Sache lässt mich nicht los: Wird man direkt schon als Opfer oder eben als Täter geboren, oder macht einen erst "das Leben" dazu? Und wenn man erst dazu gemacht wird; kann man dann auch einfach wieder damit aufhören? Ich meine, liegt dem nicht-mehr-mitmachen eine bewusste Entscheidung zugrunde? Kann und muss man vielleicht sogar die Seiten wechseln? Oder ist man sowieso immer beides: Sowohl Opfer als auch Täter? Hat das alles etwas mit der Nahrungskette zu tun?

Boss: "Is that your blood?" Narrator: "Some of it, yeah."

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Kleines Solo

Nachdem wir am Montag (leider vergeblich) versucht hatten, Union in der Alten Försterei zu einem Heimsieg zu grölen, aber nebenher wenigstens ordentlich Bier getrunken, angestaute Emotionen rausgelassen und den Sektor 2 ästhetisch aufgemöbelt hatten, taten wir gestern Abend mal wieder so, als verstünden wir etwas von Kultur. Nach dem überaus erfolgreichen Goethe-Abend im Juni, hatten wir uns für den Sommer Erich Kästner vorgenommen. Dummerweise war die warme Jahreszeit schneller zu Ende, als wir gedacht hatten, so dass der vor allem durch seine Kinderbücher bekannte Dresdner bis gestern warten musste, ehe im Bauhaus ein paar seiner Gedichte vorgetragen werden konnten. Bei untenstehendem Werk wurde uns dann aber klar, dass der Herbst wahrscheinlich eh die beste Zeit für dieses Unterfangen ist, denn uns wurde innerlich mindestens so kalt, wie es draußen eh schon war:

Kleines Solo
Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weißt Bescheid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Wünsche gehen auf die Freite.
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.

Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Mußt erfahren,
daß es nicht die Liebe ist...
Bist sogar im Kuß alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Montag, 19. Oktober 2009

(I believe in) travellin' light.

Familie. Regen. Pfützen. Kaffee. Freunde. Gore Tex. Kings of Convenience. Bunte Blätter. Gummistiefel. Kastanien. Pilze. Hunde. Mittagessen. Franz Ferdinand. Äpfel. Wind. Knoten in den Haaren. Wald. Ausschlafen. Kuchen. Gelächter. Katzen. Beatles. Tagebücher. Altbekanntes. Autofahren. Aus der Entfernung Verwirrendes. Seufzen. Schultern hochziehen. Nasse Füße. The Smiths. Gedankenkreisel. Kinderfotos. Astern. Playstation. Becks. Einblicke. Ausblicke. Kapuzen. Tanzen. Gartenzäune. Fassaden. Kopfschütteln. Wachliegen. Willkommen und Abschied.

Ein Wochenende in der Provinz. Ein Wochenende auf einem anderen Planeten. Manchmal sieht von Weitem alles leichter und irgendwie klarer aus. Manchmal nicht.

Freitag, 16. Oktober 2009

Fragmente einer Selbsttäuschung

In letzter Zeit ist es oft schon dunkel, wenn ich abends nach Hause komme. Aufgrund sehr widriger Umstände, die nichts aber auch GAR NICHTS mit angeborenem Ungeschick oder gar Faulheit zu tun haben, beleuchte ich meine Wohnung immer noch mit Steh- und Bodenlampen, was im Sommer kein Problem war. Jetzt wäre es auch übertrieben, es ein Problem zu nennen, nur manchmal ist es ein wenig unpraktisch, weil ich mich nun meist zunächst mit einer mir leider nicht eigenen traumwandlerischen Präzision zur Lampe im Wohnzimmer bewegen muss, um sehen zu können, ob in meiner Abwesenheit eventuell eingebrochen wurde oder die Katze die Möbel zerkratzt hat. Weil ich Angst im Dunkeln habe, rufe ich abends nun oftmals ein "Hallo Schatz, ich bin zurück." in den Raum. Anschließend kichere ich kopfschüttelnd ein wenig vor mich hin, mache das Licht an, hole mir ein Bier aus dem Zweitkühlschrank, höre überlaut Musik aus den 90ern und rauche eine Zigarette auf dem Balkon. Das Leben ist schön, man muss sich halt auch an kleinen Dingen freuen können.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

We Love Life.

Wenn man auf dem Land aufwächst, wird man in relativ jungen Jahren daran gewöhnt, dass der Tod immer urplötzlich einen Auftritt am Rande des eigenen Lebens haben kann. Ständig wird irgendeine Katze überfahren oder vom Hund gefressen, richtet der Fuchs ein Desaster im Hühnerstall an, verwelkt ein Wegrandblumenstrauß nach dem anderen auf dem Wohnzimmertisch, sieht man kopflose Hühner oder Enten ein paar Meter grotesk durch den Garten watscheln, stellt man die Verbindung zwischen dem Sonntagsbraten und dem Fehlen der Kaninchen im Stall her, und wer eine kommunistische Kindheit in der Provinz erleben durfte, der kam wahrscheinlich auch nicht darum herum, beim jährlichen Schlachten eines Schweines das Blut umzurühren. Wenn man älter wird, muss man dann leider Lernen, dass auch Menschen manchmal sterben, und schließlich wird einem klar, dass man selbst wahrscheinlich auch irgendwann dran sein wird. Ich habe mir aufgrund des Herbsteinbruchs in letzter Zeit ein paar Gedanken zum Thema Sterben und zum Tod gemacht. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass man beim psychologischen Notdienst anrufen muss, um mich davor zu bewahren, aus dem 5. Stock des Glasturms, der mein Bürogebäude ist, in die Spree zu springen. Mitnichten und ganz im Gegenteil.

Es gibt ja Menschen, die sagen, sie fürchteten sich nicht vor dem Tod an sich, sondern eigentlich nur vor dem Sterben, dem ganzen Leid, dem langsamen Nicht-mehr-können-wie-man-will, dem Ausgeliefertsein. Ich hingegen habe gleichermaßen Angst vor Tod und Sterben. Natürlich möchte ich als besonders wehleidiges Exemplar der Spezies Mensch gar nicht erst über die Schmerzen nachdenken, die es wohlmöglich zu erleiden gilt, aber mindestens den gleichen Respekt habe ich vor dem Gedanken an die Leere, die eventuell darauf folgt. Nichtsdestotrotz ist die Idee eines unendlichen Lebens eine ganz und gar erschreckende Überlegung – nicht, dass das momentan möglich wäre, aber in Anbetracht des Biologie-Nobelpreises ist das sicherlich auch nicht komplett abwegig. (Ganz abgesehen natürlich vom christlichen Gedanken des Lebens nach dem Tod, aber der ist mir momentan zu abstrakt, um darüber nachdenken zu können, also spare ich den hier mal aus.) Angenommen also, es ginge immer weiter, würde dann nicht alles was wir denken und tun an Bedeutung verlieren? Alles nutzt sich irgendwann ab, und ich ahne ohne es zu wissen, dass der Sinn des Lebens (falls es ihn gibt) auf der Tatsache beruht, dass sowohl Gutes als auch Schlechtes irgendwann zu Ende ist. Die Konsequenz aus dieser Überlegung müsste also sein, dass man jeden Tag lebt, als sei es der Letzte ohne irgendetwas zu bereuen. Das ist einfacher gesagt als getan und außerdem hört es sich derart flach und nach Kalenderspruch an, dass es fast schon körperlich weh tut. Aber vielleicht sollte man einfach einen Umkehrschluss ziehen: Wenn man Angst vor dem Tod hat, muss das doch heißen, dass man sein Leben trotz allem was manchmal dagegen spricht wenn schon nicht liebt, dann doch wenigstens sehr gern mag, und das ist an einem saukalten Mittwoch im Oktober mit Augenringen bis zum Kinn und einem Mittagessen, das den Namen nicht verdient auf keinen Fall zu verachten.

Montag, 12. Oktober 2009

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

Es ist unglaublich leicht, dieses Gedicht zu mögen. Vor allem heute.

Freitag, 9. Oktober 2009

Obsessions in my head don´t connect with my intellect.

Als ich ein Kind war, hatte ich meistens Schmerzen in den Kniekehlen, wenn ich wuchs. Ich war immer eines der größten Kinder in meiner Klasse und wuchs sehr schnell, meistens schubhaft und verbunden mit den besagten Schmerzen in den Kniekehlen. Wachsen tat weh und manchmal tut es das auch heute noch. Früher, weil es für die Knochen scheinbar zu schnell ging, heute, weil es gegen das Sicherheitsbedürfnis geht – jedenfalls gegen meins. Im Demian von Hesse ist dieser Punkt, wenn alles zusammenfällt sehr schön beschrieben. Wachsen scheint heute nur durch gelegentliche Dramen und Niederlagen möglich. Man eckt ständig irgendwo emotional an, die Vielzahl an Türen, durch die man scheinbar hindurchgehen könnte, macht es fast unmöglich eine auszuwählen, diese ständige Angst etwas zu verpassen, nimmt immer mehr Raum ein. Und dann das: Wahrscheinlich spielt uns der Kopf einen Streich oder das, was wir Herz nennen, führt uns hinters Licht, denn wie kann es sein, dass man etwas vermisst, das man nie wirklich besessen hat?

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Choose life. Choose a job. Choose a career.

Ingenieure sind eine wirklich interessante Spezies Mensch. Keineswegs schlecht; ich meine das auch nicht irgendwie abwertend oder von oben herab, sondern ich finde es einfach erstaunlich, dass es sie gibt und wie sie so sind. Ich arbeite mit ziemlich vielen Ingenieuren zusammen, auch wenn ich ihnen selten persönlich begegne. Ich weiß nicht, ob es auf der Absicht meiner Vorgesetzten beruht, dass wir räumlich voneinander getrennt sind, und uns höchstens in den verschiedensten Staff-, Projekt-, Wochen-, Report- etc. Meetings über den Weg laufen, aber diese kurze Zeit reicht mir, um mir mein natürlich ganz subjektives Bild zu machen. Es kommt mir oft so vor, als seien sie von einem ganz anderen Planeten oder sprächen zumindest nur in Ansätzen die gleiche Sprache wie ich. Es gibt auch scheinbar keinerlei Schnittmengen zwischen unseren Welten; selbst wenn sie zum Beispiel als Hobby Joggen angeben, stelle ich mir das irgendwie nerdig vor. Ich wäre ehrlich überrascht, wenn ich einen von Ihnen bei einem Konzert, in einer Bar oder in der Alten Försterei träfe, und würde sie dann wahrscheinlich gar nicht erkennen, aus dem einfachen Grund heraus, dass ich sie dort nicht erwarten täte. Wobei ich eigentlich schon davon ausgehen muss, dass sie sicherlich auch ein Privatleben und Interessen haben, die über alkalische Zellen, Spannungskurven, Latenzzeiten, Softwareversionen und derlei Dinge hinausgehen, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Vielleicht wohnen sie ja auch hier im Bürogebäude, wer weiß? Nein, das kann eigentlich nicht sein, denn ab und an treffe ich den einen oder anderen im Fahrstuhl, was immer leicht unangenehme Momente sind, weil man sich nicht mehr zu sagen hat als "Na, guten Morgen auch."… "Schon Freitag, was?" "Hm." "Pfff", und da kann die Fahrt in den 5.Stock ganz schön lang werden. Dennoch akzeptiere ich staunend, dass es sie gibt, und im Grunde bin ich auch ein wenig neidisch, denn die meisten von ihnen scheinen ihre Arbeit wirklich zu mögen und einen tieferen Sinn darin zu erkennen, was mir wiederum zeitlebens ein fremder Gedanke war und ist. Ich bin in diesem Sinne auch nur eine selbstbezogene, egomanische Küchentischphilosophin – wobei mein größter Verdienst darin besteht, noch nicht einmal einen Küchentisch zu haben, während Informatiker die Handwerker der Zukunft sind. Wer lacht jetzt also über wen? You can´t lie to your soul.

Montag, 5. Oktober 2009

Years disappear like the bubbles in my beer.

Man erinnert sich. Man blickt zurück. Jahrestage. 2009: ein Jahr voller Jahrestage. Jedes Jahr ist voller Jahrestage, aber man nimmt dieselben ernster, wenn sie rund sind, oder das erste Mal auftauchen. Zeitreisen sind anstrengend, weniger für den Körper als für die Seele, emotionaler Hangover vorprogrammiert. 10 Jahre sind eine lange Zeit. Auf den Fotos von einst sehen wir erstaunlicherweise schlechter aus als heute, leider wird das in 10 Jahren nicht mehr so sein, aber vielleicht ist das auch nur eine Frage der vorherrschenden Mode, wer weiß? Außerdem stellen wir fest, dass wir wirklich nur in unseren Köpfen "cool" wirkten, das tut ein bisschen weh, erklärt aber im Nachhinein so einiges.

In illustrer (wenn auch leider nicht ganz vollständiger) Runde begaben wir uns am vergangenen Wochenende in ein Brandenburgisches Postkartenidyll aus einer Zeit, in der man Fotos noch anfassen konnte, die Renten sicher waren, eine Kugel Eis 50 Pfennige und das halbe Eisbein keine 10 Mark kostete und Spaßbäder eine gute Investition schienen, um unserer vor 10 Jahren begonnenen Studienzeit zu gedenken. Dass uns das ZDF mit einem Udo Jürgens Special beglückte und ich mich generell bei der Auswahl der Musik halb-diktatorisch durchsetzen konnte, gab Anlass für gelegentlich leicht unzufriedenes Murren, spann aber gleichzeitig den mehr als passenden Soundtrack, wenn auch nicht unseres Lebens, dann doch immerhin dieses Wochenendes am See. Die Wagemutigen von uns begaben sich dann auch todesmutig in einer Nussschale in die tosenden Fluten des Teupitzer Sees, nur um eklatante Textsicherheitsschwächen bei Seemannsliedern zu offenbaren, und gleichzeitig doch auch deutlich zu machen, dass man sowohl in Oxford als auch in Cambridge froh über solch ambitionierte Ruderer wie uns gewesen wäre.

Vieles ist heute anders als "damals". Man wohnt nicht mehr nebeneinander oder wenigstens im gleichen Land, war auch schon mal trinkfester, dafür irgendwie idealistisch und weniger zynisch, spielte Brettspiele statt Facebook-Updates, trug Pony, hatte Zwangshandlungen die liebenswert und nicht anstrengend waren, Träume, deren Erfüllung irgendwie möglicher erschien und plante mit Jobs, die die Welt verändern sollten. Aber unter der etwas härteren Oberfläche von jetzt ist doch vieles wie zuvor, und das gibt in Momenten der allgegenwärtigen, großen Unverbindlichkeit so etwas wie Halt. Das Leben ist eben nicht wie auf der Rudermaschine. Man kämpft nämlich immer auch gegen die Gezeiten, das Schilf, den Schlamm und allem voran das eigene Unvermögen. Gut zu wissen, dass man nicht allein im Boot sitzt. Auf die nächsten 10! …oder eben bis spätestens Silvester!

Donnerstag, 1. Oktober 2009

You never tell me what it is that makes you strong and what it is that makes you weak.

Manchmal ist mir, als spräche mein Verstand mit sehr lauter Stimme zu mir, leider jedoch in einer seltsamen Sprache, von der ich nur etwa jedes dritte Wort verstehe. Ich reime mir den Sinn dessen, was er sagt so gut es geht zusammen, doch da ich mir nie ganz sicher sein kann, richtig zu interpretieren, was genau er mir mitteilen will, mache ich dann doch zunächst erstmal impulsgetrieben so weiter wie bisher. Man könnte sagen, dass das ziemlich limitiert von mir sei. Wahrscheinlich stimmt das sogar, und eventuell sollte ich ein wenig Energie darauf verwenden, die Sprache meines Verstandes wenigstens im Hörverstehen zu erlernen – antworten muss ich ihm ja nicht zwingend. Er ist ja eh ein Besserwisser und würde aufgrund seiner absoluten Überlegenheit nicht auf den Rest von mir hören. Recht hat er! Meine Komplexität wird mein Untergang sein. Insofern mich der Zynismus nicht schon vorher erledigt. Oh my. Note to self: Unter der Woche keine Ausflüge mehr nach Kreuzberg.

Dienstag, 29. September 2009

Rain falling against the lonely tenement has set my mind to wander.

Tapfer ist eins von diesen Worten, die mich immer fast zum Weinen bringen. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber das Wort allein berührt irgendetwas in mir. Tapfer ist anders als mutig. Mutig hört sich so an, als könne man sich die Situation aussuchen, kurz drüber nachdenken, und sich dann entscheiden, mutig zu sein. Oder eben nicht. Bei tapfer hingegen geht es darum, dass einem etwas zustößt, das man dann so gut man kann tapfer hinnehmen muss, da gibt es keine Zeit zu entscheiden, das ist dann einfach so. Mutig ist Angriff, tapfer ist Verteidigung. Tapfer hört sich nach seelischem Schmerz und aufeinander gepressten Lippen im Kampf gegen aufsteigende Tränen und Klos im Hals an. Nach Zahnarzt, Blut abnehmen, Schicksalsschlägen und gebrochenem Herzen. Ich wünsche mir, nie wieder tapfer sein zu müssen.
- natürlich bin ich eine verdammte Memme!

Montag, 28. September 2009

It's only after you've lost everything, that you're free to do anything.

Ich weigere mich, Parallelen zwischen mir und der SPD zu ziehen; Real Madrid ist keine politische Partei! Dennoch komme ich heute wohl nicht umhin, auf das Wahldebakel der Sozialdemokraten einzugehen. Ich bin das 2. Kind einer seit jeher (will heißen seit 1990) sozialdemokratisch wählenden ostdeutschen Familie – dafür muss man sich nicht schämen. Ich bin trotz der Mauer und der damit verbundenen Tatsache, dass es uns eigentlich egal sein konnte, damit aufgewachsen, dass bei uns zu Hause schlecht über Franz Josef Strauß gesprochen wurde. Meine Mutter verehrt(e) Helmut Schmidt, mein Vater war ein großer Fan von Willy Brandt und beide lachten (wenn auch nicht ganz frei von Bitterkeit) über die Formulierung der "...blühenden Landschaften". Es ist also nicht verwunderlich, dass mir der Wahlausgang gestern Abend nahe gegangen ist. Nichtsdestotrotz ist es ja ab und an nicht das Schlechteste, wenn man wieder ganz von Vorn anfangen muss. Manchmal braucht man nämlich erstmal ordentlich auffe Fresse, um einsehen zu können, dass es so einfach nicht weitergehen kann; und genau das ist der SPD gestern Abend passiert. Die Frage ist, wie lange man bei den Hellroten jetzt braucht, um wieder aufzustehen, sich neu zu orientieren und weiterzugehen, wobei gerade auch in der SPD das angeborene Selbstzerfleischungspotential eine gewisse Rolle spielen könnte.

Wie dem auch sei – hier nun doch und entgegen der Ankündigung eine Parallele zu mir (zu wem auch sonst, es geht hier ausschließlich immer nur um mich!): Ich habe heute 1jähriges! Genau vor einem Jahr habe ich ähnlich spektakulär wie gestern die SPD Schiffbruch erlitten. Was am Anfang wie die weltgrößte Tragödie überhaupt aussah, verwandelte sich nach einigen Monaten in das Beste was mir passieren konnte. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang der Faktor Zeit: Wie lange braucht man, um wieder aufzustehen? Wie lange, um sich zu sortieren? Wie lange, um wieder fehlerfrei und ohne fremde Hilfe zu laufen? Ich kann schon seit etwa einem halben Jahr einen Haken an alle 3 Punkte machen. In diesem Sinne hat es gleichzeitig keine und dann doch wieder jede erdenkliche Bedeutung, dass heute ein Jahrestag ist, denn alles braucht immer seine Zeit. Da ich eh so gerne fazitiere und resümiere kann ich es jetzt ja auch endlich sagen: Alles wird immer irgendwie wieder gut, auch wenn Herr Distelmeyer sicherlich nicht recht hat, wenn er sagt "Einsamsein ist keine Kunst", ist es nämlich schon, nur ist die Einsamkeit zu zweit noch viel schlimmer als allein! Und das ist das eigentlich Erstaunliche. Deswegen ist manchmal das was man will nicht unbedingt das was man auch braucht, aber für Menschen die generell immer alles auf rot setzen, nur um ab und an mal kurz die Sterne anfassen zu dürfen, ist der totale Bankrott immer eine in Betracht zu ziehende Möglichkeit. In diesem Sinne sollte ich vielleicht noch einmal in der Fabrik anfragen, ob die nicht ein Herz und eine Seele für mich zurücklegen könnten. Nur für den Fall, dass ich doch wieder nichts gelernt habe.

Freitag, 25. September 2009

The truth may come in strange disguises.

Heute muss ich mal wieder Gedanken von Anderen zunächst stehlen und dann verwerten; ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel. Übrigens hat mein großes Idol und enger Freund Noel Gallagher auch nie etwas anderes gemacht. Rabea und Heidi, Ihr könnt Euch demnach fühlen wie die Beatles oder Smiths, was hilfreich sein könnte, bei Eurer Suche nach dem jeweiligen Alter Ego für dieses Wochenende. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie einen Musik in der Zeit reisen lässt. Gestern fiel mir das erste Mal seit vielen Jahren wieder die Peasants, Pigs and Astronauts von Kula Shaker in die Hände. Ich hatte völlig vergessen, wie gern ich dieses Album einst mochte, und für einen kurzen Moment fühlte ich mich wieder wie die idealistische, naive 18Jährige, die ich einmal war. Wir wollen dieser Zeit aber nicht nachtrauern, im Rückblick vergisst man ja gern einmal all das, was nicht ganz so wunderbar war.

Wie dem auch sei (sage ich eigentlich zu oft "wie dem auch sei"? Wie dem auch sei.), mal zurück zu den gestohlenen Gedanken. Ich lernte also, dass es Default Singles und Default Beziehungsmenschen gibt, was mir sehr schlüssig erscheint, und nach einem kurzen Blick in mein Umfeld bin ich nun recht zufrieden, dass ich größtenteils von Default Singles umgeben bin, Gnus fühlen sich auch unter Ihresgleichen wohler als unter sagen wir mal Krokodilen. Es gibt jedoch ein paar Leute, die sich weigern, Ihre jeweilige Werkseinstellung zu akzeptieren; eine Sache, die eher unter den Default Singles verbreitet zu sein scheint, was sicher einer gewissen Angst vor dem Alleinsein und der Macht der Werbeindustrie geschuldet ist. Don Draper würde dazu sagen: "The reason you haven't felt it is because it doesn't exist. What you call love was invented by guys like me, to sell nylons. You're born alone and you die alone and this world just drops a bunch of rules on top of you to make you forget those facts. But I never forget. I'm living like there's no tomorrow, because there isn't one." Aber von Don irgendwann später mal mehr, wobei ich jedem gern noch einmal die wundervolle Serie Mad Men ans Herz legen möchte. Ich merke gerade, dass mein verkaterter Geist überhaupt nicht in der Lage ist, länger als 4 Minuten bei einem Thema zu bleiben, deswegen bringen wir das hier mal lieber schnell zu Ende, ehe ich anfange Kochrezepte oder die Anleitung zum Bau von Molotowcocktails hier reinzuschreiben. Gut, hinzu kommt jetzt also eine dritte Spezies; und zwar die von uns, die auf dem Wühltisch oder in der Restebox liegen. Wir sind quasi die personifizierten Armani Lederjacken mit leichtem Materialfehler oder ungenauen Nähten, man nimmt uns mal raus aus der Box, dreht und wendet uns, zieht uns vielleicht auch mal kurz an, und legt uns dann zurück, was aber entgegen der landläufigen Annahme kein Drama ist, sondern sogar ein Glücksfall sein kann. Und sowieso muss ja gesagt sein, dass wenn Real Madrid auf dem Wühltisch liegt, dann ist der Wühltisch wahrscheinlich die Champions League. So einfach und so schön ist das!

Mittwoch, 23. September 2009

Das Gesamtkunstwerk

Aufgrund meines neuen Alltagsansatzes der Entfokussierung komme ich kaum mehr dazu, mich hier mitzuteilen. Das richtige Leben frisst mich langsam auf! Im Grunde genommen ist das nicht wirklich schlecht, denn so kann ich jetzt von Dingen berichten, die sich auch außerhalb der – wenn auch nicht durchschnittlich eng gesteckten, aber dennoch am Selbst beschränkten – Grenzen meines eigenen Horizontes abspielen.

Gestern war ich mit Heidi in der Bauhausausstellung. Aufgrund meiner Herkunft und meiner momentanen Wohnsituation im Weltkulturerbe bin ich nicht wirklich in der Lage, objektiv an das Thema Bauhaus heranzugehen, will heißen, es gab ordentlich Vorschusslorbeeren für Herrn Gropius und seine Mitstreiter. Aber es liegt sicher nicht nur daran, dass ich die Schau tatsächlich recht inspirierend fand, und Rückschlüsse auf den Menschen hinter dem Kunstwert gezogen habe. Nicht allen von uns ist es ja vergönnt, irgendein künstlerisches Talent zu besitzen, dumm auch, wenn man schon in der 2. Klasse von der Zeichenlehrerin gesagt bekommt, dass man nicht malen kann, und sowieso: "…rot und blau sieht dem Kasper seine Frau" (wirklich schade, dass ich mit 8 noch nicht sonderlich viel vom Genitiv wusste). Dann hätte man seinerzeit immer noch Sportler werden können, aber der real existierende Sozialismus brach zusammen, ehe er mich zum Überspringen der 2 Meter-Marke gebracht hatte.

Wie dem auch sei; ohne wirkliches künstlerisches Talent ausgestattet, bleibt den Meisten von uns schließlich doch immerhin die Möglichkeit, das eigene Leben zum Gesamtkunstwerk zu machen, und dabei ganz im Sinne des Bauhaus Funktionales mit Schönem zu verbinden. Ums spannend zu halten und auch immer die spätere Verfilmung im Blick, gibt es natürlich mannigfaltige Möglichkeiten des Scheiterns, aber dennoch sollte man nie vergessen: Nicht das Gestern, nicht das Morgen nur das Heute ist formbar.

Mittwoch, 16. September 2009

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Gestern Abend wurde mir mit Heidis Hilfe und unter Gelächter deutlich, dass mein Leben eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger spektakulären Hauruck-Aktionen ist. Das bedeutet, dass sich Phasen der für meine Verhältnisse extremen Aktivität mit Phasen des extremen Stillstandes und Lethargie abwechseln. Ganz im Stile meines im Juli angefangenen und gleich wieder abgebrochenen Versuches erwachsen zu werden, bin ich seit mehreren Tagen dabei, zu "entfokussieren", was wirklich beachtenswerte Blüten treibt. Entfokussieren heißt in diesem Zusammenhang, dass ich versuche, den Dingen, die sich lediglich in meinem Kopf abspielen, das Wasser abzugraben, um die dadurch freiwerdenden Kräfte ins wirklich stattfindende Leben zu stecken. Ich betrete hiermit Neuland!

Im Neuland sind bisher folgende Dinge passiert: Ich bin heute zum zweiten Mal in Folge (!!) mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich finde es ganz erstaunlich, dass man eine Sache 2-3 mal macht, und sofort denkt, dass sei schon immer so gewesen, in diesem Sinne bin ich also jetzt ein alter Hase auf den Radwegen der Kapitalen. Heute wäre ich nun fast in der Invalidenstraße gestürzt, was sicher schmerzhaft, aber auch ein ausgesprochen guter Wortwitz gewesen wäre. Naja, nächstes Mal bestimmt! Darüber hinaus säuberte ich meine Wohnung und nahm eine Reihe Verschönerungsarbeiten vor. Außerdem programmierte ich die Fernbedienung ganz allein (!), und zudem trenne ich den Müll jetzt wirklich aufs penibelste. Gestern hätten wir nun fast auch noch die Vorhänge angebracht, aber uns fehlte irgendetwas für die Bohrmaschine, dessen genaue technische Bezeichnung ich nicht kenne. Zwischenzeitlich hatte sich die Fernbedienung dann auch schon wieder ohne mein Zutun ent-programmiert. Man hat´s wirklich nicht leicht, aber diese kleinen Schlaglöcher sollten mich nicht aufhalten auf meinem Weg! Wohin eigentlich? Keine Ahnung, aber am Ende des Weges gibt es dann bestimmt die nächsten wohlverdiente Phase des totalen Stillstandes. Ganz im Einklang mit der Natur, wo sich auch alles zyklisch anordnet, da sollte man gar nicht erst gegen ankämpfen.

Montag, 14. September 2009

Kapuzenwetter

Jetzt ist es also soweit; der Herbst ist da! Nachdem ich mich selbst nun seit 2X Jahren kenne, bin ich natürlich nicht erstaunt darüber, dass außer Wind und Regen auch die melancholische Nachdenklichkeit zurück ist. Und es ist wundervoll. Auch wenn ich Sonne und Wärme, offene Schuhe, kurze Hosen, Röcke und Kleider, Sonnenbrille und den Geruch von Sonnencreme vermisse, so mag ich ihn doch, den guten alten Herbst, mit Wind, dem Geräusch von Regen, dem Geruch von feuchtem Waldboden und Pilzen, schnell vorbeiziehenden Wolken und nicht zuletzt der vom Wetter legitimierten schlechten Laune, die man jetzt auch wieder ohne falsche Scham nach außen tragen darf. Ich bin ein Kapuzenmädchen und ich mag Sonntagnachmittage mit einer Decke und Pfefferminztee und ökonomischer sinnvoller Unterbeleuchtung auf dem Sofa. Dann Lindenstraße, Weltspiegel, Tagesschau, Tatort, Zimmer Frei; was will man mehr? Nach dem vergangenen sehr schönen und runden Wochenende auch ohne Tatort freue ich mich auf freie Wochenenden in Berlin; es gibt so viele Möglichkeiten, aber keine Notwendigkeit, bei jedem Unsinn mitzumachen – endlich kann man wieder das Wetter vorschieben, wenn man das Haus einfach nicht verlassen will.

Gestern Nachmittag wohnten Kathleen und ich dem sehr mitreißenden 5:4 Sieg der Union bei, und spätestens jetzt ist klar, dass die Mannschaft zu uns passt. Natürlich will man gewinnen, aber vor allem soll es spannend sein. Und gut aussehen. Und ein wenig Drama ist auch nicht schlecht. Es gibt übrigens keinen Preis für Unverbindlichkeit. Auch das eine Erkenntnis dieses ersten Herbstwochenendes.

Mittwoch, 9. September 2009

If your life had lyrics, would they be any good?

Der 09.09.2009. Tolles Datum! Ich kann verstehen, dass manche Menschen denken, an Tagen wie diesem heiraten zu müssen – man vergisst den Jahrestag wenigstens nicht, und erspart sich vielleicht die eine oder andere Ehekrise. Ich persönlich würde es natürlich ganz anders machen, keine Frage, aber ich würde meinen Söhne ja auch mit Zweitnamen Noel und Jarvis nennen, und damit bin ich wohl eh erstmal raus.

Ich habe es im Büro niemandem gesagt, aber heute bin ich seit genau 6 Monaten "dabei". Ob das nun Anlass zur Freude ist, sei dahingestellt, Kuchen habe ich jedenfalls keinen mitgebracht, aber immerhin ist das ästhetische und humoristische Niveau seit meiner ständigen Anwesenheit deutlich gestiegen, und das ist ja auch besser als nichts. Ein halbes Jahr also. Aufgrund eines genetischen Defekts (oder Glücksfalls) neige ich dazu, meine Arbeit nicht ernst zu nehmen, so dass dem heutige Tag eher deswegen eine gewisse Bedeutung zukommt, weil damit jetzt auch der Versuch "Berlin" das erste Semester erfolgreich überstanden hat. Seltsamerweise ist mir aber nicht nach Feiern zumute. Es war nicht alles Gold blablabla, aber insgesamt kann ich wohl mehr als zufrieden sein. Um einen Fußballvergleich zu bemühen, kann ich ja sagen, dass ich mich wie Real Madrid im Jahr des Centenario fühle, als man das Triple wollte und dann doch nur mit dem Gewinn der Champions League vorlieb nehmen musste. Wo wir wieder beim Thema überzogene Erwartungshaltung und Realitätsverneinung wären. Vielleicht habe ich mich auf dem Rückflug zwar nicht mit der Schweinegrippe aber mit zynischer Romantik angesteckt?

Ich lese seit ein paar Tagen Douglas Couplands "Generation X". Das Buch stand jahrelang im Schrank, aber irgendwie konnte ich mich nie dazu durchringen, es anzufangen. Nun ja, jedenfalls kann ich jetzt nicht mehr aufhören, und lese manche Kapitel sogar mehrfach (was auch an meinen sich in Müdigkeit auflösenden Englischkenntnissen liegen mag). Deswegen möchte ich mit einem Coupland schließen – und allen, die sich heute das Jawort geben, nur das Beste wünschen. Wirklich!

"And then I felt sad because I realized that once people are broken in certain ways, they can't ever be fixed, and this is something nobody ever tells you when you are young and it never fails to surprise you as you grow older, as you see the people in your life break one by one. You wonder when your turn is going to be, or if it's already happened."

Montag, 7. September 2009

Extrem entschleunigt.

7 Tage, an denen man täglich mindestens 12 Stunden schläft, 2 Stunden badet, 5 Stunden liest und die restliche Zeit einfach gar nichts tut. 7 Tage ohne Internet. 7 Tage, an denen man nicht einmal wirklich genau in den Spiegel schaut. 7 Tage mit der Seelenschwester: Entspanntes Schweigen, Sinn und Unsinn reden, haltloses Gelächter, Sangría. 7 Tage, an denen die einzigen Konstanten die Essenszeiten, San Miguel und das ZDF Programm sind. Und heute nun die große Frage: Wie soll ich denn nach all dem jemals wieder am normalen Leben teilnehmen können? Vielleicht habe ich mich auf dem Rückflug tatsächlich mit der Schweinegrippe angesteckt, was eine weitere hochinteressante Zäsur darstellen, und mich mindestens noch mal eine Woche entschleunigen würde. Vielleicht und wahrscheinlicher ist es aber auch nur ein Anfall von Hypochondrie. Man weiß es nicht.

Übrigens selten oder nie so viele schlechte Tattoos wie auf Mallorca gesehen, in ein paar Jahren sind die von uns, die weder Tattoos noch Piercings haben wahrscheinlich derart selten geworden, dass wir in besonderen Einzelfällen ausgestellt werden. Vielleicht ist das dann DIE Alternative zum Traumjob im Schlaflabor.

Freitag, 28. August 2009

Going missing

Es ist soweit: Der Urlaub steht vor der Tür! Und ich bin bestens vorbereitet, habe ich doch in den letzten Wochen und Monaten fleißig am Schlafdefizit und der emotionalen Erschöpfung gearbeitet, zu viel getrunken und geraucht, ungesund gegessen und mich widersprüchlich genug verhalten, um zeitweise an meiner eigenen Komplexität (hört, hört!) zu scheitern, nur um jetzt einfach mal eine Woche abzuhauen. Ich habe mir das offensichtlich redlich verdient. Mal raus aus der Stadt, aus dem Büro, aus mir selbst. Mallorca, es könnte glamouröser sein, ich weiß, aber für meine Zwecke ist es perfekt. Ich habe mir nämlich gar nichts vorgenommen. Nur lesen. Schlafen. Unsinn reden. Seltsame Dinge aus dem Meer essen. Baden. Mich bräunen. Kopf ausschalten. Vielleicht schreiben. Nicht grübeln. Es wird wundervoll.

Und wenn ich zurückkomme, ist bestimmt auch der Herbst schon da, und dann wird wieder ohne Ende Maximo Park gehört. Deswegen (und wegen allem anderen):

I sleep with my hands across my chest,
And I dream of you with someone else,
I feed my body with things that I don't need,
Until I sink to the bottom,
Don't act like it came as a surprise,
Don't believe me even look into these eyes

This can’t go on so I should just,
Regret it, regret it, regret it,
And even though I lead you on I'll,
Forget it, forget it, forget it

I'm going missing for a while,
I've got nothing left to lose,
Oh I'll listen to anything

Passt auf Euch auf. Manche sagen, alles hätte immer einen tieferen Sinn. Ich glaube das nicht, vieles ist einfach so flach, wie es aussieht. Aber alles - ALLES wird immer gut. Bestimmt!

Mittwoch, 26. August 2009

Zum Einschlafen zu sagen

Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke, 14.11.1900, Berlin-Schmargendorf


Knapp 109 Jahre her - für mich könnte es genauso gut gestern gewesen sein.

(übrigens Seite 27 in meinem Rilke Gedichtband.
Und natürlich wie immer DANKE Heidi fürs Gedankenzuspielen.)

Dienstag, 25. August 2009

Feeling Oblivion.

Manchmal sehe ich mich im Spiegel an und bin überrascht. Oft genug kann ich nämlich nicht glauben, dass ich wirklich dort drinnen wohne. Es ist sicherlich nicht die schlechteste Behausung, aber irgendwie passt außen hin und wieder nicht so recht zu innen: ein Gaudí-Haus voller IKEA Möbel. Oder umgekehrt?

Gestern Abend besprachen Kathleen und ich (und Heidi per Konferenz) den Zustand der Welt. Vor allem den Zustand der Gefühlswelt. Natürlich drehen wir uns im Kreis, und kommen der Lösung nicht wirklich näher, und die Frage: "Wann wird es eigentlich endlich besser?" steht immer drängender im Raum. Wann es normal wird, trauen wir uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr zu fragen. Parallel entdeckte ich dann für mich selbst die Turin Brakes wieder. Schön und traurig zugleich war das. Fast konnte ich nicht zu Bett gehen.

Jetzt wollte ich hier den Text von "Feeling Oblivion" hinstellen, aber Johannes schickte mir etwas, das der Katze würdiger wäre, deswegen:

Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt,
so fällt er auf den Fuß dir prompt!
So ist es nun mal auf der Welt:
Ein Kummer geht, ein Kummer kommt...

Samstag, 22. August 2009

Grandios scheitern.

Wenn ich in Zukunft einmal gefragt werde, was mein Hobby ist, werde ich endlich eine spektakulärere Antwort vorbringen können, als dieses ewige "Hm... Lesen vielleicht?". In letzter Zeit versuche ich hin und wieder genau das Abwegigste und Dümmste zu tun, was man in der einen oder anderen Situation tun könnte, und ich muss ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass mir das immer besser gelingt. Wie ich stets gern betone, ist das Scheitern als solches für die spätere Verfilmung meiner Autobiographie natürlich auch viel interessanter als eine gewisse durchdachte Gradlinigkeit im Vorgehen, welche ich in der Praxis derzeit ein wenig vermissen lasse. Ich sehe mich momentan selbst als die sympathische Antiheldin von nebenan, und für Charlize Theron ist die Rolle ihres Lebens und vielleicht sogar ein Oscar drin.

Ich bin dafür, dass man sich bei den Mobiltelefonentwicklern langsam mal einen Kopf macht, und das Handy mit integriertem Alkoholtester schnellstmöglich auf den Markt wirft. In mir fände man eine dankbare Käuferin, und nach einer verdeckten Umfrage im Freundeskreis könnte das der große Renner werden. Für die Übergangszeit suche ich mir vielleicht auch einfach eine Selbsthilfegruppe. Vielleicht könnte ich in dem Rahmen auch gleich etwas gegen meine Ungeduld tun, verbringe ich doch gerade den Tag mit Nichte und Neffe und das ist für den erst neulich entdeckten Mutterinstinkt ein herber Rückschlag. Das liegt aber nicht an den Gören selbst - natürlich nicht! Wunderbare Kinder! - sondern am Kater (passend zur Katze), und der Tatsache, dass meine Geduld heute Vormittag schon kurz vor Bitterfeld (Wo auch sonst? Wer die Zeichen nicht sieht, muss blind sein!) auf eine harte Probe gestellt wurde. Wie dem auch sei, es ist Samstag, deswegen darf das Fußballzitat nun natürlich nicht fehlen:

"Das Gegentor fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt. Aber man muss an dieser Stelle auch einmal die Frage stellen, ob es Gegentore gibt, die zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt fallen."

Donnerstag, 20. August 2009

Die ersten 90 Minuten sind die schwersten.

Fußballerisch läuft es in meiner kleinen, kunterbunten Welt gerade ja mal wieder BLENDEND! Real Madrid fegt in einem Freundschaftsspiel die Borussia aus dem Westfalenstadion, Real Zaragoza ist zurück in der Primera División und die Union hat ihre ersten beiden Ligaspiele gewonnen und belegt damit den 2. Platz in der 2. Bundesliga.

Infantilerweise ziehe ich seit Jahren Parallelen zwischen meinem Leben und der Situation der Königlichen aus Madrid. Demnach könnte ich mich jetzt zurücklehnen und zusehen, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Dummerweise sind Vorsaisonergebnisse lediglich Augenwischerei, denn die Jungs machen sich momentan nur für den Ligaalltag warm. Um das Niveau dieses Eintrages ein wenig zu heben und meinem Intellekt gerechter zu werden, sage ich es mit Sartre: "Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft." Vielleicht sollte ich mich doch lieber aufs Spiele wie Halma verlegen? Weniger anmaßend wäre es allemal.

Dienstag, 18. August 2009

Geklaut!

Ich finde den untenstehenden Text ganz wundervoll und sehr treffend. Alle weiteren Worte von meiner Seite sind deswegen auch überflüssig.
…außer, dass ich jetzt gleich große Lust auf Ryan Adams' Heartbreaker habe *seufz*

"Oh My Sweet Carolina" by Ryan Adams
- Nick Hornby Songbook -

A long time ago, when I was still teaching English to foreign students in a London language school, I gave private conversation lessons to an unhappy man who called himself Edward, even though that wasn't his name. Edward was an African living in Rome, where he was a foreign correspondent for his home-town newspaper, and he was unhappy because he was going through a divorce. But he was lucid in his unhappiness: he talked with regret, of course, but also with insight, and enormous intelligence, and his melancholy took him off to all sorts of interesting conversational places — places I never normally got to visit in the normal run of things. I remember the concentration our talks required, and the stillness and intensity they engendered; I knew that he was in pain, but when our fifty minutes were over I felt invigorated and inspired. When it was time for him to return to Rome, he asked me to go and stay with him, and I accepted the invitation.

But when I got there, a few weeks later, he wasn't unhappy any more. He was revelling in his status as a single man, a status that, apparently, required very little self-reflection or intelligence: on the night I arrived, I found that he'd fixed us up with a couple of call-girls. I copped out, in my prissy English way, but he disappeared for forty-eight hours (leaving me with sole use of a beautiful apartment in the centre of Rome); when he came back, he told me he was engaged.

Some people are at their best when they're miserable. Ryan Adams's beautiful Heartbreaker album is, I suspect, the product of a great deal of pain, and "Oh My Sweet Carolina" is its perfect, still centre, its faint heartbeat, a song so quiet that you don't want to breathe throughout its duration. (It helps that Adams got Emmylou Harris, the best harmony vocalist in the history of pop music, to sing with him on it.) On Adams's next album, Gold, he seems to have cheered up, and though that's good news for him, it's bad news for me, just as it was when Edward stopped being miserable. His upbeat songs are fine, but they sound a lot like other people's upbeat songs (you can hear the cheeriest incarnations of the Stones, Dylan and Van Morrison all over Gold); his blues gave him distinction.

What rights do we have here? Are we entitled to ask other people to be unhappy for our benefit? After all, there are loads of us, and only one of them. And how can you be happy, really, if you are only ordinary in your happiness, but extraordinary in your grief? Is it really worth it? It sounds harsh, I know, but if you are currently romantically involved with someone with a real talent — especially a talent for songwriting — then do us all a favour and dump them. There might be a Heartbreaker — or a Blood On The Tracks or a Layla — in it for all of us. Thanks.

Montag, 17. August 2009

Sport frei!

Ich habe mich verliebt. "Schon wieder?" könnte man fragen. Ja, schon wieder, und zwar wie meistens wider besseren Wissens, tragisch, Hals über Kopf und natürlich mit Ansage!

"FC Union; Unsere Liebe, unsere Mannschaft, unser Stolz, unser Verein, Union Berlin!"

Ich habe das Gefühl sehr viel angekommener zu sein, seitdem ich nun ganz sicher bin, auch meine fußballerische Heimat in Berlin gefunden zu haben. Düstere, kalte Nachmittage, Haare raufen, Unzufriedenheit, Enttäuschungen, sinnloses vor sich hin Starren, nachmittägliche Trunkenheit, ja sogar Tränen sind natürlich fest eingeplant, aber das ist egal, solange man nur davon überzeugt ist, dass es das wert ist – also ganz wie im richtigen Leben! (Wie bitte?) Auch und immer wieder übrigens im Sinne des gloriosen und bisher an allen Fronten spektakulär befolgten Jahresmottos: I´d rather drown than not dive in.

Hinzu kommt, dass ich mir seit meinem Ausflug ins Olympiastadion am gestrigen Abend eine sehr interessante Frage stelle, und zwar nicht: "Ob er wohl gedopt ist?" oder "Wann fällt die 9,50?", nein! Ich frage mich ernsthaft (!), wie wohl der Tagesablauf einer Kugelstoßerin aussieht – ganz abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wie man überhaupt zu einer solchen Sportart gelangt, wo es doch so abwechslungsreiche Dinge wie Siebenkampf oder Hürdenlauf gibt. Ich stelle mir das jedenfalls so vor: Man wacht gegen 9 Uhr morgens auf, uns beißt erstmal herzhaft in den Marsriegel, der neben dem Bett bereitliegt. Dann dreht man sich 5-6 mal um die eigene Achse und wirbelt so in die Küche, nimmt dabei im Flur eine Orange aus dem Fruchtkorb, welche man mit viel Geschick in Richtung Spüle stößt. Trifft man, gibt es 4 Spiegeleier mit Speck zum Frühstück, trifft man nicht, gibt es keinen Speck. Meine Fantasie gibt zu dem Thema aber dann leider nicht viel mehr her. Klar, man bewegt sich fort, indem man sich irgendwie dreht, statt Dinge von A nach B zu tragen, wirft bzw. stößt man sie und nebenher nimmt man um die 4000 Kalorien jeden Tag zu sich. Aber ist das auf Dauer nicht alles ein wenig eintönig? Naja, immerhin muss man nicht auf die Linie achten, was ja auch seine Vorteile hat – wobei man dann natürlich sagen muss, nicht alle stars of track and field are beautiful people. Wie dem auch sei, trotz allem Herzlichen Glückwunsch, Nadine Kleinert aus Magdeburg!

Behandelt Dr. Müller Wohlfahrt eigentlich auch psychische Beeinträchtigungen?

Donnerstag, 13. August 2009

Die Katze

…hat es vielleicht noch nicht gesagt, aber ich bin mir sicher, sie denkt: "Das Leben ist ein Marathon". Ein Marathon mit zu wenig Schlaf. Dafür Sternschnuppen. Und Becks - wenn man Glück hat. Das Schicksal macht im August wohl Überstunden wie mir scheint. Mehr davon! Miau.

Dienstag, 11. August 2009

I never said I was clever.

Grad fühlte ich mich wie Galadriel, die Elfenkönigin: The world is changed. I feel it in the water. I feel it in the earth. I smell it in the air. Die Sonne kämpft sich mühsam durch die Wolken und taucht den Nachmittag in ein verstörendes milchiges Licht. Durch das offene Fenster höre ich die Weiße Flotte, wie sie die Spree erst rauf und dann wieder runter tuckert. Vom Spielplatz gegenüber dringt das Quietschen einer Schaukel an mein Ohr, außerdem Kinderlachen, die Geräusche eines Fußballs, wie er hin und her gekickt wird. Ein Mann sitzt auf einer Parkbank und spielt Klarinette. Melancholie macht sich in mir breit und trifft dort auf Lustlosigkeit, Müdigkeit, ein wenig Leere, die sich gern auch mal in Panik verwandelt, wenn man nicht aufpasst (schade, dass wir im Deutschen das Wort "saudade" nicht gebrauchen, und auch nicht richtig übersetzen können). Das ist normal, sage ich mir, nach einem von Aktivitäten, Freunden, Alkohol, Musik, Gelächter, Absurdem und Emotionalem übervollen Wochenende stellt sich immer irgendwann so etwas wie ein seelischer Hangover ein. Die Realität ist zurück, das seriöse Leben beharrt auf seinen Raum in meinem Dasein und ich spüre die ersten Anzeichen des Herbstes. Ich freue mich auf Letzteren, bedeutet sein Beginn doch: Den Besuchsmarathon hinter mich bringen, kurz mal innehalten, Gedanken ordnen, die blaue Jacke anziehen und die Kapuze aufsetzen, auf dem Balkon Patxaran trinken, in den Regen schauen, Sonntagnachmittage mit Decke, Buch, Tee auf dem Sofa verbringen, den Sommer vermissen, durch herabgefallene Blätter rascheln, in Pfützen springen, Drachen steigen lassen, vertanen Gelegenheiten nachtrauern, Rilke lesen, Eintöpfe kochen. Ich bin im Oktober geboren. Offensichtlich.

Montag, 10. August 2009

I never said I was deep.

Ein gemeinschaftliches erleichtertes AUFATMEN wird durch die Republik gehen: Wider Erwarten haben Jarvis Cocker und ich nun doch nicht am vergangenen Samstag geheiratet. Es mangelte jedoch weder an gegenseitiger Anziehungskraft noch an ehrlichem Gefühl, nein, die Umstände haben einfach nicht gepasst, wobei man die Tatsache nicht außer acht lassen sollte, dass wir selbst unserer Liebe wohlmöglich nicht gewachsen gewesen wären. Man verbrennt sich doch nur allzu leicht die Finger, besonders dann, wenn zwei solch außergewöhnlichen Charaktere wie die unseren aufeinandertreffen. Tragisch! (Einsicht: 17 Punkte aufs Erwachsenenkonto).

Weitere bemerkenswerte Vorfälle nahmen während dieses langen Wochenendes jedoch trotzdem Ihren Lauf. Ich wurde endlich auf dem Einwohnermeldeamt vorstellig, fand in einem Laden in der Raumerstraße meinen im Vorfeld als inexistent erklärten Mutterinstinkt auf der Treppe sitzen (ich selbst bin mindestens so verstört davon, wie das Kind, das ich mir ausgesucht habe), wir machten uns als Gruppe in der Schwalbe Feinde unter den Anhängern des 1. FC Köln – Fußballfeindschaften sind doch die schönsten und halten oft ein Leben lang! Zudem verliebte ich mich in eine blaue Jacke und nahm sie mit zu mir nach Hause, finde Pete(r) Doherty trotz aller anderslautender Aussagen aus meinem Umfeld toll, schlief zu wenig und trank zu viel, sprang hochmotiviert und enorm erfolgreich zwischen 3 Sprachen hin und her, erfreute mich am Wiedersehen mit Menschen, denen ich eine Weile nicht begegnet war, und als ich heute Morgen an meinen Schreibtisch kam, hatte ich das Gefühl, seit Wochen nicht hier gewesen zu sein. Ich musste sogar einen kurzen Moment lang nachdenken, um auf die Namen einiger meiner Kollegen zu kommen. Eine dünne Katze, die nicht im Pornogeschäft tätig ist, sagte mir neulich: "Man steckt halt nicht drin." Jeden Tag glaube ich ihr ein wenig mehr.

Donnerstag, 6. August 2009

Hamsterrad-Weisheiten

Wahrscheinlich liegt es am Sommerloch, aber sogar meine Vorgesetzten sparen derzeit nicht mit Lebensweisheiten, die sie exklusiv für mich in mein kleines, feines Spreeseitenbüro hineintragen. Nachdem ich gestern lernte, dass man erst ab um die 40 merkt, dass man tatsächlich alt wird – was ich jedoch wortreich anzweifeln musste, wird mir doch fast jeden Samstag- und Sonntagvormittag erschreckend deutlich, dass ich keine 21 mehr bin – so hieß es heute: Shit is part of the deal! Großartig, und auf nahezu alle Lebenslagen anwendbar! Das Leben als solches macht ja oft genug ziemlich viel falsch, aber manchmal macht es auch ziemlich viel richtig, das sollte man sich zwingend ab und an vor Augen führen, besonders dann, wenn man sich fühlt wie Hannover 96 und in der ersten Runde des DFB Pokals grandios an einem viertklassigen Verein scheitert. Natürlich kann Real Madrid das egal sein, speziell heute, da uns ein langes Wochenende bevorsteht, und dennoch ist Vorsicht geboten, denn die Wahrheit liegt immer noch auf dem Platz!

Dienstag, 4. August 2009

Zeichen und Wunder

Man sagt ja, dass einen das Leben dann überrascht, wenn man es am wenigsten erwartet. Manchmal muss man aber selber doch ein wenig nachhelfen. Nach monatelanger Prokrastination ging ich am gestrigen Tag wie angekündigt die gefühlt unmögliche Aufgabe an, meine Waschmaschine anzuschließen. "Selbst ist die Frau" ist eine Aussage, die ich in einem solchen Moment mit einem müden Lächeln quittiere, also setzte ich mich mit einem eingetragenen Fachbetrieb in Verbindung, um das scheinbare Problem schnell und sauber lösen zu lassen. Die freundliche Angestellte wies mich am Telefon darauf hin, dass eine solche Arbeit 50€ kostet, ich das aber mit sehr wenig technischem Verständnis auch selbst erledigen könne, und dafür maximal einen Dichtungsring und eine Klemmschelle benötige. Na super – als ob ich eine Ahnung davon hätte, was das nun wieder ist! Wer mich näher kennt, weiß, dass man mir im hausfraulichen Sektor nur schwer etwas vormachen kann, aber sobald es um eher handwerkliche Tätigkeiten geht, sehe ich ganz schnell ziemlich alt aus.

Kaum war ich aus dem Hamsterrad gesprungen und nach Hause gefahren, googlte ich "Waschmaschine anschließen" und warf einen Blick hinter das Gerät und unter die Spüle – wie meine Mutter es prophezeit hatte, schien tatsächlich alles Nötige vorhanden zu sein: sowohl die verschiedensten Schläuche (na gut, genauer gesagt zwei Schläuche), einer raus, einer rein, als auch den Netzstecker erkannte ich auf Anhieb. Einen kurzen Telefonanruf später, um abzuklären, dass das Wasser nicht einfach so durch die Maschine durchfließen würde, sondern vorher anhielte, und zwar genau so lange, bis ich das Programm wählen und anstellen würde, ging ich aufs Ganze, und siehe da: Sofort lief das Wasser in den Schlauch aber eben auch daneben heraus. Selbstverständlich! Hier käme also nun der Dichtungsring ins Spiel, den ich natürlich nicht besorgt hatte, und nun war es auch nach 8, also alles aussichtslos, denn bei Kaisers kann man vielleicht den guten Landmanngrill besorgen, aber Dichtungsringe haben sie dann doch nicht im Sortiment. Nun kam erstaunlicherweise aber das oft als negativ verschriene Messie-Syndrom zum tragen: Irgendwann hatte ich so eine Art kleines Sieb auf einem Gummiteil auf dem Boden gefunden, und natürlich nicht weggeworfen. Das kombiniert mit meinem analytischen Verständnis brachte mich in die Lage, Schlauch, Wasserhahn und Gummiteil mit Sieb so zusammenzusetzen, dass das Wasser schließlich doch fröhlich gurgelnd in Richtung Maschine lief, ohne für Probleme mit den Unternachbarn zu sorgen. Konsequenterweise verlegte ich meine Abendgestaltung in die Küche, denn wo Wasser rein fließt, muss es ja auch irgendwann wieder raus fließen, und das wollte beaufsichtigt sein. Zu meiner eigenen Überraschung lief alles wie am Schnürchen, keine Wasserschäden, dafür aber saubere Kleidung, ohne dafür Jens behelligen zu müssen. Ich war begeistert und drauf und dran mit stolzgeschwellter Brust meine Mutter anzurufen, bis mir einfiel, dass sie es vielleicht nicht so bemerkenswert fände, dass ich für das Anschließen der Maschine knapp 3 Monate gebraucht hatte. Nichtsdestotrotz möchte ich auf dem Erwachsenenkonto heute gern 45 Punkte verbuchen. Sobald Heidi mir nun hilft, Vorhänge und Lampen anzubringen (das wird so aussehen, dass Heidi das macht, und ich zuarbeite, wobei ich jetzt schon bemerken möchte, dass sich das Wort "Lüsterklemme" nach etwas Schmutzigem anhört), bin ich dann auch vollends in meiner Wohnung angekommen. Ich gebe mir mal noch ein halbes Jahr, ein gutes Pferd springt nämlich immer nur so hoch, wie es eben grade nötig ist.

Montag, 3. August 2009

Berufsjugend von heute

Wankelmut muss nicht zwingend eine Charakterschwäche sein, denke ich heute morgen in der Ringbahn, als ich für mich selbst festlege, dass die Tage des Erwachsenenlebens fürs Erste gezählt sind; man kann ihn nämlich auch einfach als Flexibilität auslegen. Wer mit einer so kurzen Aufmerksamkeitsspanne geschlagen ist wie ich, der braucht wöchentlich ein neues Konzept, dem er sich verschreiben kann. Diese Woche: Wir fahren Achterbahn mit nassen Haaren. Ich habe fest vor in absehbarer Zukunft meine Waschmaschine und – wenn alles nach Plan läuft – sogar meine Spülmaschine anschließen zu lassen. Demnächst werde ich vielleicht sogar eine private Rentenversicherung abschließen, wer weiß? Und dann heißt es Konzentration und voller Einsatz, um bei den Berufsjugendpunkten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Man hat´s gar nicht so leicht, wenn man außer der eigenen Egozentrik keine anderen Probleme kennt.

Freitag, 31. Juli 2009

Morgenluft: Tag 4

Ich habe es mir abgewöhnt, zu fazitieren. Das ist mir einfach zu kindisch, und Chuck findet es auch nicht gut, aber als ich heute Morgen leicht verkatert aufwachte und mir die Sonne gnädig ins Gesicht schien, machte plötzlich die Formulierung "Morgenluft wittern" Sinn für mich. Ich kann mir nach dem gestrigen Abend mit der Family of Friends, Pappa Ante Portas, Weißwein, 2kg Kartoffeln und 7 Litern Senfsoße schon ganz gut erklären, warum das so ist, aber da gibt es noch etwas Anderes, etwas Unbestimmtes. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder ausschlafen? Vielleicht sollte ich aber auch genau das Gegenteil davon tun? Ich frage mich, was wohl Freud dazu sagen würde. Sicherlich nicht: xoxo…

PS: Bis Montag werden keine Erwachsenen-Punkte gezählt!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Zäsur: Tag 3


In Anbetracht der Tatsache, dass das Wochenende vor der Tür steht, wobei nach guter alter Madrider (– hach, Madrid! –) Tradition dasselbe ja auch gern mal am Donnerstag losgehen kann, habe ich mich entschlossen, eine kleine Pause vom erwachsenen Ich zu nehmen – all diese Seriosität war ja sogar für mich selbst schon nicht mehr zu ertragen. Heute Morgen ging es soweit, dass ich mir einen Pferdeschwanz gebunden habe, um auszusehen wie jenes Joghurette Modell, dass da locker flockig durch den Park trabt, behauptet, man könne durchaus Schokolade essen, und trotzdem ein erfülltes schlankes Dasein haben und dabei ganz unerträglich in sich selbst zu ruhen scheint. Wir haben genug von diesem verlogenen Scheiß!!! Stattdessen bereite ich mich jetzt auf das Supershirt Konzert am Samstag vor, koche nebenher meine weltbekannte Senfsoße in industriellen Mengen, freue mich jetzt schon auf den ersten Drink und versuche ganz nebenbei noch die eine oder andere Folge Gossip Girl in meine Freizeit zu quetschen. Gut, dass heute keine Punkte gezählt werden, so kann ich ja jetzt auch gestehen, dass ich voll in Chuck verliebt bin, und versuche diese Geste, die er macht, wenn er nach unten blickt und sich dabei mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel fasst, und die aussagt, dass man von der ganzen beschissenen Mittelmäßigkeit und Stumpfsinnigkeit um einen herum aber sowas von angeekelte ist, so oft es geht in meinen Alltag einzubauen. Bisher Unverständnis auf der ganzen Linie, da hilft nur üben, üben, üben! Dieses Wochenende gehe ich damit übrigens in den Feldversuch, man darf gespannt sein. In diesem Sinne: xoxo

Mittwoch, 29. Juli 2009

Stagnation: Tag 2

Wahrscheinlich ist das meiner Ungeduld geschuldet (-3 Punkte), aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich stagniere in diesem Prozess (Selbstkritik & Einsicht: 2 Punkte)! Gestern kein Alkohol (1 Punkt), mangelhaftes Arbeiten (0 Punkte), zu viel Zeit auf Facebook (-1 Punkt, andererseits: Wer legt fest, wann es zu viel ist?), und jetzt kommt´s: Mehreren Menschen gegenüber behauptet, ich würde im Zuge des Berlin Festivals Jarvis Cocker heiraten: -75 Punkte! Andererseits… So ein etwas älterer Ehemann mit Kind aus der Vorbeziehung stände mir doch ausgezeichnet und ein Ehering würde sicher zusätzlich Punkte bringen, oder?

Dienstag, 28. Juli 2009

Zwischenergebnisse auf dem Weg zum erwachsenen Individuum: Tag 1.

Kathleen hat mich gestern mit Abendbrot versorgt, was als Einsparung angesehen werden kann, jedoch gegen das Selbstversorgerprinzip geht, also 0 Punkte. Alkohol habe ich trotz kurzer mentaler Schwäche nicht getrunken, 1 Punkt. Ich arbeite weiter mangelhaft, erwecke aber immerhin den Anschein geschäftiger Aufmerksamkeit, 0 Punkte. "Alle Anderen" im Kino angeschaut und für realistischer als "Tatsächlich Liebe" befunden, 7 Punkte. Dem Plüschhasen Gute Nacht gewünscht, -5 Punkte. Ich würde sagen, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber wir sind definitiv auf dem richtigen Weg!

Montag, 27. Juli 2009

It´s ok to grow up...

Heute Morgen entschließe ich kurz nach dem Aufstehen, dass ich im Laufe dieser Woche mein Leben in den Griff bekommen werde. Ein kurzer Blick auf mein Konto bestärkt mich in dieser Entscheidung, denn mehr als den reinen Wunsch nach etwas Stabilität verspüre ich nach dem Abgleichen aller Zahlen eine dringende Notwendigkeit. Nachdem meine Mutter mich neulich "schlampig" nannte, setzte sie vor wenigen Tagen noch einen drauf, und gab einer gewissen Besorgnis ihrerseits Ausdruck, was meine Realitätsferne und die damit zusammenhängende offensichtliche "Weigerung erwachsen werden zu wollen" (wie sie es nannte) betrifft. Reflektion ist ja bekanntlich aller Übel Anfang, und im Gespräch mit Heidi versuchen wir herauszufinden, was es mit diesem ominösen Erwachsensein eigentlich auf sich hat. Heißt es, dass man von der Krise aufgrund seiner Investitionen im Bankensektor direkt selbst betroffen ist? Oder dass man keine Jeans und Turnschuhe mehr trägt? Oder dass man für Brot für die Welt oder eine ähnliche Vereinigung spendet? Oder dass man sich bewusst ernährt? Oder dass man Vorhänge und Lampen in der Wohnung aufhängt und verschiedenste Tischdecken und Stoffservietten besitzt? Oder dass man über den kommenden Monat hinaus plant? Oder dass man sich damit abfindet, dass "Tatsächlich Liebe" nur ein Film ist? Mist! Wenn das so ist, dann hat meine Mutter wahrscheinlich sogar recht! Soviel zur Herleitung!

Ich habe mir nun einen kleinen Plan zurecht gelegt, um meinen Eintritt in die Erwachsenenwelt zu forcieren: Zunächst werde ich mich einem strikten Sparplan unterwerfen, der beinhaltet, dass ich meine Ausgaben notiere und mir ein festes Wochenbudget zuteile, das es nicht zu überschreiten gilt. Zum Glück habe ich Festival- und Konzerttickets bereits am Samstag erstanden, so dass das außen vor bleibt. Der Urlaub ist in diesem Zusammenhang ein anderes Thema, welches im Rahmen des Erwachsenseins dringend gesondert zu betrachten ist, da Erwachsene gern in fremde Länder reisen, und sich dann schon auch mal etwas gönnen – habe ich mir sagen lassen. Darüber hinaus werde ich meine Arbeit endlich ernster nehmen. Damit habe ich konsequenterweise heute schon angefangen, als ich mir in einem Meeting Notizen zum Thema machte, und nicht die Einkaufsliste erstellte. Außerdem werde ich unter der Woche keinen Alkohol mehr trinken – dafür am Wochenende vielleicht etwas mehr, das machen Erwachsene nämlich um abzuschalten und so. Oder waren das die Quartalstrinker? Nuancen… Meinen Kleidungsstil kann ich aufgrund der Wochenbudgetsituation nun leider nicht verändern, andererseits ist das vielleicht auch nicht nötig, denn wer so ein tolles Gesicht hat, wie ich, bei dem kommt es nur marginal auf die Kleidung an. Was Liebesdinge betrifft, bin ich schon seit längerem etwas zynisch, so dass es auf diesem Gebiet keinen wirklichen Handlungsbedarf gibt, vielleicht könnte ich aber damit aufhören, an Dinge wie "Ausnahmen" zu glauben. Mal sehen. Über meine Fortschritte werde ich tagebuchartig informieren, und für Anregungen, was das "erwachsene Ich" betrifft, bin ich natürlich offen, vielleicht habe ich ja irgendein grundlegend seriöses Accessoire meiner neuen Identität vergessen? Falls das wider Erwarten alles nicht klappt, melde ich mich übrigens demnächst bei Hedonisten Berlin an, natürlich nur um darüber zu berichten, wie abscheulich ich als geläuterte Erwachsene diese ganze Oberflächlichkeit finde.

Freitag, 24. Juli 2009

Questing not coasting

Man hätte meinen sollen, dass es von meiner Seite aufgrund der aktuellen prekären Transportsituation in dieser wundervollen Stadt mehr Geschichten aus der S-Bahn geben würde (nach dem Prinzip mehr Menschen = mehr Geschichten), aber dieses ständige Eindringen wildfremder Leute in meine persönliche Distanzzone schürt in mir einen derartige Ekel, sowie die Angst vor Schweinegrippe und Taschendiebstahl, dass ich nicht mehr in der Lage bin, mich zu konzentrieren und aus dem Händewaschen auch nicht mehr rauskomme. Aufgrund meiner schier unglaublichen Intelligenz heißt das jedoch nicht, dass nicht trotzdem verschiedenste, mitschreibenswerte Gedanken durch meinen Kopf schießen. Ich bin dafür, dass endlich mal jemand den USB-Stick fürs Gehirn erfindet, um derlei Dinge zwischenspeichern zu können. Nähe ist ein zweischneidiges Schwert, denke ich, während ich zwischen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen das typische FIB-Gefühl jedoch leider ohne die dazugehörige Musik und den Alkoholpegel habe: der Schweiß läuft mir den Körper runter und meine Sonnenbrille beschlägt, während ich versuche, nicht allzu angeekelt auszusehen, wenn ein nasser Arm den meinen berührt. Etikette ist mehr als nur ein Wort für mich. Apropos FIB: Das war ja früher auch so ein Pflichttermin, und die Tatsache, dass ich jetzt für 2 Jahre nicht mehr in Benicàssim war, bedeutet, dass ich dieses Kapitel für mich selbst als beendet betrachte. Dass dann gleich das Festivalgelände abbrennt und die Bühnen umfallen, kommt für mich einem Zeichen des Himmels gleich, und ist - wenn man es recht bedenkt - auch nur verständlich. Wie dem auch sei, endlich geht nun auch diese sehr lange Woche ihrem Ende entgegen. Wenn man schon kurz nach dem Aufstehen das Bedürfnis nach einem Gin Tonic verspürt, dann heißt das jedoch nicht zwingend, dass sich die düsteren Wolken eines drohenden Alkoholismus über einem zusammenziehen, sondern eher dass die Dinge dieses Wochenende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit und geradezu mit Ansage aus dem Ruder laufen werden. Wer will es uns verübeln? Eben!

Mittwoch, 22. Juli 2009

Life is a game we play.

In letzter Zeit scheint es mal wieder an allen Fronten Bewegung zu geben. Ich möchte am liebsten (zum etwa tausendsten Mal diesen Monat) meinen Bürojob hinschmeißen und beginnen, die Geschichten der Menschen in meinem Umfeld aufzuschreiben, wobei ich mich Frage, ob es Psychologen eigentlich manchmal langweilt, wenn sie das ausgekotzte Seelenleben ihrer Patienten betrachten. Neulich abends schaute ich mir mal wieder den Film Closer in der Gewissheit an, dass dabei immer die Gefahr besteht, dass ich mir hinterher mit einem meiner Sonnenbrillengläser die Pulsadern aufschneide. Jedoch nichts dergleichen, selbst das gesamte Album "O" von Damien Rice war dieses Mal nicht essentieller Teil des üblichen Bades in Selbstmitleid, dem ich mich sonst so gern mal hingebe. Nein. Im Grunde brachte es mich kombiniert mit meinen Aufzeichnungen aus dem Monat Februar diesen Jahres sogar zum Lachen. Wenn man ab und an mal wieder hinfällt, ist doch der Moment, in dem man auf dem Boden aufschlägt, der allerbeste. Oder wie Mando Diao sagen würden:

Gunned down in a fight
It was a bloody pleasure
Though I couldn't walk
I'm not dead I smell the pavement
At the end there's a light

In diesem Sinne: Aufstehen und weitermachen. Nur niemals die gnadenlose Selbstüberschätzung verlieren – alles andere wäre Verrat am Ich, und das ist ja wohl (neben verschenktem Talent) das Schlimmste, was es überhaupt gibt.

Samstag, 18. Juli 2009

Big Fish In A Small Pond.

Wer sich fragt, was eine derart soziale Person, wie ich es nun mal bin, an einem Samstagabend allein vor dem PC macht, dem sei gesagt, dass ich unter einem überdimensionalen Kater leide. Es ist diese Art Beeinträchtigung, die morgens schlimm aussieht, aber nicht unüberwindbar, welche jedoch im Tagesverlauf geschwürartig zu wachsen scheint, und einen dann im Laufe des Nachmittags komplett außer Gefecht setzt. Anders gesagt: Es ist so schlimm, dass nicht mal Gossip Girl und Kamilletee geholfen haben.

Ich war gestern zur Hochzeit einer langjährigen Freundin eingeladen. Für mich selbst überraschend werde ich jetzt keine zynischen Tiraden zum Thema Liebe und der Unstetigkeit und Vergänglichkeit derselben vom Stapel lassen – und das liegt nicht daran, dass ich das nicht kann, wenn ich es recht bedenke, mangelt es mir wirklich nicht an Argumenten DAGEGEN, aber in diesem speziellen Fall handelt es sich um eine Frage des Respekts. Romantische Verklärung ist nichts für Anfänger, im Grunde ziehe ich jedoch den unsichtbaren Hut vor dem Mut zweier Menschen, die sich „vor dem Gesetz verbindlich, in guten wie in schlechten Zeiten, aufrichtig überzeugt und aus reinen, idealistischen Gefühlen heraus handelnd blablabla“ mit 2 Ringen und einer Reihe Unterschriften aneinander binden / ketten.

Entgegen all meiner Erwartungen amüsiere ich mich auf der anschließend Feier übrigens blendend – das mag am Wodka oder aber an der Erleichterung über die Tatsache liegen, dass der bittere Kelch an mir noch mal vorübergangen ist, aber wenn es einem gut geht, wozu dann auch die Motive lange hinterfragen? Irgendwann ist es dann plötzlich sehr spät, es regnet, ich bin sehr betrunken, habe definitiv zu viel geraucht, und meine wackligen Lebensweisheiten im Brustton der tiefsten Überzeugung an die dankbare Zuhörerschaft verteilt, jedoch ohne jemals die mir eigene, von innen kommende Heiterkeit zu verlieren. Und plötzlich trifft mich eine Einsicht wie der Schlag: Mir wird bewusst, dass ich in den letzten Monaten vielleicht vieles schlampig, manchmal nicht zwingend sehr durchdacht, und dennoch im Grunde alles richtig gemacht habe: Ich bin nicht länger ein großer Fisch in einem kleinen Teich, manchmal ist der leichteste Weg nicht unbedingt der beste, und so kommt es dass ich nicht "lieber die Erste in einem Dorf, als die Zweite in Rom" bin.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Supersonic!

Bei 15° Außentemperatur und Nieselregen schieben bleiche, sommersprossige Jugendliche in Flip Flops, bauchnabelfreien ärmellosen T-Shirts und kurzen Hosen Kinderwägen durch eine Landschaft, die grüner nicht sein könnte, während über allem der Geruch von Bier, Bratenfett und Curry liegt, und das Radio einfach so zu jeder Tageszeit gute Popmusik spielt. Richtig: Es geht um einen Ausflug nach Großbritannien! Während ich in einem roten Bus über die Tower Bridge fahre und geschwind 10 und 1 zusammenzähle, wird mir klar, dass ich vor fast genau 11 Jahren das erste Mal in London war. Vieles von dem wir dachten, es würde für immer Bestand haben, ist seitdem im großen grauen Brei des Nichts aufgegangen, und Anderes, von dem wir hofften, es sei vergänglich, ist an uns hängengeblieben, wie alter Kaugummi im Haar. So ist das manchmal mit dem Ding, das wir Leben nennen.

Fast alles Britische übt derweil noch immer einen enormen Reiz auf mich aus, auch wenn sich die blinde Anhängerschaft von vor 11 Jahren nun in eine Art fröhlich-entspannte Sympathie gewandelt hat. Ich frage mich, warum ich einst mediterranen Staub und Steine gegen Earl Grey mit einer zarten Note Themse eingetauscht habe, und komme zu dem Schluss, dass es vielleicht nicht immer die klügste Entscheidung ist, seinen Impulsen zu folgen. Wie dem auch sei, man kann halt nicht aus sich raus (falls wider Erwarten doch jemand weiß, wie das geht, spendiere ich gerne mal ein paar Becks und bekomme im Gegenzug einen Anfängerkurs, ja?). Nicht wie sonst führen mich dieses Mal weder Tourismus noch Trinkgelage in die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs, nein in diesem speziellen Fall geht es um die reinste meiner Lieben: ich und Oasis, Oasis und ich – wobei ich mich weigere, anzunehmen, dass diese Liebe einseitig ist, schließlich muss man wenn man Leben rettet, wenigstens ein bisschen lieben (3x "Liebe" in einem Satz – eklig diese Sentimentalitäten!). Abgesehen davon – ich müsste es gar nicht sagen, will es aber gern tun – ist natürlich auch die Gesellschaft und sowohl die geistige als auch die körperliche Ver- und Umsorgung wie immer über jeden Zweifel erhaben (thanks Mel!).

Am Sonntag Nachmittag zeichnet sich das Wembley Stadion majestätisch gegen den blauen, mit Wolken gesprenkelten britischen Himmel ab. Ich spüre ein leichtes Ziehen in der Magengegend, was der wundervollen Mischung aus Nervosität und Vorfreude geschuldet ist. Oasis haben sich nicht lumpen lassen, und fahren als Support 3 großartige Bands auf, für die es sich auf jeden Fall lohnt, auch mal 4 Stunden vor dem Auftritt der Gallaghers in Wembley rumzustehen. Außerdem bleibt so mehr Zeit für PINTS und eine eingehende Betrachtung der Umstehenden, so viel sei gesagt: Hut ab! Reverend & The Makers, The Enemy und Kasabian versüßen uns die Zeit vom 4 bis 8, ehe es endlich soweit ist, und wir bei Roll With It durch die Luft fliegen, uns blaue Flecken holen, in irrsinniges Gelächter ausbrechen und in Bier geduscht werden. Ich könnte jetzt detailliert die Setlist wiedergeben, beschränke mich aber darauf zu sagen, dass es einfach großartig war! Ein enorm Noel-lastiges Set voller Klassiker mit Mitgröhl-Garantie sorgt dafür, dass ich endlich wieder klar sehen kann. Bei Whatever blinzle ich dann die Tränen der Rührung weg, was mit beim Masterplan nicht mehr gelingen will. Wie es auch sei das Leben, es ist gut. Nachdem wir zu Tausenden Don´t Look Back In Anger in den Nachthimmel gebrüllt haben, und durch die Bank fest davon überzeugt sind, dass das genau der richtige Ansatz ist, geht das Konzert seinem Ende entgegen. Auf einer Welle der verschwitzten Euphorie werden wir aus dem Stadion getragen, wobei wir mit unserem entrückten Grinsen heller leuchten als der Piccadilly Circus. Ein Fazit? Zu wenig geschlafen, das Konto geplündert und trotzdem mehr als sicher, dass es sich aber sowas von gelohnt hat!

Freitag, 10. Juli 2009

Morgengrauen.

Heute früh sah ich im ZDF Morgenmagazin wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben das Wort „Morgengrauen“ ausgeschrieben. (Naja, vielleicht hab ich´s auch schon mal im Graf von Monte Christo oder irgendwo gesehen, jedenfalls blieb es heute das erste Mal wirklich bei mir hängen.) Deutsch ist eine ganz wundervolle Sprache – dachte ich sogleich! Morgengrauen! Ein Wort, wie gemacht für diesen kalten Freitag! Man sollte zugleich noch die Worte Mittagsgrauen und Abendgrauen dazu erfinden und immer wenn´s auch nur halbwegs passt benutzen. So wie heute. Ganztagsgrauen!

Ich finde es seltsam, wenn Fremdwahrnehmung und Eigenwahrnehmung beginnen auseinanderzudriften, da bleibt dann nur die Frage, was zu tun ist. Schließt man sich erst mal ein paar Tage ein, um herauszufinden, wer man denn sein will (und soll)? Oder geht man zurück zu den Wurzeln? Anders gesagt: Im Grunde nichts, was ein paar schöne Wodka Orange, die Family of Friends (danke für diesen schönen Ausdruck, George Clooney, würden wir uns kennen, wären wir liiert!) und OASIS in Wembley nicht wieder an seinen Platz zurückstellen können sollten. Die dazugehörige Fußballmetapher lautet: Schweres erstes Spiel, Mannschaft gut, jedoch noch nicht völlig eingespielt, aber der geneigte Zuschauer will ja auch ein wenig Drama sehen (alle Parallelen zur aktuellen Mannschaft von Real Madrid sind beabsichtigt). In diesem Sinne:

Take the time to make some sense
Of what you want to say
And cast your words away upon the waves
Bring them back with Acquiesce
On a ship of hope today
And as they fall upon the shore
Tell them not to fear no more
Say it loud and sing it proud
And they...

Will dance if they want to dance
Please brother take a chance
You know they're gonna go
Which way they wanna go
All we know is that we don't know
What is gonna be
Please brother let it be
Life on the other hand won't let you understand
Why we're all part of the masterplan

I'm not saying right is wrong
It's up to us to make
The best of all things that come our way
And all the things that came have past
The answer's in the looking glass
There's four and twenty million doors
Down life's endless corridor
Say it loud and sing it proud
And they...

Will dance if they want to dance
Please brother take a chance
You know they're gonna go
Which way they wanna go
All we know is that we don't know
What is gonna be
Please brother let it be
Life on the other hand won't let you understand
Why we're all part of the masterplan

Montag, 6. Juli 2009

Zeitverfluggeschwindigkeit.

Immer wenn ich für ein Wochenende in die Provinz fahre, werde ich am Abreisetag von verschiedensten Menschen gefragt, ob es mich nicht ankotzt, jetzt noch über 2 Stunden mit dem Auto durch die Gegend fahren zu müssen, nur um dann irgendwann müde anzukommen, und mit dem Wissen zu Bett zu gehen, dass ich am darauffolgenden Tag früh aufstehen muss, um zur Arbeit zu gehen. Meine Antworten auf diese Frage sind meist etwas vage, weil ich der Rückreise nach Berlin immer ein wenig ambivalent gegenüberstehe. Es ist seit jeher unschön, dass dem Sonntag der Montag mit all seinen Verpflichtungen folgen muss, aber so weit denke ich Sonntag abends meistens gar nicht – und am Rückreisetag noch weniger, denn dann ist endlich einmal der Weg das Ziel! Ich mag es nämlich allein Auto zu fahren: Nur ich in meinem kleinen Faradayschen Käfig, die Musik meiner Wahl und in letzter Zeit der Sonnenuntergang. Erstaunlicherweise sind das in den letzten Monaten immer die Momente gewesen, in denen ich am tiefsten in mich selbst hineinschauen konnte. Das mag daran liefen, dass Autofahren quasi eine Nicht-Tätigkeit ist, so ähnlich wie Abwaschen nur angenehmer. Man kann nebenher nichts anderes tun, aber es beansprucht im besten Fall nur einen Bruchteil an Aufmerksamkeit, und so hat der Kopf mal Zeit, sich um alles Liegengebliebene zu kümmern. Alles Liegengebliebene ist nicht selten eine Menge – wobei mich andererseits in letzter Zeit auch oft genug das schale Gefühl beschleicht, dass zu viel schon wieder zerdacht und zerredet worden ist.

Ich hatte vor 2 Tagen mein 10jähriges Klassentreffen. Währenddessen ertappte ich mich dabei, dass ich mich fragte, wie meine Gedanken wohl geschrieben aussehen könnten, und es formten sich lauter lustige Sätze in meinem Kopf, denn an bemerkenswerten Momenten mangelte es wahrlich nicht. Ich werde diese Sätze jedoch nicht aufschreiben, weil im Endeffekt etwas ganz anderes bei mir hängengeblieben ist: Es können 10 Jahre vergehen, und außer den Äußerlichkeiten (und manchmal nicht mal das) verändert sich nichts. Das ist nun rückblickend so, aber wenn man realistisch ist, muss man sich vielleicht eingestehen, dass es auch zukünftig so sein wird, will heißen, dass sich Theorie und Praxis auch weiterhin harte Duelle liefern werden, man aber in der Endkonsequenz nicht aus sich selber heraus kann. Ich amüsierte mich trotzdem prächtig, wobei mir während des besten Gesprächs des ganzen Abends dann doch noch eine Sache schmerzlich klar wurde: Irgendwann in den letzten 10 Jahren hat sich etwas umgedreht, und in der Folge kam der Idealismus unter die Räder. Ob man dann gleich zum Zyniker wird, sei dahingestellt, aber ein Drahtseilakt ist es allemal. Warum werden Gurken eigentlich manchmal bitter? Und kann man dieses Prinzip nicht auch irgendwie auf Menschen anwenden? Zur Vermeidung meine ich.